Lauschangriff - Im Visier der Feinde
Mack. »Unsere Jungs von der Aufklärung machen keine Fehler. Wenn sie sich nicht sicher sind, halten sie den Mund. Und wenn sie den Mund halten, rühren wir uns nicht.«
»Und den anderen? Hast du den auch schon mal gesehen?«, fragte Johnny.
»Bin mir nicht sicher«, erwiderte Mack. »Es waren zwei Typen, die wir damals in dem Dorf festgenommen haben. Kann gut sein, dass dieser Kerl auf dem Beifahrersitz der zweite von damals ist. Aber damals hatte er einen Vollbart. Ich erinnere mich nur noch, dass er mir, als wir nach dem Dynamit gesucht haben,unaufhörlich mit dem Koran kam. Deswegen hab ich ihm einen Tritt in den Arsch verpasst.«
»Und habt ihr das Dynamit gefunden?«
»Klar. Wir haben es immer gefunden.«
Es war an der Zeit, dass Mack und Johnny getrennte Wege gingen. Johnny kehrte zu Banda Fine Arts zurück und reichte die Aufnahmen an die CIA in Langley weiter. Er verfügte über Kontakte dort, die mindestens so gut waren wie die von Mack. Und Mack würde Bob Birmingham von den Ereignissen westlich von Norfolk lückenlos Bericht erstatten.
Er würde dem CIA-Chef alles offenbaren. Die CIA war nicht daran interessiert, ob dort irgendein Verbrechen begangen worden war, es kam ihr einzig und allein auf die Liquidierung von Ibrahim, Yousaf, Ben und Abu an. Sie war dankbar, dass Ben und Abu beseitigt waren, und wollte nur wissen, wann und wo auch die anderen beiden sterben würden.
Mack teilte der CIA alles mit, was er über die Mountainside Farm und den zu einer fahrenden Bombe umgewandelten Schulbus wusste. Und wie erwartet wollte Bob Birmingham wissen, wo sich die beiden Flüchtenden jetzt aufhielten.
Mack lieferte ihm das Kennzeichen sowie eine Beschreibung des verdreckten Dodge, in dem Ibrahim und Yousaf mutmaßlich geflohen waren. Außerdem könne er in der nächsten Stunde mit sehr guten Aufnahmen der beiden Täter rechnen.
»Gut«, sagte Birmingham. »Bleiben Sie dran.«
Der Polizeichef von Torrington versuchte herauszufinden, in welcher Sache er genau ermitteln sollte. Die menschlichen Überreste waren, falls sie nicht eingeäschert waren, über die gesamte Parklandschaft verstreut. DNS-Tests mikroskopischer Partikel könnten vielleicht einige Aufschlüsse geben, aber keiner der Forensiker wollte darauf wetten.
Niemand war als vermisst gemeldet worden. Die CIA hatte nur wenig über die Farm verlauten lassen. Abgesehen von einigen gesprungenen Fensterscheiben an der Südfassade der Schule waren keine Sachschäden zu beklagen, Schüler, Lehrer und Eltern hatten nicht einen Kratzer abbekommen. Die Druckwelle war, wie es bei solchen Explosionen häufig vorkam, irgendwie absorbiert worden. Trotzdem sorgte die Detonation, die in unmittelbarer Nähe zu einer privaten Bildungseinrichtung stattgefunden hatte, für nicht wenig Entsetzen.
Die CIA gab preis, dass man Terroristen dahinter vermute, die Attentäter allerdings hätten sich durch ihren Sprengsatz ganz offensichtlich selbst in die Luft gejagt. Bis auf zwei. Laut CIA hatten sich zwei der Anführer nicht im Bus befunden, sondern in einem anderen Wagen, mit dem die Beteiligten nach erfolgtem Anschlag wohl die Flucht hatten ergreifen wollen. Allerdings habe es keinen Sinn, die Bevölkerung aufzuschrecken, indem man sie darüber in Kenntnis setzte, dass die US-Behörden einen Anschlag auf eine US-Schule vereitelt hatten; dadurch würden nur die beiden Anführer vorgewarnt. Die landesweite Fahndung nach ihnen sei aber eingeleitet.
Die CIA bat die Polizei in Torrington, nach einem alten, verbeulten schwarzen Dodge Ram mit einem Kennzeichen von Massachusetts Ausschau zu halten. Es sei anzunehmen, dass sich der Pick-up noch in der näheren Umgebung von Canaan aufhalte. Darüber hinaus wurde die Polizei in Torrington informiert, dass die beiden gesuchten Terroristen, Ibrahim Sharif und Yousaf Mohammed, geboren im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet, ehemalige Guantanamo-Insassen und extrem gefährlich seien.
Der Polizeichef übertrug den Fall Captain »Buzzy« Hannon, der Officer Tony Marinello zu seinem Assistenten berief. Er hätte im gesamten County keinen eifrigeren Polizisten finden können, und auch keinen, der wusste, wann es galt, Stillschweigen zu bewahren.
Keine Stunde später hatten sie die Mountainside Farm auseinandergenommen, aber wenig gefunden, von verschüttetem Ammoniumnitrat in der Scheune abgesehen. Persönliche Gegenstände waren am Abend zuvor verbrannt worden oder hatten sich im Bus befunden, als es zur Explosion gekommen
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