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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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anwesend ist. Es gibt einen großen, sorgfältig vorbereiteten Bankraub. Und wo ist Mr Eccles, wenn es passiert? In Monte Carlo, in Zürich oder beim Lachsfischen in Norwegen. Du kannst sicher sein, dass Mr Eccles nie in der Nähe ist, wenn ein Verbrechen geschieht.«
    »Aber ihr verdächtigt ihn?«
    »Ja. Ich bin meiner Sache sicher. Aber ob wir ihn jemals schnappen werden, weiß ich nicht. Der Mann, der den Tunnel gegraben hat, der, der den Nachtwächter k.o. geschlagen hat, der Kassierer, der von Anfang an dabei war, und der Bankdirektor, von dem alle Auskünfte stammen, kennen Eccles nicht und haben ihn wahrscheinlich nie gesehen. Es ist eine lange Kette – und jeder kennt immer nur das nächste Glied.«
    »Also das gute alte System der Zelle?«
    »Ja, darauf läuft es hinaus, aber es steckt ein Planer dahinter. Eines Tages werden wir vielleicht Glück haben. Jemand, der nichts wissen dürfte, weiß vielleicht etwas. Nur eine dumme Lappalie, aber vielleicht ist diese Lappalie unser Beweis.«
    »Ist er verheiratet – hat er Familie?«
    »Nein, auf solche Risiken hat er sich nie eingelassen. Er lebt allein, hat eine Haushälterin, einen Gärtner und Butler-Diener. Er führt ein angenehmes, geselliges Leben.«
    »Und wer wird reich? Niemand?«
    »Das ist eine kluge Frage, Thomas. Jemand müsste reich werden. Es müsste gesehen werden, dass jemand reich wird. Aber alles ist sehr geschickt arrangiert. Große Wettgewinne, Spekulationsgewinne an der Börse – ganz normale Vorgänge, nur eben riskant genug, um plötzlichen Reichtum zu erklären. Viel Geld ist ins Ausland geflossen. Es ist ein großer, verzweigter Konzern, der Geld macht – und das Geld ist immer in Betrieb – es fließt hin und her.«
    »Na, dann viel Glück«, sagte Tommy. »Ich wünsche dir, dass du ihn schnappst.«
    »Eines Tages werde ich ihn haben. Es gäbe eine Hoffnung, wenn man ihn aus der Routine herausbringen könnte.«
    »Und wie das?«
    »Durch Gefahr. Er müsste das Gefühl haben, in Gefahr zu sein. Er müsste glauben, dass ihm jemand auf die Spur gekommen ist. Dann wird er unruhig. Und wer beunruhigt ist, kann Fehler machen. Nimm den schlausten Burschen, den es gibt, der nie einen falschen Schritt macht. Wenn du ihn aus der Ruhe bringst, stolpert er. Darauf hoffe ich. – So, und nun pack mal aus. Vielleicht weißt du etwas, das wir brauchen können.«
    Tommy erzählte und entschuldigte sich nicht, dass er nur Belangloses berichten konnte. Er wusste sehr gut, dass Ivor auch Belangloses wichtig nahm. Als er fertig war, griff Ivor sofort den wichtigsten Punkt auf.
    »Deine Frau ist also verschwunden?«
    »Ja, und das passt nicht zu ihr.«
    »Das ist ernst, Tommy.«
    »Für mich auf jeden Fall.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich hab deine Frau nur einmal getroffen. Die lässt sich nichts vormachen.«
    »Nein. Sie ist wie ein Spürhund.«
    »Und du warst nicht bei der Polizei?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ihr was passiert ist. Tuppence passiert nie etwas. Vielleicht hat sie nur der Jagdeifer gepackt, und sie kommt nicht dazu, uns Nachricht zu geben.«
    »Hm. Mir gefällt das nicht. Sie sucht nach einem Haus, sagst du? Das könnte interessant sein, weil eine der vielen Spuren, die wir ergebnislos verfolgt haben, mit Häusermaklern zu tun hatte.«
    Tommy sah ihn überrascht an. »Mit Häusermaklern?«
    »Ja, mit ordentlichen, kleinen Maklern in kleinen Provinzstädten, die alle nicht sehr weit von London entfernt sind. Mr Eccles macht oft Geschäfte mit Maklern oder für Makler. Er tritt für die Verkäufer oder für die Käufer auf. Wir würden gern wissen, warum er das tut. Viel einzubringen scheint es ihm nicht…«
    »Aber du glaubst, dass es eine Bedeutung hat?«
    »Erinnere dich mal an den Überfall auf die London-Southern-Bank vor einigen Jahren. Da spielte ein Haus auf dem Land eine Rolle – ein einsames Haus. Es war der Treffpunkt der Bankräuber. Sie traten wenig in Erscheinung, deponierten und versteckten dort aber ihre Beute. Die Leute in der Nachbarschaft redeten über das Haus und über die Männer. Autos kamen mitten in der Nacht und fuhren wieder fort. Die Leute auf dem Land interessieren sich für ihre Nachbarn. Schließlich tauchte die Polizei auf. Sie fand einen Teil der Beute und drei Männer, von denen einer identifiziert werden konnte.«
    »Und das hat euch auch nicht weitergeholfen?«
    »Leider nicht. Die Männer machten den Mund nicht auf. Sie hatten gute Verteidiger.

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