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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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sich auf sein Funksignal hin legitimieren. Seine Tätigkeit ist insofern nicht ganz ohne Ergebnis, als er die kosmischen Leichen mittels Laseremissionen eliminiert und damit einiges von dem um die Erde kreisenden Schrott beseitigt. Außerdem dokumentiert er damit deutlich, wie ernst er die Ausführung des Befehls nimmt.
    Gegen Mittag entdeckt er dann doch noch etwas, was eine Spur sein könnte, aber bereits als er ihre ersten Anzeichen sieht, weiß er, daß er den Commander nicht davon unterrichten wird. Morris wird zeitig genug erfahren, was geschehen ist.
    Bei der Spur handelt es sich um eine kaum noch sichtbare Kondensatbahn, die nordöstlich des Aralsees beginnt und sich, genau in Richtung Süden verlaufend, bis in die Kysylkum hineinzieht, wo sie schließlich punktförmig endet. Offenbar sind es die sich im Klima der ruhigen Wüstenregion über Stunden haltenden atmosphärischen Reste des Bremsstrahls einer vor ganz kurzer Zeit gelandeten Rakete. Seine Entdeckung wäre, da es sich um ein von Testraketen der sowjetischen Raumflotte frequentiertes Gebiet handelt, völlig ohne Bedeutung, wenn man nicht zweifelsfrei ermittelt hätte, das sowohl die Starts wie auch die Landungen dieser Raumfahrzeuge immer, abgesehen von minimalen Abweichungen, die durch die geographische Lage bedingt sind, entgegen der Erddrehung verlaufen.
    Diese Spur aber zieht sich fast exakt von Nord nach Süd über die Wüste, und er spürt, wie sein Herz heftiger zu schlagen beginnt. Dies kann nur, sagt er sich, die letzte Spur sein, die von der landenden Arrow in die Atmosphäre gezeichnet worden ist, gleichsam ein letzter Gruß Doras an ihn. Er kann sicher sein, daß sie den Boden ungehindert erreicht hat.
    Lange blickt er auf diesen kaum sichtbaren, nach und nach verschwimmenden Beweis, daß es Dora noch gibt, so lange, bis die Rotation der Erde und die Bewegung der Station ihm das Bild der Wüste und des darüber schwebenden schmalen Streifens entziehen. Und plötzlich spürt er eine tiefe, ruhige Freude. Dora lebt, für ihn unerreichbar zwar, aber atmend und denkend, und er ist sicher, immer eine gewisse Rolle in ihren Gedanken zu spielen. Da ist also ein Rest von dem geblieben, was sie einst miteinander verband.
    Nein, er wird dem Commander von dieser Spur nicht berichten.
     
    Vier Stunden später wird seine Vermutung bestätigt. Am Abend dieses Tages fangen sie fast gleichzeitig zwei Meldungen auf. Die erste wird von der PBC ausgestrahlt, der autorisierten Fernsehanstalt des Pentagons, und enthält die lakonische Mitteilung, daß der Erste Navigator der Raumstation Odin, Lieutenant Dora Taylor, von einem Erkundungsflug nicht zurückgekehrt sei. Nach den Gründen werde im Augenblick noch geforscht, gegnerische Einwirkung könne nicht ausgeschlossen werden. Der Präsident habe die äußerste Forcierung der Ermittlungsmaßnahmen sowie stündlichen Bericht über deren Ergebnisse befohlen.
    Die andere Meldung kommt aus Moskau und wird in zweistündigem Abstand in den gebräuchlichsten Sprachen der Welt wiederholt. Radio Moskau behauptet, kurz vor zwölf Uhr Ortszeit dieses Tages sei ein kosmisches Projektil der U.S. Space Force, eine Viermannrakete vom Typ »Pfeil«, in der Gegend von Turtkul im Süden der Karakalpakischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik niedergegangen und sofort von Bewohnern der nahe gelegenen Ortschaften sowie Angehörigen der Miliz umstellt worden.
    An Bord habe sich ein Offizier der U.S. Space Force befunden, der ehemalige Erste Navigator der Orbitalstation Odin. Der Offizier habe eine aufsehenerregende Erklärung angekündigt und werde derzeit zur näheren Untersuchung der Angelegenheit nach Moskau gebracht. Falls die Erklärung des Offiziers ausgestrahlt werde, erfolge rechtzeitig eine entsprechende Ankündigung.
    Kaum eine Minute nach dieser zweiten Meldung schaltet sich in allen Räumen der Odin das zentrale Kommunikationssystem ein, und die Stimme des Commanders bittet die Offiziere Newman und McBruns zur Besprechung. Sie klingt erstaunlich gelassen, fast heiter.
    »Der Mann hat einen Job, um den man ihn weiß Gott nicht beneiden sollte«, sagt Harold Newman und spuckt auf den Boden der Zentralschleuse.
     
    Glenn Morris geht in seiner Kammer hin und her. Vom Bett am Tisch vorbei, wobei er sich ein wenig in den Hüften drehen muß, um nicht mit dem Kommunikator zu kollidieren, bis zu einem Stuhl in der gegenüberliegenden Ecke und wieder zurück zu seiner Koje. Er macht den Eindruck eines gefangenen

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