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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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entgegen. Er saß vornübergeneigt, damit er über Philipps Schulter blicken konnte, die Hände hielt er griffbereit in der Nähe der Sollwertgeber.
    »Ungefähr jetzt müßten sie starten«, flüsterte er irgendwann. »Behalt die Ortungsgeräte im Auge.«
    Ihr Fehler war, daß sie die Gegner unter sich vermuteten. Die Radaranlagen von Puerto Juárez und Mantua verfügten über keine allzu große Reichweite, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt nicht, und so waren die kubanischen und mexikanischen Jäger immer erst aufgestiegen, nachdem man die Meerenge bereits erreicht hatte. Ein schwer auszugleichender Nachteil für sie, weil sie dadurch gezwungen waren, von unten hinten anzugreifen. So war es fast immer gelungen, sich ihnen im Fallflug zu entziehen. Und das meist ohne Verluste.
    Vielleicht waren ihre Anlagen verbessert oder durch leistungsfähigere ersetzt worden, vielleicht hatten sie andere Informationsquellen erschlossen, jedenfalls kamen ihre Jäger diesmal von oben. Sie mußten schon auf der Lauer gelegen haben.
    Es waren vier, und sie saßen der Formation im Nacken wie wütende Wespen. Morris erkannte die Größe der Gefahr erst, als bereits zwei der eigenen Maschinen brennend in die Tiefe gingen. Die Rauchfahnen sahen aus wie die Spuren fallender Leuchtraketen. An den Führungsmaschinen zogen zwei glühende Bälle vorbei, Jagdraketen, die ihre Ziele verfehlt hatten.
    »Fallen, vierzig, Vollschub!« schrie sich Morris selbst zu, griff in die Steuerung und schaltete mit dem Daumen die Automatik aus. Dann drückte er die beiden Maschinen steil hinab. Das Bild auf dem Bugschirm veränderte sich nicht im mindesten, Himmel und Meer waren nicht zu unterscheiden. Auf dem Heckschirm erkannte Phil die silbernen Sterne der nachfolgenden Dublette, deren Piloten sich dem Manöver weisungsgemäß angeschlossen hatten. Der Computer schrieb die zulässige Annäherung an Normalnull aus, und je weiter die Geschwindigkeit stieg, um so größer wurde der ohne Gefahr nicht zu unterschreitende Abstand zum Meeresspiegel angegeben. Andernfalls hätten die Werte der Zentrifugalbeschleunigung in der Abfangphase die Festigkeit des Materials überstiegen. Die Angabe näherte sich bei zweitausendvierhundert einem konstanten Wert und blieb schließlich unverändert, in roter Warnschrift blinkend.
    Bei dreitausend Meter Flughöhe war die untere Grenze erreicht.
    »Wir bleiben im Fallflug!« schrie der Captain. Obwohl er um die Gefahr wissen mußte, drückte er die Maschinen weiter. Offenbar hoffte er, die Piloten der folgenden Dubletten würden ihren Fallflug noch oberhalb der Grenzzone abbrechen. Denn sie wären der Belastung, der das tote Material der beiden Führungsmaschinen zu widerstehen vermochte, keinesfalls gewachsen.
    »Ich fürchte fast, daß sie uns blindlings folgen werden«, sagte Phil, doch Morris ging auf seine Warnung nicht ein.
    »Wir fallen mit Vollschub bis eintausend!« erklärte er. »Dann Automatik ein!«
    Eintausend Meter über Null lagen bei dieser Geschwindigkeit selbst für eine unbemannte Maschine im Grenzbereich. Glenn Morris riskierte alles. Er wollte den Isthmus erreichen. Er wollte seine Last abladen über den Kaffeeplantagen, über den Indios, die er mehr als alles andere auf der Welt haßte.
    Den Führungsmaschinen gelang das Manöver. Den beiden folgenden Jagdbombern jedoch nicht. Wahrscheinlich hatten sie sich, als die Piloten die Gefahr erkannten, der Oberfläche des Meeres bereits zu weit genähert. Als Folgeeinheiten verfügten sie nicht über Bordcomputer, und ihre Kommunikationsgeräte waren befehlsgemäß blockiert worden. Sie schlugen nebeneinander in das Gekräusel, das die unbemannten Maschinen im Tiefflug auf das bis dahin stille Wasser gezeichnet hatten.
    »Diese Idioten!« sagte Glenn Morris.
     
    Sechzehn Minuten später kam die Nordküste des östlichen Isthmus in Sicht. Sie flogen wieder auf Dienstgipfelhöhe. Von der dritten Dublette war nichts zu sehen.
    Auch hier an der Küste war alles anders, als sie erwartet hatten. Schon weit vor Manzanilla registrierte die Elektronik einen getakteten Peilstrahl hoher Frequenz.
    »Automatischer Zielsucher!« stellte Morris verblüfft fest. »Sechzig nach Osten abfallen. Diese verdammten Indios haben neuerdings Abwehrraketen. Hoffen wir, daß sie nicht damit umgehen können.«
    Sie flogen in Sichtweite der Küste in Richtung auf den Mulatas-Archipel. Weit hinter ihnen tupften die krepierenden Sprengköpfe der Raketen weiße Wolkenbälle in das

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