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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Shalit außerhalb der Sportanlagen im Norden.
    Der Dodge-Pick-up holperte über die unbefestigte Straße, die zum Osteingang führte. Yousaf hatte den ferngesteuerten Zünder vor sich, mit dem er die Sprengsätze hochgehen lassen würde. Er bat Ibrahim, ein wenig abzubremsen, um die Feinjustierung der Elektronik vornehmen zu können.
    Abu Hassan dachte sich noch immer nichts wegen des Streifenwagens, der ihm zu folgen schien, und sah zum Glockenturm hoch über dem Schulgebäude. Es war eine Minute vor 10.30 Uhr. In der dicht besetzten Aula waren das Orchester und die drei Chöre versammelt und würden jeden Moment mit ihrer Aufführung beginnen.
    Neben den 45 Musikern im Orchestergraben und den insgesamt 145 Sängern auf der Bühne hatten sich in der Aula 1300 Zuhörer versammelt.
    Mark Jenson im vollen dunkelblauen akademischen Ornat bat das Publikum um Aufmerksamkeit und hieß alle willkommen, um wie jedes Jahr das Fest zu Ehren Abrahams zu begehen, des Begründers des israelischen Volkes.
    Die Partnerschule der Canaan Academy, rief er dem Publikum ins Gedächtnis, sei die hebräische Schule in der Kleinstadt Kiryat Arba, wie der biblische Name Hebrons lautete, am Fuß des Hügels, auf dem die israelische Siedlung errichtet wurde. »Und heute«, sagte er, »wollen wir schweigend eine Minute lang dem Grab der Patriarchen gedenken, diesem wundervollen Gebäude über Hebron und letzte Ruhestätte Abrahams in dem Land, in dem er seinen Pakt mit Gott geschlossen hat.«
    Hinter den Chören wurde ein riesiges Foto der Höhle an die Wand gestrahlt, und aus einem Widderhorn, dem traditionell jüdischen Musikinstrument und einzigem der Welt, das sich seit 5000 Jahren nicht verändert hat, erklangen zwei lang gezogene Töne.
    Schweigend überließ sich das Publikum seinen Gedanken. Wer schon einmal in Hebron gewesen war, schloss die Augen im Gebet und sah die gewaltige Grabstätte vor sich, wo die sterblichen Überreste von Abraham und seiner Frau Sarah neben denen seiner Söhne Jakob und Isaak und deren Frauen Leah und Rebecca lagen.
    Nach dieser Schweigeminute erhob sich Mark Jenson erneut und sprach zu den Versammelten: »Wenn wir in Gedanken im Heiligen Land sind, sollten wir jetzt für Frieden bitten, damit wir einst in dieses ferne Land zurückkehren mögen, das für uns immer das Land ist, in dem, wie Mose von Gott versprochen, Milch und Honig fließen.«
    Wieder erklang zweimal das Widderhorn, und das Schulorchester stimmte das Lied mit den heiligsten Worten im Judaismus an:

    Jerusalem, Jerusalem,
    Hör wie es tönt von fern,
    Hosanna in der Höhe,
    Hosanna deinem Herrn.
    Der harmonische Gesang der Abschlussklasse war von herzzerreißender Schönheit und wehte durch die hohen Fenster hinaus über die Wiesen und Wälder von Connecticut.
    Mack Bedford und Benny Shalit hörten es deutlich, während sie den Bus verfolgten, der langsam über die Zufahrt fuhr. Tief bewegt erhob sich der Mann vom Mossad, als hörte er hier und jetzt die israelische Nationalhymne, hielt vor sich den Zünder, beobachtete das blinkende Licht, das, wie er hoffte, Kontakt hatte zum anderen Blinklicht unter der Karosserie des Busses.
    Er wusste nur eines: Das Ortungsgerät funktionierte, wie es sollte. Ruhig sah er den Bus näher kommen, während über den goldenen, die Zufahrt säumenden Eichen die Chorstimmen der Canaan Academy erschallten:

    Jerusalem, Jerusalem,
    Erleuchte uns mit deinem Glanz
    Den Weg zur Seligkeit
    Für heut und alle Zeit.
    Mack Bedford war ganz auf die Zufahrt konzentriert. Zwei riesige Eichen, die relativ dicht beisammenstanden, hatte er sich als den Punkt auserkoren, an dem der Bus in Reichweite sein sollte. Die nächsten hundert Meter würden die letzten werden, die dieser Bus jemals zurücklegte.
    Den Blick durch das Fernglas gerichtet, sagte er ruhig: »Jetzt hat er die Hälfte hinter sich, Benny. Bereithalten.«
    Bennys rechte Hand rückte unmerklich zum schwarzen Knopf auf dem Gerät, dessen rotes Licht unaufhörlich vor sich hin blinkte.
    »Wir sind in Reichweite. Ich habe 250 Meter …«
    »Alles klar, Kumpel.«
    »Okay, Benny, jetzt! «
    »Kontakt!«
    Der Chor sang die himmlischen Worte von Jerusalem:

    Keine Tränen und kein Weinen mehr,
    Kein Tod, kein Schmerz, kein Leid,
    Vergangen ist, was einstens war,
    Aus Dunkelheit ward Licht.
    In diesem Augenblick erlosch Bennys rotes Licht, und das grüne glühte auf. Und der Zünder unter Ibrahims gelbem Schulbus verrichtete seine Arbeit. Die acht

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