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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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gut könnte man den unsterblichen Simon Wiesenthal bitten, sich die tamilischen Tiger vorzuknöpfen.«
    »Die gehen euch nichts an, was?«, sagte Mack. »Wie wäre es mit einer Tasse Tee? Für meine undankbaren Gefährten.«
    Alle drei lachten, während sie zur Abwechslung einmal den normalen Hoteleingang benutzten. Keinem fiel auf, dass Benny noch immer den Fernzünder umklammert hielt, so, als wollte er ihn nie mehr loslassen.

K APITEL Z WÖLF
    Ibrahims Fluchtplan hatte vorgesehen, nach dem geglückten Anschlag in den Bergen die Grenze zu Massachusetts zu überqueren. Im Moment aber hatte er eine Heidenangst und wusste nicht, was er tun sollte.
    Seine kleine Armee war ausgelöscht. Der Fehlschlag hatte ihn jeglicher Energie beraubt, trotzdem war er bei Weitem nicht so sehr erschüttert wie Yousaf, der auf dem Beifahrersitz unkontrolliert vor sich hin schlotterte und ständig wiederholte: »Sie schicken uns nach Guantanamo zurück, ich weiß es, sie schicken uns zurück.«
    Ibrahim musste ihn nachdrücklich daran erinnern, dass sie noch nicht festgenommen waren und er, Yousaf, endlich seinen Mund halten solle, damit er nachdenken könne.
    Yousaf allerdings konnte nicht aufhören, er brabbelte in einem fort und gestand, dass er Todesängste ausstehe, der Dreckskerl Staff Sergeant Ransom sei hinter ihnen her und würde sie in ihre Zelle im Camp 5 zurückschaffen.
    »Yousaf«, sagte Ibrahim, »lass dir drei Dinge gesagt sein. Erstens sind wir noch nicht verhaftet, zweitens werden wir noch nicht einmal gejagt, und drittens haben wir jetzt genau ein Ziel, und das ist, so schnell wie möglich aus den USA zu verschwinden.«
    »Aber das schaffen wir doch nie«, stöhnte Yousaf. »Sie schließen die Flughäfen, durchsuchen alle, errichten Straßensperren und inspizieren die Schiffe.«
    »Hör zu, Yousaf«, sagte Ibrahim. »Wir dürfen nicht in Panik geraten. Ich weiß, wir haben uns mit Gewalt Zugang zu diesemLand verschaffen müssen, aber Rauskommen ist immer einfacher. Wir haben unsere Reisetaschen, wir haben unsere Pässe und wir haben Geld. Außerdem haben wir Freunde. Also beruhige dich. Und vertraue auf Allah. Er wird uns nach Hause bringen.«
    »Ich denke mir eines«, sagte Yousaf. »Hätten wir die Schule hochgehen lassen, würden wir jetzt noch mehr gesucht werden. Wir haben nur einen Bus in die Luft gesprengt, das ist doch bei Weitem nicht so schlimm, oder? Vielleicht haben wir jetzt eine höhere Chance, davonzukommen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Ibrahim. »Vielleicht haben wir die.«
    Sie hatten mittlerweile die Kleinstadt Canaan erreicht und waren bislang auf keine Straßensperren gestoßen. Die Explosion lag erst fünf Minuten zurück. Noch vor dem Zentrum Canaans bog Ibrahim rechts ab und nahm auf der Interstate 7 die letzten zwei Kilometer zur Grenze in Angriff.
    Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, die sich allesamt um Boston drehten. Die Stadt bot ihnen Zuflucht, dort fand sich ein Netz aus El-Kaida-Schläferzellen, sicheren Wohnungen, von denen einige Osama persönlich, andere weiteren Mitgliedern der Bin-Laden-Familie gehörten. Sie waren ihnen gegenüber nicht immer freundlich eingestellt, aber keiner war ihnen offen feindlich gesinnt.
    Es gab dort islamische Kontakte. In der Commonwealth Avenue gab es eine Moschee, die Masjid Al-Quran, wo sie zu Allah beten konnten. Ibrahim hatte Freunde dort, die aus Pakistan zum Studium an der Islamischen Gesellschaft nach Boston gekommen waren.
    Trotz alledem war Boston seit den Ereignissen vom 11. September nicht unbedingt das sicherste Pflaster. Beide Maschinen, die in den Nord- und Südturm des World Trade Center gestürzt waren, American 11 und United 175, waren in Boston gestartet; seitdem musste sich die Stadt mit dem Vorwurf herumschlagen, eine Terroristenhochburg zu sein.
    Den Flughafenangestellten konnte man dafür keine Schuld geben. Aber in der Polizeidienststelle in der New Sudbury Street wimmelte es nur so von knallharten Bullen irischer Abstammung, die sehr genau jeden musterten, der aussah, als käme er aus Arabien oder dem Nahen Osten.
    Bei näherer Betrachtung kam Ibrahim Sharif zu dem Schluss, dass er mit seinem schwarzen Vollbart, seiner dunklen Gesichtsfarbe und seiner schrecklichen Vergangenheit vielleicht besser einen weiten Bogen um Boston machen sollte.
    Was eine Reihe von Fragen aufwarf, auf die er keine Antwort hatte und vielleicht auch nie eine finden würde. Wohin sollten sie? Wer konnte ihnen helfen? Wie kamen sie aus den USA wieder

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