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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schon lange; denn sie war voller Ruß und Staub und Mörtel.«
    »Schade, dass wir sie nicht haben«, sagte Tommy.
    »Ich habe sie.« Tuppence triumphierte.
    »Hast du sie mitgenommen?«
    »Ja. Ich wollte sie mir genauer ansehen. Es war doch keiner da, der sie haben wollte. Die Perrys hätten sie einfach in die Mülltonne geworfen. Hier ist sie.« Sie stand vom Sofa auf und holte aus dem Koffer ein Päckchen, das mit Zeitungspapier umwickelt war.
    Tommy packte das Wrack einer Puppe aus. Die Arme und Beine pendelten lose am Körper, und Fetzen des Kleides fielen ab, als er es berührte. Der Balg aus dünnem Handschuhleder musste ehemals fest mit Sägemehl gestopft gewesen sein, war jetzt aber schlaff und zusammengeschrumpft. Das Leder war an verschiedenen Stellen aufgeplatzt. Obwohl Tommy sehr vorsichtig zufasste, brach der Puppenkörper plötzlich auf, Sägemehl rieselte heraus und mit ihm einige kleine Steinchen, die über den Fußboden rollten. Tommy sammelte sie sorgfältig auf. Großer Gott, dachte er. Großer Gott!
    »Wie komisch«, sagte Tuppence, »lauter Steine. Glaubst du, dass die auch aus dem Kamin stammen?«
    »Nein. Sie waren in der Puppe.«
    Er hatte sie alle aufgesammelt und steckte nun den Finger in den Puppenkörper und holte noch ein paar heraus. Er trug sie auf der Handfläche zum Fenster und drehte sie hin und her. Tuppence beobachtete ihn verständnislos.
    »Komisch, eine Puppe mit Steinchen zu füllen…«
    »Diese Steinchen haben es in sich«, sagte Tommy. »Ich kann mir denken, dass diese Füllung einen besonderen Grund hatte.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sieh sie dir an. Nimm sie mal in die Hand.«
    Sie streckte verblüfft die Hand aus. »Steinchen«, sagte sie dann, »nichts als kleinere und größere Steinchen. Worüber regst du dich so auf?«
    »Weil mir ein Licht aufgeht, Tuppence. Ich begreife allmählich. Dies sind keine Steinchen, meine Liebe, es sind Diamanten!«

15
     
    » D iamanten?« Tuppence schnappte nach Luft. Sie starrte auf die Steinchen, die sie immer noch in der Hand hielt, und sagte: »Diese staubigen Dinger? Di a manten?«
    Tommy nickte. »Jetzt endlich kommt in die ganze Angelegenheit Sinn, Tuppence. Es passt alles zusammen. Das Kanalhaus, das Bild. Warte nur, was Ivor Smith sagt, wenn er von der Puppe hört. Du bekommst den größten Blumenstrauß deines Lebens…«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass er mit deiner Hilfe einer Verbrecherorganisation das Handwerk legt.«
    »Ach, dieser Ivor Smith! Da hast du also in der letzten Woche gesteckt, als du mich in dem traurigen Krankenhaus allein ließest, wo ich dich so nötig gehabt hätte.«
    »Ich war an jedem Abend zur Besuchszeit bei dir.«
    »Du hast mir aber sehr wenig erzählt.«
    »Dieser Drachen von Schwester hat es verboten. Du solltest nicht aufgeregt werden. Aber übermorgen kommt Ivor, und wir veranstalten im Pfarrhaus ein geselliges Beisammensein.«
    »Wer ist gesellig beisammen?«
    »Mrs Boscowan, einer der örtlichen Großgrundbesitzer, deine Freundin Nellie Bligh, der Vikar natürlich, dann du und ich…«
    »Und Mr Ivor Smith. Wie heißt der denn wirklich?«
    »Soweit ich weiß, Ivor Smith.«
    Tuppence lachte plötzlich. »Du bist immer so vorsichtig… Ich hätte dich wirklich gern beobachtet, als du mit Albert die Geheimfächer in Tante Adas Schreibtisch gesucht hast.«
    »Das war Alberts Verdienst. Er hat mir sogar eine Vorlesung darüber gehalten.«
    »Und ausgerechnet Tante Ada legt ein versiegeltes Dokument in ein Geheimfach! Dabei hat sie nichts gewusst; sie konnte nur vermuten. Ob sie jemals an Miss Packard gedacht hat?«
    »Auf die Idee bist bisher nur du gekommen.«
    »Es ist eine sehr gute Idee, wenn wir nach einer Verbrecherbande suchen. Die brauchen einen Platz wie den Sonnenhügel: Gut renommiert, gut geleitet – von einer hochbegabten Kriminellen, von einer Frau, die jederzeit an alle rezeptpflichtigen Medikamente kommt, die sie braucht…«
    »Das hast du dir alles sehr hübsch zurechtgelegt, aber angefangen hat es damit, dass du Miss Packard verdächtigt hast, weil ihre Zähne dir nicht gefielen.«
    »Damit ich dich besser fressen kann«, sagte Tuppence nachdenklich. »Und nun noch was, Tommy. Stell dir mal vor, dass das Bild – das Bild vom Kanalhaus – Mrs Lancaster nie gehört hat…«
    »Aber das wissen wir doch genau.« Tommy starrte sie an.
    »Nein, eben nicht. Wir wissen, dass Miss Packard das behauptet hat. Miss Packard hat gesagt, Mrs Lancaster hätte es Tante Ada geschenkt.«
    »Aber

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