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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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Greta hereingekommen war, die jetzt neben ihm auf dem Bett saß und ihm sanft die Haare aus der Stirn strich. Sie trug eine blaue Stoffhose und einen eng anliegenden sandfarbenen Pullover mit V-Ausschnitt. Matthias drehte sich um, sah seine Freundin an und lächelte. Er musste daran denken, wie Paul Moroder ein paar Tage zuvor gesagt hatte, Greta habe die besten Brüste, die er jemals gesehen hatte.
    „Du hast nicht viel geschlafen, was?“, sagte sie.
    „Nicht viel, aber tief. Wie spät ist es?“
    „Viertel nach neun.“
    „Donnerstag?“
    „Ja klar, Du bist ja vielleicht durch den Wind. Was ist denn los?“
    „Heikle Geschichte. Aber ich will, dass Du alles weißt. Magst Du mir eine Kanne Kaffee holen? Ich dusche derweil und dann muss ich Dir viel erzählen.“
    Greta küsste ihren Freund kurz und atmete tief durch. Es war offenbar nichts zwischen ihnen kaputt gegangen. Sie konnten immer noch gemeinsame Sache machen, wie auch immer diese Sache aussehen mag.
    Als Greta zurückkam, saß Matthias auf dem Schreibtisch, mit den nackten Füßen auf dem Stuhl. Er hatte eine schwarze Jeans an und einen hellgrauen Kapuzenpulli mit dem Aufdruck „Get your kicks on Route 66“ . Er sah nach der Dusche einigermaßen frisch aus, aber seine Augen waren klein und sein Gesicht blass.
    Greta schenkte eine große Tasse Kaffee ein, reichte sie Matthias, setzte sich im Schneidersitz ihm gegenüber auf das Bett und sagte:
    „Also erzähl’. Ich hab’ jede Zeit der Welt und werde erst dann wieder meinen Mund aufmachen, wenn Du sagst, dass Du fertig bist.“
    Und Matthias erzählte.
    Von der Schublade mit dem Sicherheitsschloss in Rainers Schreibtischschublade, davon, wie Manfredo ihm die Schublade geöffnet hatte und von den Tagebüchern des Großvaters, besonders von der Stelle, an der Karl Jäger geschrieben hatte, wie SS-Männer zehn Holzkisten in die Bibliothek geschafft haben.
    „Habe ich das mit dem Kaffeefleck auf dem Teppich in der Bibliothek erwähnt?“
    Greta sagte nichts.
    „Äh, ich bin fertig, Du kannst jetzt was sagen.“
    Greta lächelte.
    „Nein ... das heißt, ich weiß nicht genau. Sag’s nochmal. Was war mit dem Teppich?“
    Matthias erzählte auch das.
    „Und jetzt, was machen wir jetzt?“, fragte Greta.
    „Wir?“
    „Ja! Du hast gesagt, dass ich alles wissen soll. Und wenn ich alles weiß, will ich auch alles gemeinsam mit Dir machen.“
    „Ja, Du hast Recht. Aber – versteh’ mich bitte richtig – keine Schnellschüsse, keine Eigenmächtigkeiten, nichts ohne mich.“
    Greta musste sich schon ein bisschen zwingen, nicht beleidigt zu sein, sie erinnerte sich gut, wie Matthias ihr ein paar Tage zuvor „ideologischen Eifer“ vorgeworfen hatte. Aber es gelang ihr einigermaßen gut, die Sache aus seiner Sicht zu sehen. Es war seine Familie, seine Geschichte, und sie musste ihm bei aller Gemeinsamkeit wohl wirklich das letzte Wort, so was wie ein Vetorecht zugestehen.
    „In Ordnung.“
    Greta stockte und starre ins Leere.
    „Ist was?“, fragte Matthias.
    „Ja.“
    Greta zögerte.
    „Es ist ... wie soll ich sagen ... keine Eigenmächtigkeit eigentlich, es geht da nämlich um meine Geschichte. Aber ja, ich muss Dir was erzählen. Wir sind ein Team, und da spielt man mit offenen Karten.“
    „Ja komm’, schieß los!“
    Matthias wurde langsam ungeduldig. Sein Bruder würde in allerspätestens 24 Stunden wieder zurück sein, und bis dahin gab es so viel zu erledigen.
    Greta erzählte ihm die Geschichte von Jacques Brel.
    „Schräge Sache“, sagte Matthias. „Immerhin scheint er ja kein fieser Typ zu sein. Aber warum hast Du ihm angeboten, ihm exklusiv zur Verfügung zu stehen, was Deine Familiengeschichte angeht? Warum hast Du ihm nicht gesagt, er soll Dich in Ruhe lassen? Du wolltest doch mit all dem nichts mehr zu tun haben.“
    „Wollte ich auch nicht. Aber mir ist klar geworden, dass Weglaufen eine Scheißidee ist. Wenn ich mich den Rest meines Lebens wegducke, dann bleibe ich für immer das Opfer meiner Vorfahren. Und außerdem ...“
    Greta rutschte nach vorne auf die Bettkante und griff nach Matthias’ Händen.
    „Sei jetzt bitte nicht sauer.“
    Matthias hob die Augenbrauen.
    „Ich habe Jacques Brel gegenüber angedeutet, dass mein Freund, also Du, einer Sache auf der Spur ist, die sich möglicherweise in Wohlgefallen auflösen wird, die aber auch ganz heikel werden kann, dass Du vielleicht in Schwierigkeiten kommen könntest und dass wir dann eventuell Hilfe brauchen könnten

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