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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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ihn an. Tiefe Stille. Es kann nicht wahr sein, dachte ich.
    Es war wahr. »Mrs. Albacini, Miß Albacini. Freunde. Ich habe eine gute Nachricht für Sie. Ich habe das Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, daß soeben ein Anruf von der Abteilung Brautausstattungen gekommen ist. Die Kleider sind gefunden. Sie befinden sich auf dem Wege in den Salon; und sobald Sie bereit sind, werden Miß Evans und ihr Stab mit den Anproben beginnen.«
    Ein Höllenspektakel brach los. Mrs. Albacini drückte mich so heftig an sich, daß mir die Rippen krachten. Miß Albacini schlang die Arme um mich und verpaßte mir feuchte Küsse. Großmütter schüttelten mir die Hand; Verwandte klopften mir auf die Schultern; die Luft war getränkt mit Freude, es erschien wie ein Traum.
    »Ich bin entzückt über diese glückliche Lösung«, sagte Mr. Carroll und sah aus, als hätte er mindestens noch tausend Jahre zu leben. »Würden Sie sich der Damen bitte annehmen, Miß Evans?«
    »Ja, Mr. Carroll.«
    Miß Keeler ließ durch irgendein magisches Zeichen einen Fahrstuhl für uns kommen. Wir strömten hinein und fuhren ohne Halt hinunter in den fünften Stock. Ich führte die Prozession durch Miederwaren, Negliges, Schuhe und Modehüte; und als ich durch den weißen, schmiedeeisernen Bogen trat, rief Alice Pye mir entgegen: »Miß Evans! Oh, Miß Evans!«
    Ich ging zu ihr. »Was gibt’s denn, Alice?«
    »Mr. Giachino hat aus Boston angerufen. Sie möchten so schnell wie möglich zurückrufen.«
    »Er braucht sich keine Sorgen mehr zu machen«, sagte ich. »Die Kleider haben sich eingefunden.«
    Miß de Wild kam auf mich zugeeilt. »Miß Evans, die Kleider hängen alle in der großen Anprobe. Alles ist fertig. Und Miß Margot wartet auch mit dem Gesteck und den Hüten.«
    »Wer hat die Sachen gefunden?«
    »Ich«, sagte Miß de Wild bescheiden. »Sie waren aus Versehen in den dritten Stock geliefert worden.«
    »Aus Versehen!« wiederholte ich. »Dafür wird ein Kopf rollen, so wahr ich hier stehe.« Damit kehrte ich zurück zu dem vergnügt schnatternden Schwarm und sagte: »Miß Albacini, würden Sie und die Brautjungfern bitte mitkommen? Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.«
    Beschwingt folgten Miß Albacini und ihre zehn Begleiterinnen mir in die Spezialanprobe. Die Kleider hingen an einem Ständer, und als ich den ersten Blick darauf warf, fühlte ich, wie das Dach über mir zusammenstürzte. Das gestickte Spitzengewand hatte sich in ein Kleid mit weitschwingendem Rock aus Chantilly-Spitze verwandelt. Und aus den zehn Seidenorgandy-Kleidern für die Brautjungfern war gepunkteter Schweizer Batist geworden.
    Miß Albacini wurde ohnmächtig.
    In der allgemeinen Verwirrung entkam ich in mein Büro und rief zum drittenmal an diesem Tage John Giachino in Boston an.
    Er erwartete meinen Anruf bereits. Ich sah ihn buchstäblich, wie er an seinem Schreibtisch in dem vollgestopften Büro saß und die Hände rang.
    »Nun, Mr. Giachino?« fragte ich sanft.
    »Miß Evans! Sprechen Sie nicht mit mir in solchem Ton. Jedem kann ein Fehler unterlaufen. Ich sagte Ihnen doch, daß wir einen neuen Expedienten haben. Er hat Ihnen die falsche Order geschickt. Was Sie bekommen haben, war für Saks, Fifth Avenue, bestimmt.«
    »Und wo ist unser Auftrag, Mr. Giachino?«
    »Der ist noch hier, Miß Evans. Sicher und unbeschadet.«
    »Sicher und unbeschadet«, schrie ich auf. »Und was gedenken Sie zu tun?«
    »Ich werde die Sachen persönlich in meinen Wagen laden und zum Flugplatz fahren, Miß Evans. Ich werde den Auftrag persönlich vom Wagen in die Maschine umladen. Es wird alles in Ordnung gehen. Vertrauen Sie mir.«
    »Ich vertraue weder Ihnen noch sonst jemandem, Mr. Giachino. Angenommen, das Flugzeug stürzt ab?«
    Er stöhnte auf. »Sagen Sie das nicht. Hören Sie zu, Miß Evans; ich werde die Sachen nicht nur persönlich ins Flugzeug bringen; ich werde selbst mitfliegen und Ihnen den Auftrag persönlich übergeben. In Ordnung?«
    »Sie können nicht vor Geschäftsschluß heute hier sein.«
    »Wenn ich es könnte, würde ich es tun, Miß Evans.«
    »Wann werden Sie hier sein?«
    »Ich fliege heute abend, übernachte im Hotel, und ich schwöre Ihnen, daß Sie den ganzen Auftrag morgen früh als erstes haben. Um neun Uhr dreißig.«
    »Ist das versprochen?«
    »Auf mein Wort.«
    »Lassen Sie mich nicht im Stich, Mr. Giachino.«
    »Nein, Miß Evans. Ich lasse Sie ganz gewiß nicht im Stich. Sie können auf unseren Kundendienst immer zählen.«
    Kaum hatte ich aufgelegt,

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