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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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endlich!« sagt er. »Das wurde aber auch höchste Zeit!«
    Und es scheint, daß die anderen seine Auffassung weitgehend teilen, daß sie alle glauben, nun könne sich das, was vor wenigen Tagen hier an Bord geschah, nicht wiederholen. Jetzt sind sie plötzlich bereit, das vermeintliche Versagen ihrer Kameraden einer durch die Einsamkeit provozierten Verwirrung anzulasten.
    Mit ihnen zu diskutieren, Philipp McBruns, hätte in diesem Fall nicht den geringsten Sinn. Weder darüber, daß sie sich in fadenscheinige Begründungen für Vorgänge flüchten, deren Anlässe viel tiefer liegen als in Angst und Einsamkeit, nämlich im Begreifen eigener Verantwortung ebenso wie in der Humanität, noch über diese kalkulierte Verletzung von Abkommen zwischen den Machtblöcken, diese Herausforderung an die andere Seite.
    Und es hätte wohl auch deshalb keinen Sinn, weil der Präsident das entsprechende Argument umsichtigerweise gleich mitgeliefert hat: Da sich die beiden Stationen stets auf entgegengesetzten Seiten des Erdballs befinden werden und da kein Staat von beiden gleichzeitig überquert werden kann, wird auch die objektive Bedrohung in keiner Weise ansteigen, denn nach wie vor wird zu einem definierten Zeitpunkt an einem definierten Ort nur eine der beiden Stationen präsent sein. Der Einsatz dieses Großsatelliten wird also nichts an der Parität ändern, aber er wird, wie der Präsident formulierte, eine begrüßenswerte Erhöhung der Sicherheit für die Vereinigten Staaten zur Folge haben. Auch das ist Logik.
    Du vermagst nichts dagegen zu unternehmen, du siehst die vor Genugtuung strahlenden Gesichter derer, mit denen du seit Monaten auf engstem Raum zusammen lebst, die dir längst nicht mehr fremd sind, an denen du sogar vieles magst, seit du sie genauer kennengelernt hast, so vieles, daß du manchmal ihre Freude oder ihr Leid mit ihnen geteilt hast, und du hoffst inständig, daß sie heute oder morgen anfangen werden nachzudenken.
    Und du sagst dir, daß keine Decke so dünn und fadenscheinig ist wie die der euphorischen Zustimmung, die mittels Propaganda und Reklame über einen Menschen, eine Gruppe, ein Volk gebreitet worden ist, daß nichts vergänglicher ist als der Jubel. Hat man in diesem Land nicht schon einmal gejubelt, damals, als die erste Bombe der neuen Generation gefallen war, die Bombe an sich, die Hunderttausende tötete und Millionen in jahrzehntelanges Siechtum und unglaubliches Elend stürzte?
    Und wie entsetzlich war das Erwachen, wie tief die Beschämung, als das Denken die Euphorie zu verdrängen begann?
    Leider hat sich das wieder geändert. Die Decke des Nationalismus ist, kaum vom Blut gesäubert, neu ausgebreitet worden. Doch lange kann sie nicht halten, wenn Frauen wie Dora und Männer wie Bergerson sie zu zerreißen versuchen.
     
    Da plötzlich geschieht mit dir Erschreckendes. Du hast Angst. Nackte, heillose Angst, du könntest dich an das und die hier verlieren, sie könnten dich, ohne daß sie es wollen, auf ihre Seite ziehen.
    Der Commander mit seiner Art, dich um Rat zu ersuchen, Harold Newman mit seinem offenen, freundlichen Wesen, ihr Präsident mit seinen klangvollen Sätzen voll pseudohumaner Würde und all die anderen, die dich als einen der Ihren betrachten, als einen, der mit seinem ganzen Können und aller Kraft über das Wohl ihrer Welt wacht. Du spürst zum erstenmal, daß du dir selbst zu entgleiten drohst, und das versetzt dich in eine Angst, die du bisher noch niemals in solcher Intensität kennengelernt hast.
    Dir wäre wesentlich wohler, wenn du dir sagen könntest, daß diese Welt da drüben, die Welt Jarinas, die nun bald von zwei hochkomplexen Großstationen bedroht werden wird, auch ohne dein Eingreifen in der Lage ist, sich angemessen zur Wehr zu setzen. Aber daran zweifelst du noch immer, zweifelst, vielleicht sogar wider bessere Erkenntnis, ebenso an ihrer Fähigkeit, sich gleichermaßen vernichtungsträchtige Systeme zu schaffen, wie an ihrer Bereitschaft, sie kompromißlos einzusetzen, wenn anders sie sich nicht zu retten vermag.
    Und du zweifelst auch, daß ihr absoluter Wille zum Frieden das Schlimmste abwenden kann. Denn allein mit dem Willen ist ein Raubtier nicht zu bändigen, sagst du dir.
    An deinen Befürchtungen vermögen auch die sich hinter irgendeinem technischen Kniff verbergenden Orbiter nichts zu ändern. Denn du stellst ja nicht ihr Wissen und Können in Abrede, nicht ihre Intelligenz und ihre technischen Möglichkeiten, sondern den Entschluß,

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