Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
Vom Netzwerk:
Straßenverkehr auch der Betrieb der privaten Fahrzeuge zusammen. An den Kreuzungen schoben sich gewaltige Blechlawinen ineinander, und in den Liftschächten und U-Bahn-Tunneln schrien sich die Eingeschlossenen heiser.
    Bereits gegen sieben Uhr an diesem wunderschönen Frühsommermorgen kam es zu den ersten Plünderungen, die bald im wahrsten Sinn des Wortes wie Lauffeuer um sich griffen. Denn Plünderungen sind, wahrscheinlich um Spuren zu verwischen, oft mit Brandstiftung verbunden. Als die Sonne sich unbeeindruckt und gleißend über die Atlantic Bay erhob, trafen ihre ersten Strahlen auf mehr als einhundert Rauchsäulen, die sich mit den Staub- und Qualmschwaden der ersten drei Explosionen vermischten. Über Charleston stand ein gewaltiger schwarzer Rauchpilz, dessen dreißig Meilen im Radius messender Schirm mit der von See her aufkommenden Morgenbrise landeinwärts getrieben wurde. Minuten später schon verbarg sich die höher steigende Sonne hinter den dunklen Schwaden.
    Und noch immer schrie die Stadt aus Schächten, Tunneln und Gebäuden.
    Militärpolizisten waren die ersten, die gegen die Plünderer und Brandstifter vorgingen. Sie begannen Straßenzüge zu durchkämmen, in denen Brände wüteten, und sie schossen auf jeden, der sich durch Flucht oder sonstwie verdächtig machte. Die Plünderer reagierten, indem sie sich zu Gangs zusammenschlossen, sich verbarrikadierten, wenn sie nicht mehr flüchten konnten, und das Feuer sehr konzentriert erwiderten.
    Gegen acht griffen zivile Bürgerwehren ein und komplettierten damit das Chaos. Von da an schoß jeder auf jeden. Als der Polizeichef der Stadt etwa um die Mittagsstunde einen ersten, überwiegend noch auf Vermutungen und Hochrechnungen basierenden Bericht vorliegen hatte, überstieg die Zahl der bei Straßenschlachten und Plünderungen Umgekommenen die der durch die drei Anschläge am Morgen Getöteten bei weitem.
    Inzwischen drang auch aus den Lüftungsschächten der U-Bahnen der Lärm heftiger Schießereien. Einzelne Plündererbanden hatten sich dorthin zurückgezogen und verteidigten sich wütend gegen die Militärpolizisten. Das konnte als Zeichen gewertet werden, daß die Ordnungskräfte dabei waren, die Situation zu ihren Gunsten zu entscheiden.
    Aber noch immer schwebte über der Stadt das Geschrei Verletzter, Sterbender und Eingeschlossener. Und die Gewalt hatte eher zu- als abgenommen, ebenso wie die Dunkelheit der Wolke, die langsam, von den Bränden in der Stadt genährt, landeinwärts driftete.
    In dieser Situation rief der Präsident der Vereinigten Staaten den Alarmzustand rosa aus und forderte die Streitkräfte des Landes auf, sich zur Verteidigung der Freiheit und Ordnung bereitzuhalten. Gleichzeitig beorderte er eine Spezialeinheit aus dem nahe gelegenen Andrews in die Stadt. Die Rangers, ausgebildet in Dschungelkämpfen und Einzelaktionen, hatten die Aufgabe, nach den Verursachern der Anschläge zu fahnden. Um die Wiederherstellung der Ordnung in der Stadt hatten sie sich nicht zu kümmern.
    Der einzige deutliche Hinweis auf die Identität der Saboteure, den sie fanden, war das Schnellboot 334 der U. S. Navy, ein Luftkissenfahrzeug mit konventioneller Bewaffnung und einer Besatzungsstärke von höchstens zwölf Mann. Es lag vor einer Seitenmole des Hafens auf Grund. Man hatte die Bodenventile geöffnet, wohl aber nicht bedacht, daß der Hafen am Ende der seit Jahren nicht mehr benutzten Mole stark verschlammt war. Dadurch war die Spitze des Funkmastes über Wasser geblieben, und das Dach der Brücke hatte so dicht unter der Oberfläche gelegen, daß man es vom Hubschrauber aus selbst in der trüben Brühe des Hafenwassers entdeckt hatte.
    Schnellboot 334 war bis dahin bei den Marines in Freeport, Bahamas, stationiert gewesen, und es stellte sich nun heraus, daß dort niemand nähere Angaben über dessen Verbleib machen konnte. Sicher war lediglich, daß es seit Tagen nicht mehr aufmunitioniert worden war und daß es abhanden gekommen war.
    Der Commander verlas diese Stelle des Geheimberichtes mit deutlicher Genugtuung, man merkte ihm an, daß er der Air Force allerhand, der Navy hingegen so gut wie nichts zutraute.
    Danach blickte er auf, lächelte, sagte: »Lassen sich ein Schiff klauen, diese Enten«, und schüttelte den Kopf.
    Dann gab er ein Zeichen mit seinem Lichtstab, und ein anderes Bild sprang auf den Schirm, das Satellitenfoto der Ostküste zwischen Georgetown und Miami. Am unteren Bildrand erkannte man im Grauweiß des Atlantiks

Weitere Kostenlose Bücher