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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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wechselt schnell vom Heck- auf den Bugschirm, und die akustische Anzeige, ohnehin auf ihr Minimum herabgeregelt, verändert ihre Tonhöhe zu einem durch den Dopplereffekt hervorgerufenen langsamen Jaulen. Als die Nenngeschwindigkeit, diesmal in anderer Richtung, erreicht ist, fällt auch der nervenaufreibende Ton zu einem melodischen Summen zusammen.
    Erde und Sonne haben innerhalb weniger Sekunden ihre Plätze getauscht. Das hohle Brausen der Triebwerke erstirbt, Schwerelosigkeit, der Magen beruhigt sich.
     
    Den Rückweg absolvieren sie anfangs in Normalfluglage, das heißt, visuell geortet, befindet sich die Erdoberfläche unter und die Sonne voraus über ihnen, eine Konstellation, die etwa dem irdischen Morgen entspricht, wenn man an einem Sommertag nach Osten blickt. Doch der Eindruck einer bestimmten Tageszeit kommt nicht auf, kann nicht aufkommen, da der Himmel über ihnen von ungewöhnlich transparentem Schwarz bleibt. Nur der zarte Regenbogen über dem Horizont hat sich ein wenig aufgehellt.
    Das Auge auf dem Ortungsschirm ist größer und an den Rändern erheblich schärfer geworden. Sie nähern sich der Station. In den Hörern sind die ruhigen Atemgeräusche des neuen Funkers, der Erregung nicht zu kennen scheint. Phil hält Walter Graves für einen Stoiker, er hat noch nie etwas wie einen Funken in dessen dunklen Augen aufblitzen sehen.
    Etwa auf halbem Weg wendet Donald Morgan mit einer gleitenden Bewegung den Kopf. »Achtung!« sagt er. »Bahnänderung!« Und noch während er die Ankündigung ausspricht, stellt er die Maschine auf das Heck. Erde und Sonne tauchen unter den abgeblendeten Boden der Kanzel, in die konturenlose, von den flimmernden Kontrollen unterstrichene Finsternis hereinbricht.
    Im selben Augenblick zünden die Marschtriebwerke und laufen röhrend in den Vollschubbereich hinauf. Philipp überkommt ein Gefühl, als versuche sich die Materie seines Körpers mit der von Skaphander und Sessel zu vereinigen. Doch der Eindruck unentrinnbaren Drucks vergeht schnell, und dann weist nur noch eine winzige Anzeige darauf hin, daß sich die Arrow mit Höchstgeschwindigkeit auf eine weiter außen liegende Bahn katapultiert.
    Und plötzlich sehen sie einen kleinen Stern rechts neben dem Rand der weißglühenden Sonnenscheibe. Sie sehen ihn gleichzeitig, seine von den anderen Sternen abweichende Bewegung ist unverkennbar, und sie rufen sich ihre Beobachtung mit flatternden Stimmen zu.
    Des Commanders Befehl unterbricht sie.
    »Peilung!« schreit Glenn Morris. »Gebt mir seinen genauen Standort, verdammt noch mal!«
     
     
Helden
     
    Hin und wieder luden Captain Morris und Lieutenant McBruns einander ein. Meist vertauschten sie dann die Uniform gegen Zivilkleidung, fuhren im Privatwagen des Captains hinein nach Miami und aßen dort zu Abend oder besuchten eins der Unterhaltungslokale, in denen gemischte Programme gezeigt wurden, Videoramas, die sich mit Bühnendarstellungen abwechselten. Die Darbietungen waren ausnahmslos auf Zerstreuung orientiert und überschritten häufig die Grenze des Erträglichen. Zudem erwiesen sich die Speisen selbst gehobener Lokalitäten als echt amerikanisch: Food à la McDonald’s.
    Trotzdem pflegte Phil die Kontakte zu Glenn Morris, und das aus mehreren Gründen. In der letzten Zeit belastete ihn die jahrelange Einsamkeit zunehmend. Der Mangel an sozialen Bindungen machte ihn nach und nach zum menschenscheuen Sonderling, der überall Fallen und Gefahren witterte, was folgerichtig zu einer weiteren Einschränkung seiner gesellschaftlichen Beziehungen führte. Im Unterbewußtsein mochte auch die Absicht, sich das Wohlwollen seines Vorgesetzten zu erwerben, eine Rolle spielen. Solche Freundschaften konnten sich in Philipps Fall als sehr nützlich erweisen. Aber Phil hätte sich nie eingestanden, entsprechende Anstrengungen zu unternehmen.
    Der Hauptgrund aber war die Vermutung, die Gegenwart des Captains schütze ihn vor Bespitzelung.
     
    Eines Abends, als sie sich auf dem Rückweg befanden, wurden sie in Sichtweite der Tunnelabzweigung von einer Militärstreife angehalten.
    Der Kommandeur der kleinen Einheit war der Major, mit dem zusammen Phil vor einigen Tagen den Zubringer benutzt hatte. Der Major tat, als erkenne er Phil nicht wieder, er stand kerzengerade am Straßenrand, als hätte er Posten auf einem Feldherrnhügel bezogen.
    Vor dem Wagen hatte sich ein junger Sergeant postiert und den Kühlkopf seines großkalibrigen Henderson-Lasers auf die Motorhaube

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