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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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erschrecken Sie sie nicht — daß es keine Panik gibt; nur denken Sie daran, daß es hier um Leben oder Tod gehen kann. Fangen Sie mit den Anproben an. Mr. Tompkins und ich kümmern uns ums Foyer.« Er wandte sich zu Roberta Willis. »Laufen Sie hinüber zu Négligés. Sagen Sie Mrs. Noble, daß ich Sie geschickt habe. Bringen Sie alles, was dort an Bademänteln, Morgenröcken und Kimonos zu haben ist, hierher. Mrs. Noble und ihre Verkäuferinnen werden Ihnen helfen.«
    »Ja, Sir.« Damit schlüpfte Roberta davon. .
    Mr. Tompkins sagte: »Norrish ruft das Sprengkommando an, McMahon die Feuerwehr. Gesetzliche Vorschrift. Wir müssen sie verständigen.«
    »Gut«, erklärte Kirkpatrick. »Also gehen wir hinein. Miß Evans, worauf warten Sie noch?«
    Ich wartete auf gar nichts. Ich war nur fasziniert und lauschte seiner Stimme. Patsy Cullen und ich gingen ins Foyer und machten uns ans Werk. »Sagen Sie, es ist eine Feuerübung«, flüsterte Patsy mir zu. Ich nickte; und dann gingen wir den Flur hinunter, steckten die Köpfe in die Anproben und zwitscherten: »Feuerübung, Feuerübung! Alles bitte hinaus. Alles hinaus. Bitte beeilen, beeilen bitte. Die Feuerwehr wird jeden Moment hier sein. Bitte alle herauskommen, wie Sie sind. Lassen Sie Ihre Kleider hier; Sie kommen hierher zurück. Handtaschen mitnehmen, bitte. Beeilen, bitte, beeilen. Feuerübung, Feuerübung!«
    Das Mädchen mit der Chirurgenmaske war noch immer in Anprobe 4 und probierte gerade eine Krinoline an. Sie sah merkwürdigerweise durchaus passend angezogen aus für die Gelegenheit. Sie zuckte nicht mit der Wimper, als ich mein Verslein über die Feuerübung aufsagte, doch Miß Greene preßte sich die Hand aufs Herz und schickte sich an, in Ohnmacht zu fallen. Das Mädchen legte ruhig einen Arm um Miß Greenes Schulter und führte sie hinaus wie ein Kind.
    Ich alarmierte Margot Barry und die Näherinnen; und wie üblich begann Margot mit mir zu argumentieren, als ob ich ihre heiligen Bürgerrechte verletzte. Ich antwortete ungeduldig: »Raus hier, raus.«
    Auf der Fifth Avenue heulten Polizeisirenen, und wir waren umgeben vom Kreischen, Hupen und Rattern der Feuerwehrwagen. Ich warf einen Blick in den Raum der Beraterinnen und fand dort Mrs. Buckingham, die irgend etwas unter dem Tisch suchte. »Mrs. Buckingham! Dies ist eine Feuerübung! Wir müssen die Abteilung sofort räumen!« Sie erwiderte ungerührt: »Meine Liebe, ich lasse mich nicht ohne meine New York Times evakuieren. Ich habe heute morgen noch nicht einmal die Zeit gehabt, mir die Todesanzeigen anzusehen.« Ich war verzweifelt; plötzlich schrie sie jedoch triumphierend auf: »Ha! Da ist sie!« und trottete hinaus, die Zeitung gegen den Busen gepreßt.
    Ich blickte in Mrs. Snells Büro und in das meine. Etwas überrascht stellte ich fest, daß beide leer waren. Die Anproben waren alle geräumt, bis auf ein Mädchen, das erklärte, Pazifistin zu sein und deshalb aus Überzeugung an keinem wie auch immer gearteten Alarm teilnehmen zu können. Patsy debattierte mit ihr, doch ich hatte nicht die Geduld. »Es tut mir leid, aber Sie müssen hier sofort heraus«, sagte ich, »sonst werden Sie in diesem Flügel des Hauses eingeschlossen.«
    »Eingeschlossen?« echote sie.
    »Ja«, erwiderte ich. »Beeilen Sie sich, oder wir übernehmen keine Verantwortung, falls Ihnen etwas zustößt.« Da ging sie ohne weitere Widerrede, und Patsy und ich eilten ihr nach, hinaus ins Foyer.
    Dort befanden sich jetzt nur die vier Männer: Kirkpatrick, Mr. Tompkins, Ted Norrish und Ben McMahon. Die Suche war bereits im Gange. Sie zogen mit großem Kraftaufwand Sofas und Sessel von den Wänden, suchten dahinter und darunter und klopften die Kissen ab. Die Bräute, mitsamt Verwandten und Freundinnen, standen dichtgedrängt in beträchtlicher Entfernung außerhalb unseres schmiedeeisernen Torbogens. Roberta Willis und Mrs. Noble von Négligés verteilten Morgenröcke und Hausmäntel an alle unzureichend Bekleideten; Vivienne Gordon und das Mädchen mit der Chirurgenmaske bemühten sich um die arme Miß Greene, die anscheinend wieder ohnmächtig geworden war. Es sah aus wie eine Kriegsszene im Film; es fehlten nur noch ein paar lächelnde, freiwillige Helfer, die warme Suppe austeilten, um das Bild ganz echt zu machen.
    Kirkpatrick, der gerade unter einem Sofa herumgetastet hatte, richtete sich auf, sah Patsy und mich, verzog finster das Gesicht und kam herübermarschiert: »Da hinten alles klar?«
    »Ja«, sagte ich.
    Er

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