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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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die zerfaserte Struktur der Bahamainseln. Der Commander trat einen Schritt zur Seite, und sein mächtiger Schatten löschte die Inseln und einen Teil des Meeres aus.
    »Daraus wird zumindest klar, mit wem wir es zu tun haben«, sagte er, trat einen Schritt zurück und tastete mit dem gelben Lichtpfeil über die nun wieder sichtbaren Inselchen. »Hier, Mores Island, der Sitz des Komitees ›Bewegung Freies Bahama‹. Ich nehme an, daß sie dort nicht mehr lange sitzen werden.«
    Er legte seine Unterlagen säuberlich auf den Tisch, gab Weisung, den Projektor auszuschalten, und setzte sich umständlich. Als das Deckenlicht aufflammte, blinzelte er, die plötzliche Helligkeit schien ihn zu stören.
    »Man wird diese Todeskommandos von Charleston kaum zu fassen kriegen«, sagte er schließlich und blickte dabei zu Boden. »Weder die Polizei noch die Rangers werden sie erwischen. Diese Gangster stecken sicherlich längst tief in den Moultrie-Sümpfen. Ich war einmal dort, im Frühjahr, es ist zwar kein angenehmer Ort, riesige Massen von Moskitos, aber es ist einer, an dem man gut und gern mehrere Monate lang leben kann, wenn man bereit ist, Schlangen, Schildkröten und Kaimane zu essen. Und diese Komiteebrüder, meine Herren, die werden von Schlangen und Schildkröten dick und fett, glauben Sie mir. Weil sie nämlich zu Hause nichts als rohen Fisch zu fressen kriegen. Nun, ich hoffe sehr, der Präsident wird dafür sorgen, daß dort bald genügend Bratfische herumschwimmen.« Er warf den Kopf zurück und lachte, als wäre ihm ein ausgezeichneter Witz gelungen.
    Dann straffte er sich, soweit das bei seiner Masse möglich war. »Bis auf Widerruf besteht Ausgangssperre«, befahl er. »Sie halten sich in Ihren Unterkünften hier in der Basis zur Verfügung. Sie werden gewiß nicht lange zu warten haben. Ich danke Ihnen, meine Herren.«
    Als sie eben die Messe verlassen wollten, stürzte ein Adjutant herein und reichte dem Commander einen Zettel, offenbar ein Fernschreiben oder Telegramm.
    Der Commander las das Papier sehr aufmerksam und verzog den Mund. Es schien Philipp, als ob eine plötzliche Blässe auf sein Gesicht gefallen sei.
    »Scheint ihm nicht zu schmecken, was er da gelesen hat«, flüsterte Glenn Morris.
    Der Commander schlug kräftig mit der Hand auf den Tisch. »Meine Herren!« rief er. »Einen Augenblick noch, meine Herren!«
    Sie stellten sich bei der Tür auf und warteten.
    Er überlegte lange, ehe er zu reden begann. »Ich bekomme eben eine Meldung aus dem Innenministerium«, sagte er schließlich. »Eine ungewöhnliche und auch nicht gerade erfreuliche Meldung. Dem Minister ist ein Video zugegangen, das ein sehr bemerkenswertes Interview enthält. Offenbar ist es einem Reporter der ABC gelungen, einen der Attentäter ausfindig zu machen, und anscheinend war der Mann bereit, ihm Rede und Antwort zu stehen, zumindest in den bei solchen Gesprächen üblichen Grenzen. Dieser Mann hat behauptet…« Der Commander unterbrach sich und blickte vom Text auf. »Wade!« schrie er hinter dem Adjutanten her, der bereits wieder auf dem Weg zur Tür war. »Wade! Kann es sein, daß Sie etwas vergessen haben? Hier steht, mit diesem Schreiben sei gleichzeitig über Funk…«
    Der Adjutant drückte sich blaß und unbeholfen in der Tür herum. »Eh, Sir…, ich…, Verzeihung, Sir«, stotterte er. »Da ist in der Tat…« Aus der Brusttasche seines Overalls förderte er umständlich eine flache Schachtel zutage. »Eine Datasette, Sir. Eine Aufzeichnung. Mir war im Moment entfallen…«
    »Geben Sie her, Mann!« donnerte der Commander. »Und beschaffen Sie schnellstens einen Recorder!« Er drehte das Schächtelchen in den Händen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er leise, »was mit diesen jungen Leuten ist. Und ich weiß auch nicht mehr, ob der Geist in unseren Reihen wirklich besser ist als in denen der Navy, wie ich das früher einmal angenommen habe. Ich empfinde es als deprimierend, wenn ich derartiges miterleben muß.«
    Er überflog mit einem schnellen Blick die Gesichter seiner Offiziere. »Stehen Sie bequem, meine Herren. Ich glaube nicht, daß dieser Wade so bald zurückkommen wird.«
    Tatsächlich vergingen fast fünf Minuten, ehe der junge Adjutant den Recorder brachte. Der Commander bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, schwieg jedoch diesmal.
     
    Das Interview war offenbar lediglich erfolgt, um eine Warnung der Attentäter in die Medien zu bringen; es war sehr kurz und gab weder Aufschluß über die

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