Lautlose Jagd
schneller getroffen würde. Aber der General hat... theoretisch Recht.« Er fügte rasch hinzu: »Darüber hinaus haben unsere hiesigen Kommandeure weit reichende Vollmachten, die ihnen...«
»Je nachdem wie erfolgreich unsere Angriffe sind, kann der verantwortliche Kommandeur sich dafür entscheiden, Einheiten aus Kangnung, Taegu, Kunsan und Ch'unch'on auch an der Westfront einzusetzen«, unterbrach General Park ihn, indem er Allens angestrengten Beschwichtigungsversuch mit einer knappen Handbewegung abtat. »Tut er das, wird er die eigentliche feindliche Offensive im Osten nicht aufhalten können. Unsere Kommandeure kennen das Szenario nicht - es wird also ein wahrer Prüfstein für ihre Disziplin, ihre Fähigkeiten und ihre Professionalität sein.«
»Wie viele Flugzeuge werden heute eingesetzt, General?«, fragte Vizepräsidentin Whiting.
»Die Luftwaffe setzt fast die Hälfte unserer Bomber- und Jägerflotte ein - über dreihundert Flugzeuge«, antwortete Park. »Das Heer ist mit etwa einem Drittel seiner Hubschrauber beteiligt - das sind weitere hundert Maschinen. Die Marine setzt mehrere Aufklärungsflugzeuge P-3 Orion und S-2 Tracker und ein paar Dutzend Hubschrauber ein.«
»Tatsächlich?«, fragte Admiral Allen erstaunt. »Bei unseren größten Luftwaffenmanövern sind im Allgemeinen nur halb so viele Maschinen im Einsatz.«
»Was halten die Nordkoreaner davon, wenn Sie so viele Militärflugzeuge gleichzeitig starten lassen?«, fragte die Vizepräsidentin. »Beunruhigt sie das nicht?«
»Natürlich sind sie besorgt«, bestätigte General Park mit viel sagendem Lächeln. »Sie warnen uns jedes Jahr, die Durchführung dieser Übung komme einer Kriegserklärung gleich. Und sie haben schon vor Wochen bekannt gegeben, dass sie ihre Streitkräfte mobilisiert, ihre Reservisten einberufen haben und bereit sind, bis zur letzten Patrone zu kämpfen.«
»Das klingt ernst, finde ich.«
»Wir ignorieren ihre Drohungen nicht völlig«, sagte Park, »aber es sind nur Drohungen. Uns ist vertraglich untersagt, mehr als die Hälfte unserer Flugzeuge bewaffnet starten zu lassen; auf jedem unserer Stützpunkte sind Beobachter der Vereinten Nationen stationiert, die genau mitzählen, wie viele Flugzeuge bewaffnet werden, und diese Zahl dem Sicherheitsrat melden. Aber den Kommunisten ist das alles gleichgültig. In den vergangenen Jahren haben wir diese Übung ganz ausfallen lassen, aber der Norden droht uns weiter mit Krieg und weigert sich, mit uns über einen dauerhaften Frieden zu verhandeln. Wir sind zu dem Schluss gelangt, es sei weit wichtiger, uns auf einen Krieg vorzubereiten, unsere Kampfbereitschaft zu demonstrieren und eine realistische gemeinsame Ausbildung zu betreiben, als ängstlich darauf zu achten, die Kommunisten nicht zu reizen.«
»Praktisch alles, was wir tun, scheint Nordkorea zu reizen«, bestätigte Admiral Allen. »Außerdem ist der größte Teil der südkoreanischen Streitkräfte jetzt für die Übung Team Spirit mobilisiert. Der Norden würde einen großen taktischen Fehler machen, wenn er jetzt einen Krieg anfinge.«
»Wir sind ständig ›mobilisiert‹, wie Sie es ausdrücken, Admiral«, sagte General Park nüchtern. »Aber Sie haben natürlich Recht. Wir sind immer auf einen Überraschungsangriff der Kommunisten gefasst, aber aus taktischer Sicht wäre es sehr ungeschickt, uns gerade jetzt zu überfallen.«
General Park wandte sich an Whiting und fügte hinzu: »Ihnen ist vielleicht aufgefallen, Madam Vizepräsidentin, dass auf unsere Nationalhymne, die nach dem Wecken und nach dem Zapfenstreich gespielt wird, ein Gebet um Frieden folgt. Manche Flieger knien auf dem Vorfeld nieder, während sie beten. Aber danach steigen sie in ihre Flugzeuge und sind so entschlossen wie alle ihre Kameraden, den Feind zu töten und ihre Heimat zu verteidigen.
Das ist der Kampf, den wir täglich führen.«
»Ja, das ist mir aufgefallen«, bestätigte Whiting. Sie fragte sich, weshalb Park das erwähnt hatte. »General Park, wie denken Sie über einen Krieg gegen den Norden? Wünschen Sie eine Wiedervereinigung der beiden Koreas? Und würden Sie Krieg führen, um dieses Ziel zu erreichen?«
Park Yom zögerte, weil diese Fragen ihn offenbar in Verlegenheit brachten. »Ich bitte um Entschuldigung, Madam Vizepräsidentin», sagte er, »aber als Soldat darf ich mich zu diesen Dingen nicht öffentlich äußern.«
»Ich würde alles, was Sie sagen, streng vertraulich behandeln«, versicherte Whiting
Weitere Kostenlose Bücher