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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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rein würde die Welt »danach« sicherlich sein, von der Schöpfung Gottes bliebe aber wohl nicht mehr als das Werk seines ersten Tages.
    Philipp Manners hat nie versucht, Miß Lauderdale zu einem Sinneswandel zu veranlassen, er wußte, daß sie keins seiner Worte begriffen hätte.
     
    Neunmal war der Kleincomputer fündig geworden, neunmal war er mit seinem manipulierten Suchkode in fremde Datenverarbeitungsanlagen eingedrungen und dort begrüßt worden.
    In den nächsten beiden Tagen arbeitete Philipp Manners die erfolgversprechenden Kontakte ab. Die ersten beiden konnte er getrost streichen, es waren die Begrüßungsformeln eines großen Warenhauses in Prescott und einer Sportschuhfirma in Lower Lengdon. Der dritte kam seinen Wünschen bedeutend näher, er stammte aus einer Zweigstelle der South-Western Electronics, wahrscheinlich vom New-Yorker Verkaufsbüro. Allerdings entsprach es nicht Manners Kalkül, seine fiktiven Daten in den Speichern ausgerechnet dieser Firma unterzubringen, da er mit ihr ganz andere Pläne hatte. So prüfte er die restlichen Kontakte und fand im letzten Komplex den für seine Zwecke idealen Partner, ein Entwurfsbüro für zivile elektronische Geräte, das sich irgendwo in einem Hochhaus in der 3rd Avenue niedergelassen hatte. Die genaue Lage interessierte ihn nicht sonderlich, er hatte nicht die Absicht, sich in den Räumen der Firma sehen zu lassen.
    Drei Anläufe benötigte er, ehe er an die für seine Zielstellung geeignete Einheit gelangte. Zweimal warf ihn die Anlage aus der Leitung, weil ihm irgendein Formfehler unterlaufen war. Das hinderte sie jedoch nicht, ihn beim nächsten Versuch abermals mit der freundlichen Formel: HIER IST DIE ZENTRALE VERARBEITUNGSEINHEIT DER FIRMA COMSTRUCS. ICH WUENSCHE IHNEN EINEN GUTEN TAG. WOMIT KANN ICH IHNEN DIENEN? zu begrüßen.
    Dann gelang es ihm endlich, bis in den Personalblock vorzudringen, und er sah die Lebens- und Berufsdaten der Mitarbeiter der Firma Comstrucs über den Bildschirm seines Kleincomputers laufen.
    Die Daten eines gewissen Philipp McBruns, Bürger der USA, geboren in Maryland, Elektronikingenieur, Spezialgebiet Standortermittlung, Auftrag geheim, einzugeben war eine Sache von Minuten, da sein Rechner die zweiundfünfzig Einzelpositionen automatisch vom vorbereiteten Band las.
    Als Philipp Manners nach zwei Stunden auf demselben Weg rückfragte, nun ohne Schwierigkeiten beim Eindringen in den Personalblock, standen die Angaben zur Person des fiktiven Ingenieurs McBruns zwischen den Daten eines Walter McBride, Chemiker und freier Mitarbeiter, und denen eines Lester Meath, Verkaufsleiter.
    Manners atmete auf. Groteskerweise spürte er nicht geringe Skrupel angesichts des Umstandes, daß er von diesem Tag an völlig unberechtigt eine beträchtliche Gehaltssumme überwiesen bekommen würde.
     
    Er benötigte insgesamt drei Monate, um seine fiktive Identität so weit zu verbreitern und zu verfeinern, daß er sich seinem eigentlichen Ziel relativ nahe fühlen konnte.
    Mit der bei Comstrucs gespeicherten Identität gelang es ihm, wenn auch erst nach mehreren vergeblichen Versuchen bei anderen Verwaltungseinheiten New Yorks, eine Anstellung in der Personalzentrale von New Bedford zu finden, eine Position, die er benutzte, um seine Daten im Zentralrechner des Staates Massachusetts unterzubringen. Nach diesen Angaben zu urteilen, hatte er eine beeindruckende und, wie er hoffte, nicht zu beeindruckende Karriere hinter sich.
    Auf die bereits mehrmals praktizierte Art, nun jedoch bevorteilt durch die moderne Datenverarbeitungsanlage von New Bedford und nicht mehr angewiesen auf einen geliehenen Heimcomputer, verschaffte er sich innerhalb weniger Wochen einen achtjährigen Besuch eines Colleges in Baltimore und eine ebenfalls achtjährige Ausbildung an der Militärakademie von Valley Forge, der sogenannten Spit and Polish Academy, einer typisch US-amerikanischen Einrichtung, an der die für Höheres vorgesehenen Rekruten wie die Steine eines Flusses geschliffen und von jeglicher Individualität befreit wurden. Wer von der Spucken-und-Polieren-Akademie kam, der war entweder seiner Selbstachtung verlustig gegangen und damit für jedwede stumpfsinnige Tätigkeit verwendbar, oder er hatte eine so unangreifbare Brutalität gegen sich und andere entwickelt, daß nichts und niemand ihn zu beeindrucken oder gar zu rühren vermochten. Aus solchen im Feuer gehärteten und im eisigen Wasser geschliffenen Charakteren rekrutierten sich die

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