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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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er die vier Fremden vor. Es waren Mr. und Mrs. Haysmill; Mr. Watkins; und Mr. Donald Watkins. Mr. Haysmill und Mr. Watkins waren sich äußerlich nicht unähnlich — ältere, düstere Männer in düsteren Anzügen mit dunklen Krawatten; Mrs. Haysmill wirkte etwas zu farbenfreudig mit einem 25-Dollar-Frühlingshut, der sich grausam mit ihrem Zehntausend-Dollar-Pastellnerz biß; und Mr. Donald Watkins war eine Art Super-Apollo, einer der schönsten Männer, die mir je vorgekommen sind. Ungefähr einsneunzig groß, mit Schultern wie Felsvorsprünge; er hatte riesige Hände, dazu einen winzigkleinen Kopf — einen Stecknadelkopf mit vollendet klassischen Zügen; ferner langes, goldenes Haar und eine Sonnenbräune, die aussah, als habe ihn jemand in einen Riesenbottich mit Bronzefarbe gesteckt.
    Plötzlich war mir klar, um wen es sich handelte. Mr. und Mrs. Haysmill waren natürlich Nina Haysmills Eltern. Mr. Watkins war der Vater von Donald Furnieux Watkins III, Nina Haysmills Verlobtem.
    Doch was taten sie alle hier? Und warum sahen sie mich mit so schweigender Feindseligkeit an?
    Mr. Carroll holte tief Luft, dann begann er zu sprechen.

    »Nun, Miß Evans, vielleicht können Sie uns helfen«, sagte er. »Ich nehme an, Sie wissen, daß Mr. Donald Watkins mit Miß Nina Haysmill verlobt ist und daß sie in einer Woche heiraten wollten?«
    »Ja, Sir.«
    »Miß Haysmill bestellte bei uns ihr Brautkleid, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie waren also mit Miß Haysmills Auftrag befaßt?«
    »Direkt bearbeitet hat den Auftrag Miß Banville — «
    »Wer?«
    »Miß Suzanne Banville, eine unserer erfahrensten Beraterinnen.«
    »Nein, nein«, sagte Mr. Carroll. »Miß Banville mag die Beraterin gewesen sein. Aber trifft es nicht zu, daß die Angelegenheit Ihnen unterstand, so wie Ihnen vorübergehend die Abteilung untersteht?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut«, erklärte Mr. Carroll. »Ihnen ist ferner bekannt, daß Miß Haysmill sich um ungefähr zehn Uhr am Mittwochvormittag in Ihrer Abteilung aufhielt?«
    »Ja, sie kam zu Fotoaufnahmen.«
    »Ah! Sie kam zu Fotoaufnahmen. Und wer machte diese Aufnahmen, wenn sie überhaupt gemacht wurden?«
    »Tommy — Thomas Leeman. Er ist Spezialist für Brautfotos. Er gilt sogar als einer der besten — «
    »Ja, ja, Miß Evans. Bitte, beantworten Sie lediglich meine Fragen. Sie brauchen keine Reden zu halten.«
    Es war wie vor Gericht, in einem Mordprozeß. In Filmen und auf der Bühne hatte ich das tausendmal gesehen, mir allerdings nie träumen lassen, daß ich selbst eines Tages durch ein solches Fegefeuer zu gehen haben würde. Beantworten Sie ausschließlich meine Fragen. Ja Herr Richter. Jawohl Euer Ehren.
    »Miß Evans«, fuhr Mr. Carroll fort, »lassen Sie mich kurz erklären, um was es sich hier handelt. Was Miß Haysmill unternommen und wo sie sich aufgehalten hat, nachdem die Sitzung mit dem Fotografen am Dienstagmorgen beendet war, ist ziemlich dunkel. Niemand weiß, was sie tat oder wohin sie ging, und sie kehrte erst nach Mitternacht in die Wohnung ihrer Eltern in der Park Avenue zurück. Haben Sie eine Ahnung, wo oder wie Miß Haysmill den Tag verbracht hat?«
    »Nein, Sir.«
    »Am folgenden Morgen«, erklärte Mr. Carroll, »verließ Miß Haysmill die Wohnung ihrer Eltern um ungefähr neun Uhr mit einem Koffer mittlerer Größe. Einem der Hausmädchen erklärte sie, daß sie eine Freundin in Connecticut besuchen wolle und auch dort übernachten werde. Das war nicht außergewöhnlich, da Miß Haysmill diese Freundin, die sie vom College her kennt, häufiger aufsuchte. Spät am Abend jenes Tages jedoch, gegen elf Uhr, erhielt Mrs. Haysmill ein Telegramm von Nina, aufgegeben auf dem Kennedy-Flughafen.« Er blickte auf seinen Schreibtisch. »Das Telegramm lautete: >Heirate Tommy Leeman stop Liebe ihn innig stop Sorgt euch nicht stop Nina.<« Mr. Carroll hüstelte höflich hinter vorgehaltener Hand, hob den Kopf und blickte mich fragend an.
    »Aber, Mr. Carroll«, rief ich, »das ist unmöglich! Das ist völlig unmöglich!«
    Mrs. Haysmill wies mit ausgestrecktem Finger auf mich und rief: »Und es ist alles Ihre Schuld. Versuchen Sie nicht, es abzustreiten.«

    Eine Weile herrschte ein Heidenspektakel. Miß Martin hielt eine Rede, die selbst den Kongreß verblüfft hätte; Mrs. Haysmill sagte sechs Dinge gleichzeitig, und Mr. Haysmill flehte sie an, sich nicht aufzuregen; der ältere Mr. Watkins machte dunkle Andeutungen über neue Aktien, die Fellowes sich anschickten aufzulegen und die

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