Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
Vom Netzwerk:
sich feixend auf mein Bett.
    »Du hättest mich vorwarnen sollen, daß du Männer mitbringst«, sagte ich, und gab mir Mühe, verletzt und empört zu klingen.
    »Und damit die Überraschung verderben?« erwiderte Suzanne. »Pah. Im übrigen sahst du reizend aus mit dem Strubbelkopf und dem Kleid hinten offen. Die beiden Herren waren zutiefst beeindruckt.«
    Einer der beiden war ihr Freund, Dr. Witold Piast. Er war Pole, ungefähr dreißig, unerhört gutaussehend, mit kornblumenblauen Augen und (lachsfarbenem Haar, von dem man annahm, daß es unmöglich echt sein konnte, dazu ein engelhaft unschuldiger Gesichtsausdruck. Er war kein gewöhnlicher Pulsfühler, sondern irgendein Bazillenfachmann, durch eine Stiftung eigens aus Warschau herübergeholt, um an einem der großen wissenschaftlichen Institute im Osten New Yorks Forschungsarbeiten zu tun. Er war völlig frauennärrisch, und wenn Suzanne einmal zufällig nicht da war, versuchte er sein Glück bei mir oder bei jedem röcketragenden Wesen, das gerade da war. Wenn er sich bei seinen Bazillen so leidenschaftlich engagierte wie beim weiblichen Geschlecht, würden wir sicher in nicht zu ferner Zukunft mit einigen weltbewegenden Entdeckungen rechnen können.
    Der zweite junge Mann war ein Schweizer namens Eric Strauss, ein Freund von Witold, ebenso groß und gutaussehend, aber ein oder zwei Jahre älter; er arbeitete in demselben Institut, nur war er nicht auf Bazillen, sondern auf Viren spezialisiert. Während Witold von dem, was ihm die Stiftung zahlte, kaum existieren konnte, kam Eric aus einer wohlhabenden Züricher Familie, die (laut Suzanne) Fabriken und Berge überall in der Schweiz besaß, und er rollte praktisch im Geld. »Du solltest seinen Wagen sehen«, meinte Suzanne vertraulich. »Ein Prachtstück. Ein Alfa Romeo 2600. Bist du vielleicht schon jemals in einem Alfa Romeo 2600 gefahren?«
    »Ich glaube nicht.« Meine Aufmerksamkeit galt der Bändigung einer Locke, die in die Luft ragte wie ein Palmwedel.
    »Außerdem«, fuhr Suzanne fort, »interessiert es dich vielleicht, daß er vor zwei Jahren für die olympische Skimannschaft aufgestellt wurde. Leider brach er sich kurz vor Beginn der Olympiade ein Bein und konnte nicht mitmachen. Aber bist du nicht beeindruckt, was ich dir heute abend für eine Persönlichkeit biete? Einen jungen, gutaussehenden, reichen Olympia-Skiläufer, der Spezialist für Viren ist und einen Alfa Romeo 2600 besitzt — könntest du dir mehr wünschen?«
    »Trinkt er?«
    »Nicht übermäßig. Vorwiegend dunkles Lagerbier.«
    »Läuft er hinter Frauen her?«
    »Soweit ich weiß, hält sich das in Grenzen.«
    »Die Qualifikationen sind umwerfend«, erklärte ich. »Und wo ist das Haar in der Suppe?«
    »Das Haar in dieser Suppe keimst du nur zu gut, mein Schatz.«
    »Er ist verheiratet?«
    »Genau. Er hat eine hübsche kleine Frau zu Hause in Zürich und zwei goldige kleine Töchter namens Vicki und Nicki, Alter vier und fünf.«
    »Ich sehe sie direkt vor mir«, erklärte ich, »mit süßen, flachsblonden Zöpfen.«
    »Das ist unser Problem, D’Arcy«, erklärte Suzanne ruhig, »und es hat keinen Sinn, die Augen davor zu verschließen. Die besten Männer sind schon vergeben, und uns bleiben nur die Witolds dieser Welt.«
    »Ich dachte, du bist irrsinnig glücklich mit Witold.«
    »Glücklich? Natürlich. Auf manchen Gebieten ist er sensationell. Aber welche Frau im Vollbesitz ihrer fünf Sinne würde daran denken, ihn zu heiraten?« Sie stand auf. »Bist du fertig mit deinem Gesicht?«
    »Ja. Mehr kann ich daran nicht tun.«
    »Dann wollen wir zu den Knaben gehen.«

    Im Wohnzimmer tranken wir noch ein Glas zusammen und — wie üblich nach zwei Martinis — wurden unerhört witzig und aufgeräumt. Es sah so aus, als würde mein Geburtstag doch nicht so verheerend werden, wie ich es erwartet hatte.
    Kurz nach acht brachen wir auf, um essen zu gehen. Draußen stand Erics Alfa Romeo 2600 — ein Prachtstück, wie Suzanne gesagt hatte, leuchtend rot wie ein Feuerwehrwagen, mit weißen Lederpolstern. Ich nahm Suzanne beiseite und fragte, ob wir in dem Wagen irgendwohin fahren würden.
    »Fragen stellen darfst du nicht. Dies ist noch eine Geburtstagsüberraschung für dich.«
    »Aber Suzanne, das ist ein offener Sportwagen, und ich habe einen leichten Frühjahrsmantel an.«
    »Keine Angst. In einem teuren Wagen wie einem Alfa Romeo 2600 friert man nie. Außerdem können wir Eric bitten, das Verdeck hochzuklappen.«
    »Suzanne, sag mir:

Weitere Kostenlose Bücher