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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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die jetzt in Südkorea stehen?«, fragte Präsident Primakow. »Sollen wir Ihnen abnehmen, dass Sie nichts zu ihrem Schutz veranlassen werden?«
    Kevin Martindale holte erneut tief Luft, schloss die Augen, atmete langsam aus und sagte dann: »Ich verspreche Ihnen allen, kein einziges Flugzeug, kein einziges Schiff und keinen einzigen Soldaten nach Korea zu verlegen. Die Flugzeugträgerkampfgruppe Washington bleibt, um mitzuhelfen, Amerikaner - darunter auch Vizepräsidentin Whiting - zu evakuieren; sie wird ihre Flugzeuge und Schiffe nur zur Selbstverteidigung und für humanitäre Zwecke einsetzen. An dieses Versprechen halte ich mich, so lange keine chinesischen, japanischen oder russischen Verbände in Richtung koreanische Halbinsel vorrücken. Entdecken wir irgendwelche Truppenbewegungen, reagiere ich auf gleiche Weise. Aber solange das nicht der Fall ist, verlege ich keine Truppen nach Korea.«
    »Aber was ist mit den südkoreanischen Flugzeugen über Nordkorea?«, fragte Minister Chi. »Wollen Sie nicht ihren Abzug anordnen?«
    »Beide Länder, Nordkorea ebenso wie Südkorea, sind dafür verantwortlich, ihr Heimatland zu verteidigen und die militärischen Ziele zu verfolgen, die sie für notwendig halten«, erwiderte Martindale. »Ich werde versuchen, Präsident Kwon und Präsident Kim zu erreichen. Aber die beiden koreanischen Teilstaaten suchen seit fast fünfzig Jahren den Kampf miteinander. Ich denke, es wird Zeit, dass wir beiseite treten und sie sich bekriegen lassen.«
    »Was für eine Logik soll das sein?«, fragte Ministerpräsident Nagai scharf. »Was ist, wenn der Norden den Süden weiter mit Kernwaffen angreift? Was ist, wenn er beschließt, Raketen auf Japan abzuschießen? Oder den Süden mit noch mehr Raketen einzudecken? Wollen Sie dem untätig zusehen? Wollen Sie Ihre Verbündeten Südkorea und Japan im Regen stehen lassen?«
    »Unsere Streitkräfte im Pazifik werden ihr Möglichstes tun, um unsere Verbündeten zu schützen, Herr Ministerpräsident«, versicherte Martindale ihm. »Sie haben entschieden, alle amerikanischen Truppen aus Ihrem Land zu verbannen - wir müssen jetzt beide mit den Folgen dieser Entscheidung leben. Aber wenn wir verhindern wollen, dass dieser Konflikt zu einem weltweiten Atomkrieg ausufert, müssen sich alle nicht beteiligten Staaten zurücknehmen, verteidigungsbereit bleiben und dem Krieg in Korea seinen Lauf lassen. Wird Südkorea dabei vernichtet... nun, es hat diesen Krieg angefangen und wird hoffentlich die Konsequenzen tragen können.«
    Martindale erwähnte nicht einmal, was geschehen könnte, falls Nordkorea den Krieg verlor - die Vorstellung, der dem Süden zahlenmäßig dreifach überlegene Norden könnte unterliegen, war abwegig. Nach Umfang und Zusammensetzung waren die südkoreanischen Streitkräfte defensiv ausgelegt - daher war es fast lächerlich, sich einzubilden, der Süden könnte mehr erreichen, als ein paar wichtige Stützpunkte oder Raketenstellungen zu vernichten, bevor er sich wieder in seine Grenzen zurückzog. Er würde seine Truppen schonen, sie umgruppieren und die Gegenoffensive des Nordens abwarten müssen - immer in der Hoffnung auf ein rechtzeitiges Eingreifen der Amerikaner.
    »Sie wollen die mit Ihnen verbündeten Südkoreaner nicht unterstützen?«, fragte Präsident Primakow ungläubig. »Auch wenn sie angesichts einer massiven nordkoreanischen Gegenoffensive um Hilfe bitten und betteln, wollen Sie sie nicht verteidigen?«
    »Was wir letztlich tun werden, kann ich noch nicht sagen, Herr Präsident«, antwortete Martindale. »Aber die Südkoreaner haben diesen Konflikt vom Zaun gebrochen, ohne uns zu konsultieren.
    Er ist ein Akt der Aggression, den wir nicht ermutigen, unterstützen oder billigen. Ich will vor allem Frieden und Stabilität in As ien erhalten. Liegt es in unserem Interesse, zu handeln, werden wir handeln.«
    Das war eine schwammige, bewusst vieldeutige Antwort gewesen, darüber war Kevin Martindale sich im Klaren. Aber er sah keine Möglichkeit, Primakows Frage zu beantworten, ohne mehr preiszugeben, als er schon jetzt preisgeben wollte. Er bemühte sich, keine der anderen Supermächte zu provozieren, während er gleichzeitig erkennen ließ, dass die Vereinigten Staaten im eigenen Interesse dieses Gebiet weiterhin für sehr wichtig betrachteten. Aber vermutlich war es ihm nicht gelungen, irgendjemanden von irgendetwas zu überzeugen.
    Was mag Präsident Kwon Ki-chae sich dabei gedacht haben?, fragte Martindale sich.

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