Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
Vom Netzwerk:
von dem sich das Leben nie ganz wird lösen können. Denn unser Aufenthalt hier an Bord hat etwas Lebenshemmendes an sich, wie der in einer Kühlkammer, und deshalb ist jemand von der Erde dem ersten Sonnenstrahl nach einem langen, öden Winter vergleichbar. Dementsprechend fällt seine Begrüßung aus.
    Das gilt, urteilte man ausschließlich nach dem äußeren Anschein, auch für den Empfang dieses kleinen Doktors. Und doch scheint sich diesmal eine Unsicherheit eingeschlichen zu haben, das Lachen ist weniger spontan, das Schulterklopfen weniger herzlich. Vor allem seitens des Commanders. Das kann natürlich am Charakter unseres Chefs liegen, der Freude noch weniger zeigt als Erregung, der immer ein wenig unterkühlt wirkt, selbst dann, wenn Dinge geschehen, die ihn eigentlich aus der Ruhe bringen müßten. Doch mit diesem Doktor Haskett geht Commander Glenn Morris um wie mit einer offenen Flamme. Obwohl er ihm beide Hände drückt, ihn sogar ganz spontan umarmt, bleibt eine augenscheinliche Distanz zwischen den beiden.
    Und als dann die anderen den kleinen Doktor begrüßen, ist es ähnlich, wenn auch nicht unbedingt so deutlich.
    Allen scheint also klar zu sein, daß da jemand an Bord gekommen ist, den man nicht leicht einzuordnen vermag, ein Mann, der über Kräfte gebietet, die jenseits dessen liegen, was man gewohnt, was vorstellbar ist. Ein Laserfächer verbrennt, ein Sprengsatz zertrümmert, ein Neutronenschauer tötet, ihre Wirkungen sind absehbar, gewissermaßen in die gebräuchliche Mechanik einzuordnen, die Waffen dieses kleinen Doktors aber werden im geheimen agieren, still und ohne Aufsehen werden sie aus einem Hinterhalt kommen, der weder mit normalen Mitteln aufzuspüren noch durch Kenntnis zu vermeiden sein wird. Es sind Waffen, gegen die bekannte Abwehrmechanismen versagen, der Begriff Hinterhalt gewinnt unversehens die Bedeutung hinterhältig, es ist der Punkt, an dem etwas zu wirken beginnt, was an schwarze Magie grenzt. Dieser Umstand verschafft dem kleinen Doktor eine Sonderstellung, aber er isoliert auch. Anfangs ist die Tätigkeit Doktor Hasketts an Bord der Odin auch entsprechend undurchsichtig. Sie erfolgt meist im Alleingang, hin und wieder in Zusammenarbeit mit dem Commander und ganz selten unter Einbeziehung Dora Taylors, der Navigatorin. Doch von Dora ist nichts über die Art der Arbeiten zu erfahren, und sie schweigt nicht etwa, weil man sie zur Geheimhaltung verpflichtet hätte, sondern weil sie nichts weiß, weil sich ihr Anteil offenbar auf ausschließlich navigatorische Belange beschränkt.
    Und doch! Irgendwann werden sich für Dora diese winzigen, formlosen Splitter zu einem Mosaik zu ordnen beginnen, das kann gar nicht ausbleiben, auch wenn sich Haskett weiterhin in absolutes Schweigen hüllen sollte. Die wissenschaftlichen Disziplinen sind längst über Kenntnis und Vermögen des einzelnen hinausgewachsen, die Technologien so sehr miteinander verzahnt, daß Zuarbeiten anderer Bereiche unabdingbar sind. Zuarbeit aber bedeutet auch Informationsfluß, und zwar immer in beiden Richtungen.
    Es gibt Beispiele, die das belegen.
    Etwa zu jener Zeit, als die ersten, zumeist ablehnend kommentierten Meldungen über die Entwicklung sogenannter Hormonwaffen um die Erde gingen, brach im Norden Namibias eine Seuche aus, die unter der farbigen Bevölkerung dieses Landes schlimmer wütete als die Pest im Europa des Mittelalters, das Windhoek-Syndrom, ein tödlicher Hautzerfall, der sich ausschließlich auf die Epidermis Farbiger beschränkte. Als die Krankheit die Grenze nach Angola übersprang und sich im Süden des Landes auszubreiten begann, gingen internationale Teams in die Offensive. Kassanjan und Berger isolierten den Erreger, ein Virus, das die dunkel pigmentierten Zellen der Oberhaut anfiel und deren genetische Struktur deformierte, vor allem, was die Teilungsrate anbetraf. Dem Franzosen Flasheur war es vorbehalten, die künstliche Herkunft des Erregers nachzuweisen. Es handelte sich um eine gleichsam am Reißbrett konstruierte Krankheit, und das Virus war dementsprechend aggressiv und resistent.
    Die erste Spur führte nach Südafrika. Doch dann, als man bereits annahm, den Hauptverantwortlichen, nämlich den südafrikanischen Geheimdienst, ermittelt zu haben, meldete sich ein Mikrobiologe aus Fort Duran, Colorado, zu Wort und gab eine aufsehenerregende Erklärung ab. Er behauptete, im Auftrag der Firma Biologic Instruments ein ganz ähnliches Virus konstruiert und synthetisiert zu

Weitere Kostenlose Bücher