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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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annehmen würde!«
    Tommy erklärte: »Sie war wegen etwas beunruhigt, das mit dem Tod deiner Großtante Ada zusammenhängt.«
    »Was ist ›etwas‹?«
    »Na, eine von den alten Damen aus dem Heim hat ziemlich viel erzählt, und über eine ihrer Bemerkungen hat sich deine Mutter beunruhigt. Als wir Tante Adas Sachen abholten, wollten wir mit der Dame sprechen, aber sie war ganz plötzlich aus dem Heim fortgezogen.«
    »Was ist daran so beunruhigend?«, fragte Deborah. »Was hat Mutter damit zu tun?«
    »Sie bildet sich ein, dass der alten Dame etwas passiert sein könnte.«
    »Und du meinst, Mutter ist ausgezogen, um sie zu suchen?«
    »Ja. Und sie wollte vor zwei Tagen zurück sein, ist aber nicht gekommen.«
    »Und du hast nichts von ihr gehört?«
    »Nein.«
    »Himmel, kannst du denn nicht auf sie aufpassen!« Deborah sagte es sehr streng.
    »Das hat noch keiner von uns geschafft. Du auch nicht, Deborah! – Das Krankenhaus in Market Basing, ja?« fragte Tommy.
    »In Melfordshire. Das muss mit dem Zug etwa anderthalb Stunden von London sein.«
    »Deborah«, rief Tommy, »ich rufe das Krankenhaus an. Ich hab das Gefühl, dass es Mutter ist. Bei Gehirnerschütterungen kommt es vor, dass sich die Menschen erst an ihre Jugend erinnern und nur langsam zur Gegenwart zurückfinden. Sie hat an ihren Mädchennamen gedacht. Vielleicht war es ein Autounfall, aber es würde mich gar nicht wundern, wenn ihr jemand einen Schlag über den Kopf gegeben hat. Bei deiner Mutter ist das durchaus möglich. Solche Sachen passieren ihr. Ich rufe dich an, wenn ich was erfahre.«
    Vierzig Minuten später legte Tommy Beresford den Hörer auf. Er warf einen Blick auf die Uhr und seufzte müde. Albert erschien auf der Bildfläche.
    »Was ist mit Ihrem Dinner, Sir? Sie haben noch nicht gegessen. Und ich muss leider gestehen, dass ich das Hähnchen vergessen habe. Es ist verkohlt.«
    »Ich will nichts essen. Ich brauche etwas zu trinken. Einen doppelten Whisky, Albert.«
    »Sofort, Sir.«
    Nach ein paar Augenblicken kam er mit dem Glas wieder. Er trug es zu dem alten, zerschlissenen, aber sehr bequemen Sessel, in den Tommy gesunken war.
    »Und jetzt wollen Sie sicher alles hören«, sagte Tommy.
    »Wenn man’s genau nimmt«, erklärte Albert leicht beschämt, »weiß ich das meiste schon. Wo es doch um Madam ging und wir uns solche Sorgen um sie machten, war ich so frei, im Schlafzimmer mitzuhören. Ich dachte, Sie würden nichts dagegen haben, Sir, weil es sich doch um Madam handelt.«
    »Ich habe nichts dagegen«, beruhigte ihn Tommy. »Ich bin sogar froh. Sonst müsste ich jetzt alles erklären…«
    »Market Basing! Keinen Ton hat sie gesagt, dass sie dort im Krankenhaus sein würde.«
    »Das war vermutlich auch nicht ihre Absicht. Wahrscheinlich ist sie an irgendeinem einsamen Platz niedergeschlagen worden. Dann hat sie jemand mit dem Auto zur Straße gebracht und an den Straßenrand gelegt, damit es wie ein Unfall aussehen sollte.« Tommy gähnte. »Wecken Sie mich morgen um halb sieben. Ich will früh fahren.«
    »Es tut mir außerordentlich Leid, Sir, dass das Hähnchen verbrannt ist.«
    »Schon gut. Begraben Sie den Leichnam morgen früh pietätvoll im Garten.«
    »Sir, sie steht doch nicht auf der Schwelle des Todes, wenn ich das fragen darf?«
    »Dämpfen Sie bitte Ihren Hang zum Melodramatischen! Wenn Sie gut genug gelauscht hätten, wüssten Sie, dass sie bei Bewusstsein ist, dass sie weiß, wer sie ist, dass sie weiß, wo sie ist, und dass die Leute mir geschworen haben, auf sie aufzupassen, bis ich da bin, um sie selbst zu bewachen.«
    »Da Sie gerade von der Arbeit eines Detektivs sprachen, Sir…« sagte Albert zögernd.
    »Ich habe nicht davon gesprochen und will es auch nicht. Vergessen Sie’s Albert. Lernen Sie Buchführung oder Balkonblumenzucht oder sonst etwas.«
    »Na ja, ich dachte nur… ich meine, wegen der Spuren…«
    »Wegen welcher Spuren?«
    »Ich habe nachgedacht.«
    »Nachdenken ist die Wurzel allen Übels.«
    »Wegen der Spuren«, beharrte Albert. »Das Bild da, das ist doch auch eine Spur, nicht wahr?«
    Tommy stellte fest, dass Albert das Bild an die Wand gehängt hatte.
    »Wenn es eine Spur ist«, fuhr Albert fort, »wohin führt sie dann Ihrer Meinung nach?« Er errötete etwas über seine Dreistigkeit. »Ich – ich meine, um was geht es? – Entschuldigen Sie, wenn ich das erwähne…«
    »Na, nun reden Sie doch, Albert!«
    »Also, ich – ich habe an den Schreibtisch

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