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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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für sein eigenes Zimmer abgeschwatzt hatte.
    „Nun entschuldige mal, ich hatte doch zum Abschied ‚bis heute Abend‘ gesagt.“
    Greta schwieg. Wahrscheinlich hatte ihr Freund das wirklich gesagt. Sie biss sich auf die Lippen vor Ärger. Sie hatte den Nachmittag mehr oder weniger nur damit verbracht, auf Matthias‘ Rückkehr zu warten und nun hatte sie das auf ziemlich uncoole Weise auch noch zugegeben.
    „Jetzt bin ja auf jeden Fall da. Ich war bei Manfredo und habe ihm alles erzählt, was passiert ist, das ...“
    „Na toll! Deine Freundin steht Dir nicht in der ersten Sekunde Rede und Antwort, sondern will erst einmal nachdenken, bevor sie sich zu einem wichtigen Thema äußert, und weil dem Herrn das nicht schnell genug geht, berät er sich lieber mit seinem Kumpel.“
    „Jetzt komm‘ aber mal wieder auf den Boden. Es ist doch nicht so, dass ich mich entscheiden müsste, ob ich entweder mit Manfredo oder mit Dir spreche oder mit wem ich zuerst rede, abgesehen davon, dass ich Dir doch heute Morgen schon alles erzählt habe. Nichts, was auch nur irgendwie wichtig ist, geht ohne Dich, das ist doch klar. Was hätten wir denn sonst noch miteinander verloren? Aber das heißt doch nicht, dass ich nicht auch mit meinem Freund über wichtige Dinge reden kann.“
    Verdammt! Greta war nicht in der Lage, es zuzugeben, aber sie wusste, dass Matthias mit allem, was er sagte, gerade recht hatte. Sie war einfach nicht gut darin, zu vertrauen. Als Kind hatte sie es nicht gelernt, beziehungsweise, sie hatte gelernt, dass Vertrauen zu Verletzbarkeit führt. Ein leichtes Nicken war Gretas ganze Reaktion.
    Matthias ließ sich in dem gegenüberstehenden Sessel nieder, beugte sich vor, legte Greta die Hände auf die Oberschenkel und sagte:
    „Du hast heute früh gesagt, Du musst nachdenken.“
    „Hab‘ ich auch.“
    „Und?“
    „Es ist natürlich Deine Familie. Du musst wissen, was zu tun ist.“
    „Aber?“
    „Aber ich wüsste, was ich täte. Wenn an den Geschichten mit der SS, dem Reichsbank-Gold und Adolf Eichmann was dran ist ... ich meine etwas, was über eine ganz unvermeidliche Verstrickung hinausgeht ...“ Greta rang mit den Worten.
    „Jetzt sag‘ halt: Was würdest Du dann tun?“
    Greta atmete tief: „Ich würde das aufklären, und wenn ich Klarheit hätte, würde ich Konsequenzen ziehen. Kurzum: Ich würde nicht schweigen, sondern aufstehen.“
    „Greta, wir wissen doch noch gar nicht ...“
    „Eben, ich sage ja: Ich würde die Sache aufklären! Sollte sich alles als warme Luft herausstellen, umso schöner.“
    „Du glaubst aber nicht, dass es nur warme Luft ist?“
    „Nein. Wenn Du mich fragst, gibt es keine Verbindung mit Faschisten, die nur warme Luft ist. Ich glaube, es gibt nur Mittäter, Opfer und solche, die Widerstand leisten.“
    Matthias wurde langsam ungemütlich zumute. Ein Opfer war Karl Jäger sicher nicht gewesen, auf jeden Fall nicht mehr als all die Millionen anderen, die Todesangst, Hunger, Kälte und Schmerzen aushalten mussten. Ein Widerständler? Darüber hatte er nie nachgedacht; auf jeden Fall hatte der Großvater niemals etwas erzählt, woraus man einen solchen Schluss hätte ziehen können. Ein Mittäter?
    In dem Augenblick wurde Matthias bewusst, dass er sich, ohne weiter nachzudenken, auf Gretas These eingelassen hatte, es gebe im Zusammenhang mit Verbrechern nur drei Arten von Menschen.
    Aber er sagte: „Mal langsam – wenn Du jetzt in ideologischen Eifer verfällst, bringt uns das kein bisschen weiter.“
    „Ideologischer Eifer?“
    Greta spuckte ihm diese Worte geradezu entgegen.
    „So was sagen Abwiegler gerne. Es geht überhaupt nicht um Eifer. Es geht um Klarheit, Wahrheit und Konsequenz. Als mir klar wurde, was für Leute meine eigenen Eltern und Großeltern waren, war ich noch zu jung und zu schwach, um für alle Welt sichtbar und glaubwürdig aufzustehen. Das Einzige, was ich tat, weil ich nichts anderes tun konnte, war, mich ganz persönlich von dieser Brut zu distanzieren. Weißt Du, wie die Feiglinge das früher genannt haben? ‚Innere Emigration‘! Ein bisschen wenig, meinst Du nicht?“
    Matthias war sprachlos.
    „Und?“, fragte Greta, deren Furor nur langsam wieder nachließ, „hast Du auch nachgedacht? Hast Du Dir überlegt, wie Du mit Deiner Familie umgehen willst?“
    „Ja. Und wie Du schon richtig sagst: Es ist meine Familie!“
    „Das“, sagte Greta und stand auf, „ist die einzige Stelle, an der ich Dir jetzt nicht widersprechen

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