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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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darin überein, daß Sie bei weitem die geeignetste zur Verfügung stehende Kraft für den Posten sind.«
    »Vielen Dank.« Ich war so ermutigt, daß ich beinahe in Tränen ausbrach.
    »Na, schön«, fuhr er fort, offenbar ohne meine Gefühlsbewegung zu bemerken, »dann wollen wir in die Einzelheiten gehen.«
    Diese Einzelheiten ließen mir die Haare zu Berge stehen. Anfängen sollte die Sache mit einer dreimonatigen Probezeit. Danach würde ich entweder meinen jetzigen Posten wieder übernehmen oder aufgefordert werden, weiter als stellvertretende Einkäuferin zu fungieren. Nach sechs Monaten — wenn ich die überstand — würde ich offiziell als Einkäuferin der Abteilung bestätigt werden und einen Dreijahresvertrag erhalten. Ich würde jetzt sofort eine Gehaltserhöhung bekommen, und eine wesentlich größere nach Ablauf von drei Monaten. Als er mir sagte, wieviel ich verdienen würde, wenn ich das Stadium des Dreijahresvertrages erreichte, fiel ich beinahe vom Stuhl.
    »Sind Sie damit einverstanden?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte ich schwach, mit dünner Stimme.
    »Miß Ponsonby und Mr. Cavanaugh werden sich mit Ihnen über ihre speziellen Wünsche unterhalten. Mein Interesse liegt in erster Linie darin, daß die Abteilung zufriedenstellend funktioniert. Wollen wir sagen, daß Ihre dreimonatige Probezeit vom nächsten Montag an läuft?«
    »Ja.«
    »Ihr jetziger Posten muß natürlich besetzt werden. Haben Sie dafür einen Vorschlag zu machen?«
    Diese Frage traf mich unvorbereitet; daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.
    Nach kurzem Überlegen meinte ich: »Ich glaube nicht, daß eine der Beraterinnen scharf auf einen Schreibtischposten wäre, der viel Kleinkram mit sich bringt. Sie sind sehr viel glücklicher in ihrer Arbeit mit den Bräuten.«
    »Dann lassen Sie mich einen Vorschlag machen: Miß Gordon von Modehüten.«
    Ich kannte Vivienne Gordon. Sie war intelligent, lebhaft und attraktiv. »Sie wäre fabelhaft geeignet. Aber würde sie zu uns kommen wollen? Ist sie nicht sehr glücklich da, wo sie jetzt ist?«
    »Nicht allzusehr. Ich habe das Gefühl, daß sie einen Wechsel begrüßen würde.«
    Das überraschte mich. Wieso wußte er etwas über Vivienne Gordon und ihre Wünsche?
    Fast im gleichen Atemzug fuhr er fort: »Ich glaube, daß Sie personelle Verstärkung brauchen. Das Gros der Arbeit wird von wenigen Leuten — wie beispielsweise Miß Caswell — getragen. Die übrigen segeln nur am Rande mit. Mrs. Hatfield sollte meines Erachtens sofort ersetzt werden — «
    Ich fuhr auf. »Meinen Sie, gekündigt, Mr. Kirkpatrick?«
    »Ja.«
    »Aber das ist entsetzlich! Die ganze Abteilung würde bitter darunter leiden!«
    »Und warum, bitte, würde die ganze Abteilung bitter darunter leiden, wenn Mrs. Hatfield ginge?«
    »Mr. Kirkpatrick, ich gebe unumwunden zu, daß Mrs. Hatfield nicht so tüchtig ist wie Miß Caswell. Aber — «
    Er unterbrach mich: »Es ist zu Ihrem und unserem Nutzen, Beraterinnen zu finden, die ebensogut sind wie Miß Caswell oder besser. Miß Ponsonby hat eine Reihe von Bewerberinnen für die Abteilung Brautaustattungen. Ich bin sicher, daß Sie etwas Besseres darunter finden als Mrs. Hatfield.«
    »Aber wir können Mrs. Hatfield einfach nicht auf die Straße setzen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie hat in der letzten Zeit so schrecklich viel Unglück gehabt. Vor ungefähr drei Jahren kam ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben — «
    »Nun bitte ich Sie aber, Miß Evans.«
    »Bitte, lassen Sie mich ausreden. Dann, einige Monate später, wurde ihr Sohn, Roger, schwerkrank und ist es immer noch. Dann hatte ihr Vater einen Schlaganfall, und sie mußte ihn bei sich aufnehmen — «
    »Ich dachte, Miß Evans, wir sprechen über eine personelle Verstärkung Ihrer Abteilung?«
    »Ja, sicher, das taten wir. Was ich zu erklären versuche, ist, daß Mrs. Hatfields Entlassung gleichbedeutend sein würde mit einer Schwächung der Abteilung. — Wissen Sie, daß fast alle Beraterinnen an den Wochenenden oder an ihren freien Tagen laufend den kranken Roger besuchen? Sie bringen ihm Bücher und Schallplatten; sie backen ihm sogar Kuchen, so dumm das klingt.«
    Kirkpatrick runzelte die Stirn.
    Ich fuhr fort: »Niemand in der Abteilung würde es mir je verzeihen, wenn Mrs. Hatfield gekündigt würde. Man würde es mir anlasten, daß ich dem zugestimmt habe. Ich würde das Vertrauen aller verlieren. Auf diese Weise könnte ich meinen neuen Posten nicht beginnen.«
    Er saß sehr still, den Blick starr

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