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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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gelangen; – wobei einige mit ihren Nasen senkrecht in Gruben stürzten; – andere mit den Schweifen horizontal in Gossen fielen; – hier die eine Hälfte einer gelehrten Profession direkt gegen die andere anrannte, wobei sie dann wie Schweine im Kot übereinander purzelten und rollten; – dort die Brüder eines anderen Berufs, die eigentlich einander feindlich hätten entgegentreten müssen, im Gegenteil wie eine Herde wilder Gänse alle in der gleichen Richtung und Reihe dahinflatterten! Welche Verwirrung! welche Missgriffe! – Geiger und Maler, die nach dem Auge, nach dem Ohr urteilten – wundervoll! – die auf die erregten Leidenschaften bauten – sei es mittelst einer Melodie oder einer für das Herz gemalten Geschichte – statt sie mit dem Quadranten zu messen!
    Im Vordergrund dieses Gemäldes ein Staatsmann, der das politische Rad wie ein unvernünftiges Tier falsch herumdreht – nämlich gegen den Strom der Verderbnis – beim Himmel! – statt mit ihm!
    In dieser Ecke ein Sohn des göttlichen Äsculap, der ein Buch gegen die Vorausbestimmung schreibt; vielleicht noch schlimmer – der den Puls seines Patienten fühlt, statt den seines Apothekers; – ein Bruder der Fakultät im Hintergrund auf seinen Knien und in Tränen – der die Decke von einem verstümmelten Opfer wegzieht und es um Verzeihung bittet; – eine Entschädigung anbietet, statt eine zu fordern.
    In jener weiten Halle eine Versammlung von Rechtsgelehrten von allen Gerichtshöfen, die eine verfluchte, schmutzige, ärgerliche Sache mit aller Macht auf dem falschen Wege betreiben – indem sie sie aus dem großen Tor hinauswerfen, statt hereinreissen! – und zwar mit einer solchen Wut in den Blicken und einem solchen Grad von Hartnäckigkeit im Hinauswerfen, als ob die Gesetze eigentlich zur Herstellung des Friedens und der Erhaltung der Menschheit gemacht wären: – vielleicht dass sie sogar einen noch gewaltigeren Missgriff begehen – einen streitigen Punkt ehrlich abmachen: – zum Beispiel die Frage, ob John o' Nokes' Nase ohne Eigentumsverletzung in Tom o' Stiles Gesicht stehen könne – rasch in 25 Minuten entscheiden, was, wenn man die vorsichtigen Pro's und Kontra's, die ein so verwickelter Fall erfordert, angewendet hätte, ebensoviel Monate in Anspruch genommen; – und auf das militärische Gebiet übergeführt (wie bekanntlich mit jeder Aktion geschehen sollte), und mit all den dabei anwendbaren Kriegskünsten versehen – nämlich Scheinangriffen – forzierten Märschen – Überfällen – Hinterhalten, maskierten Batterien und tausend andern Streichen der Taktik, die darin bestehen, dass beide Parteien alle Vorteile für sich zu erhaschen suchen – möglicherweise ebensoviel Jahre gedauert, und einem Centumvirat vom Handwerk ebenso lange Futter und Kleidung gegeben haben würde.
    Was aber die Geistlichkeit anbelangt – Nein! – Wenn ich ein Wort gegen sie sage, soll man mich tot schießen. – Ich möchte nicht daran rühren; und wenn ich auch möchte – so würde ich mir's ums Leben nicht getrauen. Bei meinen schwachen Nerven und schwachem Kopf, und in der Lage, in der ich mich gegenwärtig befinde, hieße es wirklich fast das Leben riskieren, wenn ich mich durch eine so schlimme, traurige Schilderung vollends ganz herunterbringen und niederdrücken wollte; – es ist daher sicherer für mich, wenn ich einen Vorhang darüber fallen lasse, und so schnell als es mir möglich ist, zu dem Hauptpunkt übergehe, den ich aufzuklären unternommen habe; – und das ist die Frage: wie es komme, dass Leute von möglichst wenig Witz für solche von außerordentlich viel Verstand ausgegeben werden? – Doch merken Sie wohl! – ich sage, ausgegeben werden – denn, mein lieber Leser, es ist wirklich nicht mehr als eine Behauptung, die wie noch zwanzig andere, welche man täglich auf Treu und Glauben annimmt, eben nur eine niederträchtige und noch dazu boshafte Behauptung ist.
    Mittelst der bereits vorangeschickten und wie ich hoffe von dem geneigten Leser gehörig abgewogenen und erwogenen Beobachtung werde ich dies sofort dartun.
    Ich hasse die regelmäßigen Dissertationen; – und vor allem ist es eines der einfältigsten Dinge, wenn man seine Hypothese dadurch erschwert, dass man eine Anzahl großer, dunkler Worte eins vor das andere in gerader Linie zwischen das eigene Begriffsvermögen und das des Lesers stellt, – während wenn man sich recht umgesehen hätte, man höchst wahrscheinlich irgend etwas hätte

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