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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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gewußt. Als mir die Basis mitteilte, Sie wären für die Funktion des Zweiten Feuerleiters am besten geeignet, habe ich gewußt, daß es schiefgehen wird. Es mußte schiefgehen mit einem wie Sie. Machen Sie augenblicklich diesen Sessel frei!« Dann, nach einem kurzen Schweigen: »Und Sie, Captain McBruns, nehmen sofort seinen Platz ein. Wachen Sie auf, Mann! Sie suchen die Umgebung der Station ab. So weit Ihre Geräte tragen, kämmen Sie jeden einzelnen Quadranten haargenau durch. Wenn Lieutenant Taylor die Meßgrenze noch nicht überflogen hat, dann müssen Sie ihre Spur finden. Sie werden sie finden, Captain. Lieutenant Taylor selbst oder wenigstens die Reste der Arrow. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich glaube nicht, Sir, daß wir sie finden werden.« Die Augen des Commanders werden ganz schmal, und seine Brauen ziehen sich zusammen.
    »So?« fragt er gedehnt. »Eine Ihrer scharfsinnigen Kombinationen, Captain, wie? Oder hat sie Ihnen im Bett anvertraut, daß sie sich erst außer Reichweite begeben wird, ehe sie…, bevor sie Howard Skelton und seiner blonden Freundin nachfolgt? Glauben Sie doch Ihren Gefühlen nicht, Philipp McBruns! Wenn sie sich umbringen will, dann kann sie das unmittelbar vor unserer Nase besorgen. Habe ich recht?«
    »Nein, Sir!«
    »Sagten Sie wirklich: Nein? Captain!«
    »Ich bin sicher, daß Lieutenant Taylor die Station nicht verlassen hat, um irgendwo dort draußen Selbstmord zu begehen, Sir.«
    »Ah, dessen sind Sie sicher? Nun, man könnte annehmen, daß Sie es wissen müßten. Aber weshalb, meinen Sie, ist sie dann gestartet. Will sie auf eigene Faust Russen jagen? Oder was?«
    »Nein, Sir! Bestimmt nicht.«
    »Nein, Sir! Nein, Sir!« äfft Morris wütend nach. »Dann sagen Sie mir endlich, weshalb sie gestartet ist.«
    »Es wird mächtigen Ärger geben, Sir.«
    Die Erkenntnis dringt langsam in Glenn Morris ein, und im gleichen Maß, in dem sie sich verdichtet, scheint sich das Blut aus der Haut seines Gesichtes zurückzuziehen. Sein Mund öffnet und schließt sich mehrmals, ohne daß er einen Ton hervorbringt, und seine zu Fäusten geballten Hände zucken. Und dann bricht es aus ihm heraus wie ein Schrei: »Das ist nicht wahr, Captain! Das kann nur eine verdammte Lüge sein! Woher, zum Teufel, wollen Sie wissen…?« Er bricht ab und läßt sich in seinen Sessel fallen, heftet den Blick auf den Boden, und noch immer zucken seine Fäuste.
    Als er endlich wieder den Kopf hebt, ist sein blasses Gesicht unbewegt wie eine weiße Maske. »Finden Sie mir Dora Taylor«, sagt er leise. »Bei allem, was Sie mit ihr verbunden hat, Phil, Ihnen kann nicht gleichgültig sein, daß sie uns verraten will. Spüren Sie sie auf und machen Sie einen Glutball aus ihr. Hören sie, McBruns! Ich will, daß sie vernichtet wird. Ich will sehen, wie sie verdampft in ihrem gottverdammten goldenen Skaphander. Das ist ein Befehl, Captain!«
    Damit geht er. Langsam und mit schleppenden Schritten trotz der geringen Schwerkraft. Die Sohlen seiner Magnetschuhe schleifen über die Metallplastplatten des Fußbodens.
    Philipp überkommt eine seltsame Mischung zweier Gefühle. Einerseits Genugtuung, weil er die boshafte Anspielung des Commanders auf seine Beziehung zu Dora mit einem fürchterlichen Schlag vergelten konnte, und andererseits Besorgnis, daß er sich kurzlebiger Rache wegen dazu hat hinreißen lassen, seine Tarnung zu vernachlässigen. Denn das hat er zweifellos getan. Und es spielt kaum eine Rolle, daß der Commander nichts davon bemerkt hat. Denn Glenn Morris wird daraufkommen, spätestens wenn sein klares Denkvermögen zurückgekehrt ist. Er wird sich fragen, wieso sein Feuerleitoffizier etwas über die Antriebe, die in Dora wirkten, wissen kann. Und Morris ist nicht der Mann, der aus solchen Erkenntnissen keine Konsequenzen zöge. Er wird alles daransetzen, den Schleier des Geheimnisses zu zerreißen.
     
    Philipp McBruns kommt dem Befehl des Commanders mit peinlicher Genauigkeit nach. Zumindest dessen erstem Teil, den allein er beeinflussen kann. Er sucht nach Spuren der verschollenen Rakete. Obgleich er besser als jeder andere weiß, wie sinnlos sein Tun ist, durchforscht er stundenlang den Orbit der Erde, infolge seiner Kenntnis der Zusammenhänge mit der absoluten Gewißheit, einer Weisung zu gehorchen, die zu nichts führen kann.
    Hin und wieder ortet er ausgediente Sonden, die in beharrlichem Schweigen ihre Bahn ziehen, oder automatische Satelliten aller nur vorstellbaren Aufgabenbereiche, die

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