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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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vielen Jahren aus Rand und Band und unter den stündlichen Plackereien, denen sich mein Vater deshalb ausgesetzt sah, namentlich auch die war, dass er nie nach Tisch die Arme übereinander schlug, um sein Schläfchen zu machen, ohne dass der Gedanke, die erste Person, welche die Türe öffne, werde ihn unfehlbar aufwecken, immer zuoberst in seiner Phantasie stand und sich beständig zwischen ihn und die erste balsamische Schlafregung stellte, so dass er ihm, wie er oft sagte, die ganze Ruhigkeit des Schlafes raubte.
    »Wenn sich die Dinge in schlechten Angeln bewegen, kann es dann anders sein, geneigter Leser?«
    Was gibt's? wer ist da? rief mein Vater, der in dem Augenblick erwachte, als die Türe zu krächzen begann. – Wenn doch der Schlosser einmal nach der verdammten Angel sehen wollte! – Es ist nichts, Euer Gnaden, sagte Trim, ich bringe da nur zwei Mörser. – Man soll mir damit hier kein Geklapper machen, rief mein Vater hastig. Wenn Dr. Slop Arzneien zurecht zu machen hat, so soll er es in der Küche tun. – Entschuldigen, Euer Gnaden, versetzte Trim, es sind zwei Mörser für eine Belagerung im nächsten Sommer, ich habe sie aus ein Paar Kanonenstiefeln gemacht, die Euer Gnaden nicht mehr tragen, wie mir Obadiah gesagt hat. – Gott im Himmel! rief mein Vater und sprang dabei von seinem Stuhl auf. Ich habe kein Möbel, auf das ich so viel halte als auf diese Kanonenstiefel: unser Großvater hat sie getragen, Bruder Toby; – es war ein Erbstück. – Dann fürchte ich, sagte mein Onkel Toby, Trim hat sie von dem Erbgut getrennt. – Ich habe nur die Stulpen abgetrennt, Euer Gnaden, sagte Trim. – Ich hasse Perpetuitäten so sehr wie irgend einer, rief mein Vater; aber diese Reitstiefel, fuhr er fort (wobei er trotz seinem wirklichen Zorn doch lächeln musste), sind seit den Bürgerkriegen in unserer Familie gewesen; – Sir Robert Shandy hat sie in der Schlacht bei Marston-Moor getragen. – Ich hätte sie nicht für 10 Pfund hergegeben. – Ich will dir das Geld bezahlen, Bruder Shandy, sagte mein Onkel Toby, während er die zwei Mörser mit unendlichem Vergnügen betrachtete, und mit der Hand in die Hosentasche griff, wobei sich seine Augen nicht davon abwandten, – ich zahl' dir sogleich die 10 Pfund, mit dem grössten Vergnügen.
    Bruder Toby, erwiderte mein Vater und änderte nun seinen Ton, du bekümmerst dich nicht darum, wie viel Geld du verschwendest und wegwirfst, wenn's nur für eine Belagerung geht. – Hab' ich nicht außer meinem Halbsold 120 Pfund jährlich? rief mein Onkel Toby. – Was will das heißen, entgegnete mein Vater schnell, wenn du 10 Pfund für ein Paar Stulpstiefel ausgibst, zwölf Guineen für deine Pontres, und halbsoviel für deine holländische Zugbrücke? Von dem Zug kleiner Bronzekanonen will ich gar nicht reden, die du letzthin bestellt hast, noch von den zwanzig andern Vorbereitungen für deine Belagerung von Messina! Glaube mir, lieber Bruder Toby, fuhr mein Vater fort und nahm ihn dabei freundlich bei der Hand, – diese militärischen Operationen übersteigen deine Kräfte; – du meinst es gut, Bruder, – aber sie stürzen dich in grössere Ausgaben als du Anfangs beabsichtigt hast; – und glaube mir, Bruder Toby, sie werden dir am Ende dein ganzes Vermögen kosten und dich zum Bettler machen. – Was tut das, Bruder, erwiderte mein Onkel Toby, wenn ich nur weiß, dass es zum Besten des Landes ist?
    Mein Vater musste unwillkürlich darüber lächeln; – sein Ärger war ohnedem nie mehr als ein Aufflammen und der Eifer und die Einfalt Trims, sowie die edle (wenn auch steckenpferdliche) Auschauungsweise meines Onkels Toby söhnte ihn sofort wieder vollkommen mit ihnen aus.
    Edle Seelen! – Gott segne euch und eure Mörser dazu! sagte mein Vater zu sich selbst.
     
    67. Kapitel
    Alles ist still und ruhig, sagte mein Vater, wenigstens im Zimmer droben: – ich höre keinen Fuß gehen. – Wie ist es denn in der Küche, Trim? – Es ist keine Seele in der Küche, erwiderte Trim, indem er eine tiefe Verbeugung machte, außer Dr. Slop. – Diese Konfusion! – rief mein Vater und sprang von Neuem empor – heute geht auch kein einziges Ding seinen rechten Weg! Wenn ich an Astrologie glauben würde, Bruder (was übrigens mein Vater wirklich tat), so hätte ich geschworen, es müsse irgend ein rückläufiger Planet über meinem unglückseligen Hause stehen und jeden einzelnen Gegenstand von seinem richtigen Platz vertreiben. – Ich glaubte doch fest,

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