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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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ist abgerissen. Vielleicht sollten Sie selbst mal versuchen, die BKZ zu erreichen... Ich meine keine routinemäßige Testsendung, sondern einen einfachen Anruf...«
    Der Oberst diskutierte noch einige Minuten lang mit dem Offizier vom Dienst, bis er aufgefordert wurde, einen Augenblick zu warten. Hauptmann Kong wagte nicht, den Kommandeur zu fragen, ob er Tee wünsche, ob er ihn am Telefon ablösen solle, irgendwas... Er wartete einfach und merkte bald, dass beim I. Korps ebensolche Verwirrung herrschte wie hier. Nach fast einer Viertelstunde in der Warteschleife rief Oberst Cho: »Endlich! Was fällt Ihnen ein, mich so lange warten zu lassen, Hauptmann?... Was?
    Oh, Entschuldigung, Genosse General... Jawohl, Genosse General... Wird sofort veranlasst, Genosse General.« Oberst Cho war sichtlich schockiert, als er den Hörer sinken ließ.
    »War das General Li, Genosse Oberst?«, fragte Kong zaghaft.
    Cho gab keine Antwort, sondern starrte nur blicklos vor sich hin.
    Nun wurde Kong klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
    »Welchen Befehl haben Sie vom Korps erhalten, Genosse Oberst?«
    »Ich habe Befehl... ich habe Befehl, in Bereitschaft zu bleiben«, sagte Oberst Cho hölzern. Er runzelte grübelnd und verwirrt die Stirn. »General Li konnte die BKZ offenbar auch nicht erreichen.«
    »Was bedeutet das, Genosse Oberst?«, fragte Kong. »Ist es nicht gefährlich, so lange keine direkte Verbindung mit der BKZ mehr zu haben? Wir haben keine Möglichkeit, Befehle zu empfangen.
    Unsere Einheiten sind verwundbar und...«
    »Ich kenne die Auswirkungen auf die Division, Hauptmann«, knurrte Cho. »Ich habe Befehl, in Bereitschaft zu bleiben...« Er überlegte kurz, dann sagte er: »Uns bleibt nichts anderes übrig, als diesen Befehl auszuführen.«
    »Genosse Oberst, die letzte gültige Bestätigung aus der BKZ ist vor achtundneunzig Minuten gekommen«, betonte Kong. »Seither sind nur zwei computerisierte Mitteilungen eingegangen, die beide ungültig waren. Drei Anrufe, zwei über abhörsichere Direktleitungen - keine Antwort.« Er merkte, dass sein Vorgesetzter noch immer zögerte. »Genosse Oberst, die Lage ist sehr ernst!«, protestierte er. »Wir müssen annehmen, dass unsere Fernmeldeverbindungen zur BKZ alle manipuliert werden. Ich behaupte, dass wir sogar annehmen müssen, die BKZ sei zerstört oder von feindlichen Kräften besetzt.«
    »Was?«, fragte Cho ungläubig. »Wie können Sie das einfach annehmen? Sind Sie übergeschnappt?«
    »Das ist die einzig sichere Annahme, von der wir ausgehen dürfen«, sagte Kong. »Oder das Ganze ist eine nicht angekündigte Übung, ein Ernstfalltest. So oder so müssen wir reagieren, als würden wir angegriffen, Genosse Oberst. Wir müssen die Truppe verteilen und einen sofortigen Angriff vorbereiten.«
    »Sie sind übergeschnappt, Kong!«, warf Cho ihm erregt vor.
    »Ich denke gar nicht daran, das zu tun!«
    »Dann versagen wir bei diesem Test und bei der Verteidigung unseres Vaterlands«, wandte Kong ein. »Genosse Oberst, Sie müssen ...«
    »Schluss jetzt, Hauptmann«, wies Cho seinen Offizier vom Dienst streng zurecht. Aber der Gedanke, dies könnte ein geheimer, unangekündigter Test seiner Einsatzbereitschaft - vielleicht auch seiner Loyalität - sein, hatte sich in ihm festgesetzt. Möglicherweise war das die einzig vernünftige Erklärung. Und falls diese Vermutung zutraf, konnte er Aktivität und Zuverlässigkeit am besten dadurch beweisen, dass er seine Division alarmierte. Er war befugt, sie zu dislozieren; er war befugt, einen Angriff unterhalb der Nuklearschwelle zu befehlen, wenn er seine Division bedroht glaubte. Er hatte die Befehlsgewalt, und wenn es jemals einen Augenblick gegeben hatte, in dem er sie nutzen musste, war es vermutlich dieser.
    »Eigentlich will ich nur den guten Namen meiner Familie erhalten und ehrenhaft verabschiedet werden«, murmelte der Oberst kopfschüttelnd. Aber ihm blieb keine andere Wahl. »Also gut, Hauptmann, lösen Sie Alarm aus! Die Brigadekommandeure und der Gefechtsstab treten in einer Viertelstunde im Lageraum zusammen. Alle Regimenter beziehen sofort ihre S-1-Stellungen und warten dort weitere Befehle ab. Auf meine Verantwortung!«
    »Jawohl, Genosse Oberst!«, bestätigte Kong eifrig. »Sergeant!«, brüllte er in die Nachrichtenzentrale. Der Unteroffizier kam, von Kongs Tonfall aufgeschreckt, aus der Zentrale gerannt.
    »Sie alarmieren sofort die Division, rufen die Brigadekommandeure und den Gefechtsstab zusammen

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