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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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betrifft, das braucht doch keine Anstrengung zu sein. Ich betreibe keine Mathematik und studiere nicht Finanzwissenschaft. Denken ist nichts anderes als gemütlich im Sessel sitzen und warten, bis etwas Interessantes oder Wichtiges vorbeikommt. Ist es dir nicht lieber, dass ich hier friedlich ruhe und denke, statt etwas zu unternehmen?«
    »Schlag dir den Gedanken an irgendwelche Unternehmungen aus dem Kopf«, sagte Tommy streng. »Das ist aus und vorbei, hörst du! Du bleibst schön hier. Und ich werde dich nicht aus den Augen lassen, weil ich dir nicht traue.«
    »Gut. Ende des Vortrags«, sagte Tuppence. »Jetzt lass uns nachdenken. Wir denken gemeinsam nach. Du musst nichts auf das Gerede der Ärzte geben.«
    »Kümmere dich nicht um die Ärzte, kümmere dich um das, was ich sage.«
    »Schon gut. Ich bin im Moment auch gar nicht sehr unternehmungslustig. Wir müssen vergleichen, was wir haben. Wir haben eine ganze Menge, aber es sieht aus wie Kraut und Rüben.«
    »Was meinst du mit ›haben‹?«
    »Tatsachen. Lauter verschiedene und viel zu viele Tatsachen. Aber nicht nur das, sondern auch Klatsch, Andeutungen, Überlieferungen. Wir müssen sortieren.«
    »Bitte schön«, sagte Tommy.
    »Wenn ich nur wüsste, ob du mich auf den Arm nehmen willst oder ob du es ernst meinst.« Tuppence seufzte. »Stimmst du wenigstens mit mir überein, dass wir zu viel haben? Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen.«
    »Ich schon«, sagte Tommy.
    »Also gut. Wo fängst du an?«
    »Mit der Tatsache, dass du einen Schlag auf den Kopf bekommen hast.«
    Tuppence dachte einen Moment nach. »Warum soll das ein Ansatzpunkt sein? Damit hat doch alles aufgehört. Es ist ein Endpunkt.«
    »Für mich beginnt es damit«, sagte Tommy. »Ich hab es nicht gern, wenn man meine Frau niederschlägt. Und ich fange damit an, weil es nichts Eingebildetes ist. Es ist tatsächlich passiert.«
    »Ich kann dir nur wärmstens zustimmen, Tommy. Es ist passiert. Ich hab es auch nicht vergessen. Seit ich wieder dazu in der Lage bin, habe ich darüber nachgedacht.«
    »Hast du eine Ahnung, wer es war?«
    »Leider nein. Ich habe mich über den Grabstein gebeugt – und bums!«
    »Wer könnte es gewesen sein?«
    »Vermutlich jemand aus Sutton Chancellor. Aber es kommt mir so unwahrscheinlich vor. Wen kenne ich denn?«
    »Den Vikar?«
    »Der kann es nicht gewesen sein. Erstens ist er ein netter alter Herr, und zweitens ist er nicht stark genug. Drittens hat er Asthma und keucht. Er konnte sich nicht heranschleichen, ohne dass ich ihn gehört hätte.«
    »Wenn du den Vikar streichst…«
    »Du denn nicht?«
    »Ja, doch«, sagte Tommy. »Ich auch. Du weißt ja, ich war bei ihm. Er ist seit langen Jahren hier, und jeder kennt ihn. Ein Erzbösewicht kann vielleicht acht Tage lang die Rolle des freundlichen alten Pfarrers spielen, aber nicht zehn oder zwölf Jahre.«
    »Gut, dann wäre die nächste verdächtige Person Miss Bligh. Nellie Bligh. Warum aber? Sie kann nicht geglaubt haben, ich wollte einen Grabstein stehlen.«
    »Glaubst du, dass sie es sein könnte?«
    »Eigentlich nicht. Tüchtig genug wäre sie allerdings. Und sie war unmittelbar in der Nähe; im Haus oder vor dem Haus. Wenn sie sich herangeschlichen hätte, während ich einen Grabstein untersuchte, dann hätte sie mich mit einer der Metallvasen erschlagen können. Aber aus welchem Grund?«
    »Wer noch, Tuppence? Mrs Cockerell, heißt sie so?«
    »Mrs Copleigh. Nein. Die kommt nicht in Frage.«
    »Wieso bist du davon so überzeugt? Sie wohnt in Sutton Chancellor. Sie hätte dich aus dem Haus gehen sehen und dir folgen können.«
    »Ja, schon, aber sie redet zu viel.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Wenn du ihr einen Abend lang zugehört hättest, wüsstest du Bescheid. Es ist ganz ausgeschlossen, dass sie in meine Nähe gekommen wäre, ohne ununterbrochen zu reden.«
    Tommy überlegte. »So etwas kannst du gut beurteilen, Tuppence. Streichen wir Mrs Copleigh. Wen haben wir noch?«
    »Amos Perry«, sagte Tuppence. »Das ist der Mann aus dem Kanalhaus. Ich nenne es Kanalhaus, weil es so viele Namen hat und ich mich auf einen festlegen muss. Er ist der Mann der freundlichen Hexe. Ein bisschen merkwürdig; beschränkt, aber sehr stark, und er könnte jeden niederschlagen. Ich kann mir vorstellen, dass er es manchmal gern tun würde. Warum aber gerade mich, weiß ich nicht. Trotzdem passt er mir besser als Miss Bligh. Sie ist nur eine von diesen anstrengenden, übertüchtigen Frauen, die alles

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