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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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gleichmäßig. »Bleib liegen«, flüstert er. »Schlaf dich aus.«
    Sie rührt sich auch jetzt nicht, vielleicht ist sie wirklich eingeschlafen. Es wäre das Beste, was ihr in dieser Situation widerfahren könnte.
    Da wendet er sich ab und katapultiert sich hinaus in den Gang.
     
    Die meisten Stände in der Zentrale sind noch unbesetzt. Commander Morris schwebt mitten im Raum, die Hände tief in den Taschen seiner rostroten Kombination. Ein Symbol soldatischer Härte und Gelassenheit. Oder doch fast. Denn als er mit einem knappen Neigen des Kopfes grüßt, ist er gezwungen, den auf seinen Körper wirkenden Gegenimpuls durch einen schnellen Griff zur Rückenlehne des Funkersessels aufzufangen.
    Das Funkpult ist bereits besetzt. Ein grellgelber Overall zwischen den lackschwarzen Seitenschalen des Sessels. Darüber jedoch nun nicht mehr der blonde Haarschopf Lilianas, sondern ein dunkler, ein sehr dunkler.
    Das ist ungewöhnlich. Zum erstenmal gehört zur Kernmannschaft der Station Odin jemand, dessen Haar so glatt und so dunkel, fast schwarz ist. Glenn Morris mag Leute mit glattem schwarzem Haar nicht sonderlich. Und er hat seine Gründe dafür, denn er verfügt über einschlägige Erfahrungen.
    Der dort im Sessel der Funkanlage ist also der Neue, der Mann vom Versorgungstrupp, Walter Graves. Der Schalensessel hat ihn fast verschluckt, Graves dürfte nicht allzu groß sein und auch nicht sehr kräftig gebaut. Er wird es nicht leicht haben in der Kernmannschaft.
    Philipp McBruns nimmt im Sessel der Feuerleitanlage Platz, rastet die Haltegurte ein und aktiviert die Geräte. Noch einmal, während die Bildschirme und Anzeigen zum Leben erwachen, wendet er sich dem Commander zu. »Lieutenant Taylor hat ein Schlafmittel genommen, Sir«, sagt er. »Ich glaube, daß ihre Verletzung in wenigen Tagen…«
    Glenn Morris unterbricht ihn mit einem akzeptierenden Nicken und stabilisiert sich durch einen abermaligen Griff zum Sessel der Funkanlage.
    Phil spürt eine plötzliche, kaum motivierte Erleichterung. Vielleicht, sagt er sich, gelingt es Dora, sich über die Erschütterung hinwegzuschlafen. Für die zu erwartende Untersuchung wäre das von nicht geringem Vorteil.
    Auf dem Display der Feuerleitanlage ist nicht allzuviel zu erkennen. Die Außensensoren fassen zur Zeit lediglich die in der Nähe der Sektion vier vertäute Reparaturfähre auf und einige im Nahbereich treibende Teile, Schrott wahrscheinlich, der sich langsam von der Station entfernt. Danach einen schnell das Koordinatennetz durchquerenden Körper, den die Kennung als einen der Monteure ausweist. Bei dem Reflex vor ihm könnte es sich um eine Baugruppe handeln, die er an ihren Einsatzort transportiert. Mehr zeigt der Schirm nicht.
    Eine nach wie vor unerklärliche Lücke bleibt. Die Geräte geben noch immer nicht den geringsten Hinweis auf fremde Satelliten oder Sonden. Es ist, als bestünden die Raumkörper der anderen aus weniger als Luft.
    Nach allem, was sich in den letzten Tagen ereignet hat, müssen sie aber noch dort draußen sein, irgendwo in der Dunkelheit des Raumes oder im Licht der Erde verborgen, sie existieren, sie treiben auf ihren komplizierten Bahnen dahin, vielleicht sogar in Sichtweite, und doch dringt nicht der geringste Reflex von ihnen durch die hochsensiblen Geräte.
    Auch im Fernbereich hat sich nichts geändert. Selbstverständlich nicht. Die Lichtpunkte der Sterne, optisch projiziert, hängen unbeweglich in der Wölbung des Navigationsschirms, unendlich weit entfernt und starr.
    Schließlich betreten auch Jane Blackwood und Harold Newman die Zentrale. Die schweigende Zeremonie der Begrüßung wiederholt sich, das Nicken des Commanders und sein Griff zur Sessellehne.
    Sie sind pünktlich, die Disziplin scheint unter den Tagen der Untätigkeit nicht gelitten zu haben. Sie haben ihre Plätze eingenommen, haben sich in den Sesseln festgeschnallt, sind wieder zu Teilen der Maschinerie geworden, sie beobachten die Bildschirme und Anzeigen, fühlen sich hinein in die Welt außerhalb der Station, tasten sich in den dunklen Raum hinein und an die helle Erde heran, sie warten auf den Countdown. Stunden scheinen vergangen zu sein, als die Computerstimme die Zeit in Sekundenstücke zu zerhacken beginnt.
    Exakt bei »Null« beginnen die Lichtsplitter auf dem Navigationsschirm zu zucken, springen mehrmals hin und her, dann hat der Rechner die Rotation aufgemessen und eingearbeitet, die Sterne stehen wieder wie festgeschraubt, und das Gefühl weigert

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