Lautlos im Orbit (1988)
Hintergründe der Anschläge noch über die Herkunft der Verursacher. Was schließlich auch nicht zu erwarten gewesen war, denn diese Sonderkommandos verstanden es ausgezeichnet, sich zu tarnen, ihre Spuren zu verwischen und sogar falsche zu legen. Vielleicht war das Interview eine solche.
Ein kleiner, dunkelhaariger Mann, mit leicht gehetztem Gesichtsausdruck und zweifellos übermüdet, berichtete mit vielen Gesten und Worten wenig Konkretes.
Der Mann erklärte, seine Worte mit weit ausholenden Bewegungen seiner schmalen Hände unterstreichend, er gehöre einem der drei Kommandos an, habe an einem der erfolgreichen Anschläge mitgewirkt und sei ausersehen, der amerikanischen Öffentlichkeit mitzuteilen, daß es sich um das erste Unternehmen der »Gruppe sechsundzwanzigster März« gehandelt habe.
Die Anschläge seien ausschließlich durch die Gruppe geplant und finanziert worden, kein Staat der Welt habe sie in irgendeiner Weise unterstützt.
Er schloß mit dem bemerkenswerten Satz: »Sollte sich das Kriegsministerium oder der Geheimdienst der USA zu Vergeltungsmaßnahmen entschließen, dann werden wir den Krieg in Ihre großen Städte tragen, und das wird im Bedarfsfall ein Krieg mit nuklearen Waffen sein. Sie haben mein Wort darauf.«
Dann wandte er sich ab und ging die Straße hinunter. Ein Kameraschwenk zeigte glatten Asphalt, Villen und gepflegte Vorgärten. »Ich glaube, daß das jeder könnte, der es wollte«, murmelte Glenn Morris. »Dazu muß man nicht einmal so ein gottverdammter Indio sein wie dieser da.« Aus dem letzten Satz klang unversöhnlicher Haß. Danach blickte er zu Boden. »Mein Gott!« fuhr er leise fort. »Was ist das nur für eine beschissene Welt geworden.«
Der Commander deutete auf das Bild der stillen Villenstraße und den an ihrem äußersten Ende verschwindenden Mann. »Sehen Sie, meine Herren! Das ist einer der westlichen Vororte von Charleston. Ich kenne die Gegend recht gut. Kaum fünfzehn Meilen weiter westlich beginnen die Moultrie-Sümpfe. Ich hatte also recht.« Er blickte auf das Fernschreiben. »Sie nennen sich ›Gruppe sechsundzwanzigster März‹. Kann jemand von Ihnen mit diesem Datum etwas anfangen, meine Herren?«
Glenn Morris beugte sich zu Phil herüber. »Am sechsundzwanzigsten März vor fünf Jahren haben wir den ersten großen Angriff gegen Ortschaften der Mittelamerikanischen Union geflogen«, flüsterte er. Und dann laut: »Nein, Sir!«
»Ich frage mich«, murmelte der Commander sinnend, »wieso ein Reporter schneller sein kann als unsere Polizei. Er hat den Mann gefunden, unsere Ordnungskräfte nicht. Das ist…, das ist – wie sagten Sie eben, Captain Morris? – eine wirklich beschissene Welt.
Ich danke Ihnen, meine Herren Offiziere. Sie bleiben mit Ihren Einheiten selbstverständlich in Bereitschaft.«
Mindestens zwei Komponenten der Vorgänge in Charleston schienen im Pentagon Konfusion zu verursachen. Das war zum einen die Drohung der Terroristen, aus dem Untergrund heraus einen Vernichtungsfeldzug gegen die großen Städte zu beginnen, von denen man wußte, daß sie verletzlicher waren als Medusen in der Meeresbrandung, und zum anderen die Ungewißheit, was die Herkunft dieser Leute anbetraf. Das Pentagon beharrte darauf, es handle sich um Abgesandte der »Bewegung Freies Bahama«, deren Zentrale auf der Insel Mores, ziemlich genau auf halbem Weg zwischen Grand Bahama und Abaco gelegen, residierte, während die CIA aufgrund konspirativer Erfahrungen zu der Annahme tendierte, daß die Anschläge von mittelamerikanischen Terroristen als Rache für die häufigen Luftangriffe durchgeführt worden waren. Dafür sprach nach Meinung der Verantwortlichen der CIA zumindest der Name »Gruppe sechsundzwanzigster März« und die bei Terroristen zu beobachtende Abneigung, die eigenen Aktivitäten den Konten anderer Organisationen gutschreiben zu lassen.
Genaueres war jedoch von keiner Seite zu ermitteln. Vermutung stand gegen Vermutung. Eine sachlich begründete Entscheidung zu treffen erwies sich als unmöglich.
Der einzige, der eine klare Haltung einnahm, war der Präsident. Er klagte in einer Fernsehansprache zur Lage der Nation den Weltkommunismus des Mordes an über tausend und der Verstümmelung von dreitausend Menschen an, obgleich jedermann wußte, daß die meisten der Opfer nicht dem Attentat, sondern den darauffolgenden Unruhen anzulasten waren, drückte den Witwen und Waisen sein Beileid aus und befahl abschließend die 6. Flotte, die bis
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