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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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sich, zur Kenntnis zu nehmen, daß die Station jetzt rotiert, daß die Schwerkraft in den Außenbereichen sich weiter den Werten der irdischen Gravitation nähert.
    Hier, unweit des Rotationszentrums, hat sich anscheinend nichts geändert, die Gravitation liegt im Bereich nahe Null, die scheinbaren Bewegungen ferner Sterne, naher Raumkörper und auch der Erde, die fast ein Drittel des Sichtbereiches einnimmt, werden durch den Rechner ausgeglichen. Nahezu unmerklich kehrt die Kampfkraft der Odin zurück. Die Dienste beginnen ihre Einsatzbereiche gefechtsbereit zu melden.
    Jane Blackwoods Meldung kommt ein wenig zögernd. Vielleicht verursacht ihr die Leere ihrer Navigationsschirme Unbehagen. Verständlich wäre es; sie weiß ebensogut wie alle anderen, was es mit den unsichtbaren Beobachtern da draußen auf sich hat, daß sie sich nach wie vor in unmittelbarer Nähe der Station herumtreiben. Eine äußerst beunruhigende Gewißheit.
    Phil meldet entsprechend der Struktur der Dienste und des Reglements als letzter. »Feuerleitanlage gefechtsbereit!« sagt er, und er stellt fest, daß Glenn Morris einen Moment lang zögert, ehe er sich zur Weiterführung des vorgegebenen Regimes entschließt.
    »Ich übernehme!« sagt der Commander schließlich, drei, vier Sekunden zu spät, dann schiebt er sich in den Sessel des Leitstandes und hakt sich fest. Sein Blick überfliegt ein letztes Mal die Zentrale. »Handlungen ab jetzt nur noch auf mein Kommando!« vollendet er und strafft sich.
    Danach schweigt er abermals lange, viel zu lange. Sein Schweigen deutet auf Unentschlossenheit, die zum erstenmal mit solch unmißverständlicher Deutlichkeit zutage tritt. Ihm muß zumute sein wie einem ins Fangnetz geratenen Tier, das die Jäger heranschleichen hört, ohne sie jedoch in der Finsternis sehen zu können.
    Endlich hebt er mit einer zögernden und sicherlich auch unbewußten Bewegung die Schultern und entschließt sich zu einem Befehl, der unter den gegebenen Umständen wie eine Ersatzhandlung wirken muß. Über die Rufanlage bittet er Dora Taylor zu sich, wartet ihre Bestätigung, die sehr spät und sehr leise kommt, ab und trennt durch einen Schalterdruck den Kommunikationsblock der Zentrale vom übrigen System der Station.
    Vier Minuten danach, Minuten, die Phil wie Stunden vorkommen, betritt Dora die Zentrale. Sie hat volle Ausrüstung angelegt, ihr grüner Overall ist hoch geschlossen, aus der Oberschenkeltasche ragt der Kolben eines Fächerlasers, in dessen unmittelbarer Nähe sie ihre Rechte hält. Über Haar und Stirnbinde hat sie ein engmaschiges Netz gestülpt, ihr Gesicht ist blaß, aber sehr gesammelt. Den Helm trägt sie unter dem linken Arm.
    »Lieutenant Taylor zur Stelle, Sir!« meldet sie ruhig und exakt. Dann gleitet sie mit den sparsamen Bewegungen eines großen Fisches durch die Schwerelosigkeit der Zentrale und nimmt ihren Platz neben der Lokatorin ein. Das Klicken ihrer Gurtverschlüsse durchbricht die Stille wie Schüsse.
    Und wieder vergeht geraume Zeit, bis Glenn Morris das Wort ergreift.
    »Ich muß Sie von einem Vorfall in Kenntnis setzen, der, wie ich hoffe, die Serie der unangenehmen Ereignisse an Bord dieser Station abschließt«, beginnt er und blickt einen nach dem anderen an. Das ist lediglich eine Geste, in seinen Augen fehlt jeder Schimmer von etwas, was man als Aufmerksamkeit deuten könnte. »Lieutenant Skelton hat vor wenigen Stunden Selbstmord begangen. Er wurde in der Nähe der Schleuse fünf tot aufgefunden. Kopfschuß. Ich habe nicht die Absicht, nach den Gründen dieser Kurzschlußhandlung forschen zu lassen. Ich gehe davon aus, daß sie mit den Ereignissen der letzten Tage in Zusammenhang steht. Skelton war ein Mensch, der zu depressiv und emotional belasteten Handlungen neigte. Sie alle wissen das. Im Interesse der Einsatzbereitschaft der Station…«
    Phil sieht den schnellen Blick Doras, in dem kein Triumph ist, und er hört die Worte des Commanders nicht mehr, nur noch die Stimme, die dahinrinnt, ohne Höhen und Tiefen, ohne Anteilnahme. Selbstverständlich hat Glenn Morris recht, wenn er Skelton als depressiv und emotional reagierend bezeichnet, aber wie er das gesagt hat, das klang abwertend, in derselben Art und Weise hätte er erklären können, immerhin sei Skelton ja schwarzhaarig und von kleiner Statur gewesen. Und wahrscheinlich wäre dies seiner wirklichen Einschätzung nähergekommen. Er hatte Skelton nie gemocht. Und die Gründe dafür lagen nicht in Skeltons Charakter,

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