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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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würde.“
    Dann nahm sie eine Jacke vom Haken und verließ das Zimmer.
    Greta hatte nichts weiter gesagt. Kein „bis später“ und kein Hinweis, was sie jetzt noch vorhatte. Aber Matthias hatte auch keinen Grund anzunehmen, dass sie etwas anderes tun würde, als ihre Freundin Daniela zu besuchen, vielleicht vorher noch Tanzen oder eine Pizza Essen zu gehen. Er ahnte, dass er an diesem Abend alleine einschlafen würde. Das tat weh, schien aber auch ihm gerade sehr naheliegend zu sein.

5. Kapitel
    Es herrschte wunderbares Motorradwetter an diesem Dienstag nach Ostern. Der Himmel war, abgesehen von ein paar Schäfchenwolken, blau, es war trocken und schon morgens mild.
    Als Matthias Jäger die Augen öffnete und seinen rechten Arm ausstreckte, bemerkte er, dass er nicht nur alleine eingeschlafen, sondern auch alleine aufgewacht war. Er war sich nicht sicher, ob er gehofft hatte, Greta würde jetzt neben ihm liegen. Auf jeden Fall war es ihre Entscheidung gewesen: Sie war am Abend gegangen und sie war in der Nacht nicht zurückgekommen. Wahrscheinlich schlief sie irgendwo im Haus. Über die Feiertage war der Jägerhof ausgebucht gewesen, aber jetzt waren wieder einige Zimmer frei.
    Als Matthias, schon in seiner Lederkombi, das Zimmer verließ und auf die Galerie trat, wusste er nicht, ob er sich wünschen sollte, Greta jetzt zu treffen. Aber sie war ohnehin nirgendwo zu sehen.
    Unten in der Haupthalle stand eine zierliche, recht junge Frau in einem tomatenroten, einteiligen Motorraddress. Ihre Haare waren kurz, schwarz und lockig. Sie schien auf jemanden zu warten, aber wohl nicht auf Matthias. Schließlich hatte er mit seinen vier Mitfahrern, zu denen die junge Frau offenbar gehörte, vereinbart, dass sie sich zur Besprechung der Tour auf der Frühstücksterrasse treffen. Matthias trat gerade auf die Treppe, als er sah, auf wen die Frau gewartet hatte: Es war sein Bruder Rainer.
    Er kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu, fasste sie zur Begrüßung an beiden Händen und gab ihr rechts ein Küsschen, links ein Küsschen.
    Matthias blieb verblüfft stehen. Die Art, wie die beiden einander begrüßten, war nicht eigentlich unangemessen; kein Außenstehender hätte etwas dabei gefunden. Doch für Rainer war sie ungewöhnlich. Der ältere der beiden Brüder wirkte meistens recht distanziert, er war auf jeden Fall alles andere als ein „Anfasser“. Selbst Anna gegenüber hielt er sich, wenn andere Leute dabei waren, mit zärtlichen Gesten zurück. Wie auch immer - mit dieser Frau im Motorraddress schien er sehr vertraut zu sein.
    Matthias trödelte ein wenig, um den beiden in der Halle nicht zu begegnen. Als er unten ankam, war Rainer schon verschwunden und die Frau ging gerade Richtung Frühstücksterrasse.
    An dem Tisch unter der Kastanie saßen schon seine Mitfahrer für diesen Tag: Christoph und Maria Herbst, ein Ehepaar aus Augsburg, das er schon vor ein paar Tagen kennengelernt hatte, Ralf Lissmann, ein Unternehmer aus Ulm, der die Osterferien seit Jahren im Jägerhof verbrachte, und die Frau in Rot. Matthias begrüßte alle per Handschlag.
    Die Unbekannte hatte braune Augen und einen bemerkenswert hellen Teint.
    „Hallo, wir kennen uns noch nicht, ich bin Matthias.“
    Wenn erwachsene Leute, selbst, wenn sie sich vorher noch nie gesehen haben, einander als Motorradfahrer gegenübertreten, sind sie automatisch sofort per Du. Matthias wusste nicht, woher diese Tradition kam oder wie lange es sie schon gab, aber sie gefiel ihm.
    „Elena – Elena Galanis. Ich war schon öfter bei Ihnen ... bei Dir ... im Hotel, aber ich glaube, wir sind uns wirklich noch nie über den Weg gelaufen.“
    „Sieht so aus, ja. Woher kommst Du denn?“
    „Aus München. Ich studiere da. Aber ursprünglich komme ich aus Griechenland. „Galanis“ bedeutet „blauäugig“, das ist ziemlich doof, denn in unserer Familie hat niemand blaue Augen.“
    Matthias lächelte. Sein Bruder und er hatten in wenigen Dingen den gleichen Geschmack, aber Elena Galanis gefiel ihm auch.
    Über die Strecke des bevorstehenden Tages gab es im Grunde nicht viel zu besprechen. Matthias würde ohnehin vorausfahren. Was er seinen Mitfahrern aber einschärfte, war, es vorsichtig angehen zu lassen. Nach einem langen Winter war jeder ein bisschen aus der Übung, außerdem musste man um diese Jahreszeit an manchen Stellen noch mit Split und Schmelzwasser rechnen.
    Matthias hob die Augenbrauen, als sich die Gruppe vor dem Jägerhof abfahrbereit machte: Elena

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