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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Die Einstiegsluke stand weit offen und war unbewacht.
    Kong stieg vorsichtig zu ihr hinauf. Hinter der Luke lag eine kleine Kammer, die zwei bis drei Männern Platz bot. Dies war die ABC-Schleuse, in der aus dem Freien hereinkommende Soldaten mit Entkontaminierungsflüssigkeit besprüht und dann mit Druckluft angeblasen wurden, um radioaktiven Fallout oder Spuren von biologischen oder chemischen Kampfstoffen zu beseitigen. Kong stellte erschrocken fest, dass die innere Schleusenluke ebenfalls offen war. Trotz allem, was er soeben erlebt hatte, konnte er nur daran denken, was für ein schwerer Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen dies war: Beide Luken standen offen, während...
    Der Gestank warnte ihn, schon bevor seine Augen sich ans Halbdunkel des Kommandomoduls gewöhnt hatten. Es war der Gestank gewaltsamer Tode: der faulige Geruch von Kot und Urin, der an Kupfer erinnernde Geruch von frischem Blut und der beißende Geruch von Kordit. Der Batteriechef, sein Stellvertreter und ihr Funker - alle drei tot, noch auf ihren Plätzen, mit Einschusslöchern von Genickschüssen dicht unter dem Rand ihrer Stahlhelme.
    »Himmel, was geht hier vor?«, rief Oberst Cho, als er den Kommandowagen schwer atmend und mit seiner Pistole Typ 64 in der Hand erreichte.
    »Verräter«, sagte Hauptmann Kong knapp. »Verräter an ihrer Uniform und ihrem Vaterland. Die Wachmannschaft scheint sich gegen uns gewandt zu haben. Sie hat den Batteriechef und die Besatzung des Kommandomoduls erschossen.«
    »Tangun, steh uns bei!«, ächzte Oberst Cho, der damit einen mythischen Kriegsherrn aus dem alten Korea anrief.
    Als Kong merkte, dass Cho vor Verwirrung wie gelähmt war, sagte er rasch: »Genosse Oberst, wir müssen sofort Verbindung mit dem Rest der Division aufnehmen.« Er trat vor und nahm dem Batteriechef und seinem Stellvertreter die großen silbern glänzenden Schlüssel ab, die sie an dünnen Ketten um den Hals trugen. Zum Glück hatten die Verräter nicht daran gedacht, ihnen die für einen Raketenstart erforderlichen Schlüssel abzunehmen.
    Einen davon gab er Cho, der ihn in der Hand behielt wie ein Kind, das erstmals eine Bärenraupe in der Hand hält: ängstlich und fasziniert zugleich. »Dieser Aufstand kann innerhalb der gesamten Division organisiert sein«, warnte Kong ihn. »Wir müssen Funkverbindung mit möglichst vielen Batterien aufnehmen und versuchen, unsere Einsatzfähigkeit abzuschätzen.«
    »Ich... ich weiß nicht recht... Wir müssen erst beim Korps nachfragen...«
    »Das dauert viel zu lange!«, rief Kong erregt. »Als Erstes müssen wir unsere Raketenbatterien vor dem Feind schützen - besonders vor dem Feind in unseren eigenen Reihen. Wir müssen sofort Verbindung mit der Division aufnehmen.«
    Cho wirkte völlig verwirrt. Kong ignorierte ihn, machte sich daran, die Leichen aus dem Kommandowagen zu schleppen, und stieß Cho einfach beiseite, als er ihn dabei behinderte. Der Oberst protestierte mit keinem Wort. Als Kong mit seiner blutigen Arbeit fertig war, setzte er sich auf den Platz des Batteriechefs und rief die Division über das abhörsichere Befehlsnetz: »Alle Batterien der Vierten Artilleriedivision, alle Batterien der Vierten Artilleriedivision, hier Taepung.« Oberst Cho protestierte auch nicht dagegen, dass Kong sein Rufzeichen benutzte. »Wir sind von Verrätern und Spionen angegriffen worden. Alle Batterien melden sofort ihren Bereitschaftsstand.«
    Es dauerte einige Zeit, bis die ersten Meldungen eingingen, weil nur sehr wenige Batterien auf seine Aufforderung reagierten.
    Schätzungsweise zwei Drittel aller Batterien erstatteten keine Meldung. Der Hauptmann war entsetzt. Über 180 Batterien, die ein Sechstel der Offensiv- und Defensivstärke der Demokratischen Volksrepublik Korea verkörperten, waren nicht erreichbar.
    Den Grund dafür erfuhr er bald. Als er aufs Sicherheitsnetz umschaltete, das die Sicherungskräfte der dislozierten Raketenbatterien miteinander verband, hörte er: »Koreanische Patrioten, der Augenblick ist gekommen, uns gegen unsere Unterdrücker zu erheben! Schlagt jetzt zu, Brüder! Unsere Kameraden im Süden sind angetreten, um euch bei eurem Kampf um Einigkeit und Freiheit für immer und ewig zu unterstützen! Die Grenze ist offen, Kameraden! Es gibt keine Entmilitarisierte Zone mehr. Korea ist frei! Korea ist wieder vereinigt! Schlagt jetzt zu! Erhebt euch gegen jeden, der euch Frieden, Freiheit und Einigkeit vorenthalten will. Macht ohne Rücksicht auf Uniform oder

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