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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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herumstehen oder hängen sehen, was den betreffenden Punkt sofort aufgeklärt hätte; – denn welches Hindernis, welchen Schaden oder Nachteil bringt einem Menschen denn der löbliche Durst nach Wissen, ob er nun von einem Tropf oder Topf, einem Schöps oder Stuhl, einem Pelzhandschuh, einem Flaschenzug, dem Deckel eines Schmelztiegels, einer Ölflasche, einem alten Pantoffel oder einem Rohrstuhl ausgeht? – Ich sitze nämlich gerade auf einem. Wollen Sie mir erlauben, diese Frage von Witz und Verstand an den zwei Knöpfen seiner Rücklehne zu erläutern? Diese sind, wie Sie sehen, mittelst zweier Zapfen befestigt, welche leicht in zwei Zapfenlöcher eingelassen sind, und sollen was ich zu sagen habe in ein so helles Licht stellen, dass Sie den Sinn und die Meinung meiner ganzen Vorrede so leicht durchschauen, als ob jeder Punkt und einzelne Teil derselben aus Sonnenstrahlen bestünde.
    Ich gehe jetzt schnurstracks auf die Sache selbst ein.
    Hier steht der Witz – und da steht der Verstand, hart nebeneinander, gerade wie die zwei besagten Knöpfe auf der Rücklehne des Stuhls, auf dem ich sitze, Sie sehen, es sind die höchsten und zierlichsten Teile des Gestells – wie es Witz und Verstand von dem unsrigen sind – und wie diese sind auch jene beiden ganz unzweifelhaft gemacht und zusammengepasst, um wie wir in solchen Fällen einer doppelten Verzierung zu sagen pflegen – einander gegenseitig zu heben.
    Des Versuchs halber und zur deutlicheren Erklärung der Sache – wollen wir nun für einen Augenblick die eine dieser Zierden (gleichviel welche) von der Spitze oder dem Zapfen des Stuhls, auf dem sie steht, wegnehmen: – nein, Sie müssen nicht darüber lachen – sahen Sie je in Ihrem Leben eine lächerlichere Anstalt, als jetzt der Stuhl dadurch geworden ist? – Ja, es ist ein so erbärmlicher Anblick wie ein Schwein mit einem Ohr; und gerade so viel Sinn und Symmetrie in diesem wie in jenem. – Bitte – stehen Sie einen Augenblick auf und sehen Sie es sich an. – Nun, glauben Sie, dass ein Mann, dem nur im mindesten an seinem Charakter gelegen wäre, eine Arbeit in einem solchen Zustand aus seiner Hand gegeben hätte? – Legen Sie die Hand aufs Herz und beantworten Sie mir die einfache Frage, ob dieser einzelne Knopf, der jetzt wie ein wahrer Dummkopf da steht, zu irgend etwas Anderem auf der Welt dienen kann, als dass er Einem den Wegfall des Anderen fühlbar macht? – und lassen Sie mich die weitere Frage stellen: würden Sie nicht, falls der Stuhl Ihnen gehörte, im Innern denken, es wäre zehn Mal gescheidter, wenn gar kein Knopf da wäre als der eine?
    Nun sind aber diese zwei Knöpfe – oder obersten Zierden des menschlichen Geistes, die sein ganzes Gestell krönen – nämlich Witz und Verstand, wie ich bewiesen habe, die am meisten nötigen – die am höchsten geschätzten – die am schwersten zu entbehrenden und dem gemäß auch die am schwierigsten zu erringenden von allen: – und aus all diesen Gründen gibt es keinen unter uns, der so wenig Freude an einem guten Namen oder Unterkommen hätte – oder so unwissend in den Dingen, die ihm gut tun, wäre, – dass er nicht den Wunsch und festen Willen hätte, Herr des einen oder andern, oder vielmehr beider, wenn die Sache sich halbwegs machen ließe, zu werden oder wenigstens dafür zu gelten.
    Da nun die ernsteren Herrschaften wenig oder keine Aussicht haben den einen zu gewinnen – wofern sie nicht schon den anderen haben – was glauben Sie wohl, dass aus Ihnen geworden wäre? – Nun, mein lieber Leser, trotz aller ihrer Ernsthaftigkeit hätten sie sich mit einem nackten Innern zufrieden geben müssen: – dies aber hätten sie nur durch eine Anstrengung der Philosophie ertragen können, die im fraglichen Falle nicht vorausgesetzt werden durfte; – so dass ihnen Niemand zürnen konnte, wären sie mit dem Wenigen zufrieden gewesen, dass sie unter ihre Mäntel und große Perücken raffen und verstecken konnten, hätten Sie nicht zugleich gegen die rechtmäßigen Eigentümer ein so großes Geschrei erhoben.
    Ich brauche dem geehrten Leser nicht erst zu erzählen, dass dies mit so viel Schlauheit und Kunst geschah, dass sogar der große Locke, der sich selten durch falsche Töne irre machen ließ, – hier übertölpelt wurde. – Das Geschrei war, scheint's, ein so starkes und ernsthaftes, und mit Hilfe der großen Perücken, feierlichen Mienen und anderer Kunstgriffe ein so allgemeines gegen die armen Witze, dass sich der Philosoph

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