Lautlos im Orbit (1988)
gestützt.
Als Morris ihn in seinem gewohnten Ton anherrschte: »Nehmen Sie gefälligst die Waffe vom Lack meines Fahrzeugs, Sergeant!« grinste der Junge und bewegte den Kühlkopf provozierend auf der Zierleiste aus schimmerndem Metallplast hin und her.
»Tun Sie, was er sagt, Sergeant!« befahl der Major leise, und der Streifenführer hob die schwere Waffe widerstrebend und um nicht mehr als zwanzig Millimeter an.
Dann wandte sich der Major ihnen zu. »Steigen Sie bitte aus!« sagte er.
Als sie neben dem Fahrzeug standen, musterte er sie lange und, wie es schien, mit einem Gefühl der Abneigung. Offenbar mißfiel ihm, daß sie nicht ihre Uniformen trugen. Jedenfalls merkte man ihm an, daß er etwas gegen die saloppe Art hatte, in der sie gekleidet waren.
»Lassen Sie sich die Urlaubsscheine zeigen, Sergeant!« wies er schließlich an.
Der Streifenführer kam feixend um die Motorhaube herum auf sie zu.
»Bleiben Sie, wo Sie sind, Sie Ente!« brüllte der Major, ohne sich zu bewegen.
Der Junge erstarrte vor der vorderen Stoßstange. Er stand wie eine Bildsäule. »Ihre Papiere, bitte!« sagte er, nachdem er sich gefaßt hatte.
Er blätterte lange in den Dokumenten, die er neben den Kühlkopf seines Lasers auf die Motorhaube gelegt hatte. Es sah sehr ungeschickt aus. »Alles in Ordnung, Sir!« erklärte er schließlich, wobei er in Richtung des Majors Haltung annahm.
In der Zwischenzeit krochen drei andere Soldaten im Wagen herum, untersuchten die Polster und tasteten in den Handschuhfächern herum. Einer legte sich flach auf die Straße, um unter die Sitze blicken zu können, ein anderer nahm sogar die Verkleidung der rechten vorderen Tür heraus. Dabei präsentierte er Phil sein Hinterteil in einer Weise, daß der am liebsten hineingetreten hätte. Er unterdrückte den Wunsch nur mit Mühe, genoß aber die Vorstellung.
Nach mehr als zehn Minuten erhob sich der Mann und schüttelte den Kopf.
»Keine Besonderheiten, Sir!« meldete der Streifenführer.
Während der ganzen Zeit hatte der Major unbeweglich am Straßenrand gestanden. Jetzt trat er an Philipp und Glenn Morris heran. »Ich bitte Sie, sich unverzüglich zu Ihrem Stützpunkt zu begeben«, sagte er. »Es besteht erhöhte Alarmbereitschaft der Stufe rosa!«
»Keine weitere Erklärung, Major?« erkundigte sich Morris.
Die Antwort kam sehr von oben herab. »Sie sind zur Zeit Zivilist, soweit ich sehen kann«, sagte der Major und wandte sich ab.
Sie stiegen ein, und Glenn Morris jagte die Turbine hoch, daß die Scheiben klirrten. Die kleine Einheit hinter ihnen versank in einer gelben Staubwolke.
»Da ist eine Riesenschweinerei im Gange«, sagte Morris. »Für solche Dinge habe ich eine Ader.«
Die rechte Türverkleidung klapperte. Man konnte sich nur noch mit Mühe verständigen.
Sie erfuhren erst am späten Abend in einer Lagebesprechung, was sich zugetragen hatte. Und ihnen war klar, daß ihnen der Commander nicht mehr sagte, als seine Untergebenen unbedingt wissen mußten.
Er stand groß und massig neben dem Plan der Stadt Charleston, South Carolina, der mit Hilfe eines antiquierten Vorführgerätes an die weiße Stirnwand der Messe projiziert wurde. Zur deutlicheren Demonstration der Örtlichkeit verwendete der Commander einen Lichtzeiger. Hin und wieder trat er jedoch in der Erregung in den Lichtstrahl des Projektors. Dann tauchte sein unförmiger Schatten ganze Straßenzüge und Stadtteile in tiefes Schwarz, und dafür erschien das Bild, grotesk verzerrt, auf seinem khakifarbenen Overall.
Das alles wirkte sehr improvisiert, so als sei seinen Leuten nicht allzuviel Zeit zur Vorbereitung geblieben.
In drei Vororten von Charleston hatte es an diesem Morgen gewaltige Explosionen gegeben, offenbar waren koordinierte Anschläge auf drei der wichtigsten Gebäude und Einrichtungen der Stadt verübt worden. Die Hauptsendestation der ABC, die Energiezentrale der Stadt und ein Tanklager der Air Force waren in derselben Sekunde in die Luft geflogen. Ohrenzeugen wußten zu berichten, daß sich die drei Explosionen wie eine einzige angehört hatten.
Die Stadt lag schlagartig in tiefes Dunkel gehüllt, und sämtliche öffentlichen Bereiche waren von einer Sekunde zur anderen paralysiert. Fahrstühle blieben stecken, die U-Bahnen standen still in den kilometerlangen Röhren unter der Stadt, und die Steckdosen der elektrischen Zapfsäulen führten keine Spannung mehr. Da auch die Ampeln ausgefallen waren, brach Minuten nach dem kommunalen
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