Lautlose Jagd
hoher Offizier die Entwicklung verfolgen und dem Ersten Controller Anweisungen erteilen kann. Wir gehen anschließend dort hinauf, um den Auftakt der heutigen Luftkampfübungen zu verfolgen.«
Vizepräsidentin Whiting nickte. Die 48-jährige Anwältin, allein erziehende Mutter zweier Kinder, ehemals Zweite bei der Wahl zur Miss America, später Finanzministerin und danach Gouverneurin von Delaware, war mit allen Aspekten des öffentlichen und staatlichen Lebens vertraut - nur mit dem ganzen »Militärkram« nicht, wie sie ihn nannte. Präsident Martindale war der Militärfreak. Ihre Aufgabe war es, die Haushaltspolitik zu formulieren und mit den Bürgern zu kommunizieren, worauf sie sich ausgezeichnet verstand. Kanonen, Bomben und Radar waren ihr ein Gräuel, das sie frustrierte. Im Umgang mit hohen Militärs, die immer glaubten, die Welt drehe sich um sie, verließ sie sich auf gründliche Informationen und ihren gesunden Menschenverstand.
»Sehr eindrucksvoll, General«, kommentierte Whiting. »Den militärischen Befehlszentren in den Vereinigten Staaten sehr ähnlich, aber viel moderner und auf dem neuesten Stand der Technik.«
»Da die Republik Korea sich praktisch seit ihrer Gründung im Kriegszustand befindet, Madam Vizepräsidentin«, antwortete General Park, »achten wir darauf, diese und andere Kommandozentralen stets einsatzfähig und auf dem neuesten Stand zu erhalten.
Wir zahlen einen hohen Preis für die Bewahrung unserer Freiheit und Souveränität angesichts der kommunistischen Gefahr, aber wir zahlen ihn gern.«
»Gewiss«, sagte die Vizepräsidentin. Sie verstand sich darauf, die Herzen der Männer, deren Sympathie sie gewinnen wollte, mit einem einzigen Blick oder allein durch ihren Tonfall zum Schmelzen zu bringen. Aber bei hohen Militärs funktionierte das nur selten. In ihrem Vokabular war der Begriff »Sympathie« so wenig enthalten wie das Wort »Niederlage«.
»Unsere zwölf Jägerleitoffiziere überwachen und führen den gesamten militärischen Luftverkehr im südkoreanischen Luftraum«, fuhr General Park fort. »Jeder Controller ist für einen bestimmten Sektor zuständig. Es gibt sieben Sektoren - eins bis sechs und die Nordzone. Alle in Südkorea fliegenden Militärflugzeuge brauchen eine Freigabe von uns, bevor sie auch nur ihre Triebwerke anlassen dürfen.«
»Mir fällt auf, dass der dargestellte Luftraum nicht bis an die Entmilitarisierte Zone heranreicht«, stellte Whiting fest. »Auch der Raum Seoul ist ausgespart. Wie kommt das?«
»Außer den schon erwähnten Stellen gibt es getrennt arbeitende südkoreanische Controller, die den gesamten Luftverkehr im Großraum Seoul, in der koreanischen Pufferzone und in der koreanischen Taktischen Zone überwachen und führen«, antwortete General Park. »Die koreanische Taktische Zone, allgemein als Sperrgebiet 518 bekannt, umfasst das Gebiet nördlich der Luftverkehrssektoren bis zur Demarkationslinie - also das Gebiet, aus dem unsere Luftverteidigungskräfte als Erste auf Grenzverletzungen reagieren würden. Die Pufferzone ist ein fünf Seemeilen breiter Streifen südlich der Demarkationslinie, in den Flugzeuge nur mit einer Sondererlaubnis einfliegen dürfen. Der Luftraum über Seoul ist in zwei Verteidigungsringe mit zehn und fünfzehn Kilometern Radius ums Blaue Haus unterteilt. Auf unidentifizierte Flugzeuge, die in den äußeren Ring einfliegen, werden Warnschüsse abgegeben; fliegt eine Maschine jedoch ohne Freigabe in den inneren Ring ein, wird sie ohne weitere Warnung angegriffen und abgeschossen. Amerikanische Flugzeuge dürfen in diese Gebiete einfliegen, werden dort aber von ausschließlich mit unseren Leuten besetzten Kontrollstellen geführt.«
General Park fiel der besorgte Gesichtsausdruck der Vizepräsidentin auf. »Das ist ein kleines, aber bedeutsames Symbol unserer nationalen Souveränität, Madam Vizepräsidentin«, sagte er.
»Wir sind uns darüber im Klaren, wie sehr unsere Sicherheit von den Vereinigten Staaten abhängt. Amerikaner und Koreaner, die Seite an Seite arbeiten, überwachen und führen den gesamten übrigen militärischen Flugverkehr. Aber aus Gründen, die mit unserem Nationalstolz zusammenhängen, bestehen wir darauf, die Grenze zwischen Nord und Süd allein zu überwachen. Das Kontrollzentrum befindet sich in Taegu, Unterzentren gibt es in Seoul und Chongju. Ich bin gern bereit, sie Ihnen jederzeit vorzuführen.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich vorhin etwas besorgt gewirkt habe, General«,
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