Lautlose Jagd
sind nicht daran beteiligt, nicht einer!«, beteuerte Martindale nochmals. »Wir haben Aufklärungs- und Überwachungsflugzeuge über der Halbinsel und eine Flugzeugträgerkampfgruppe im Gelben Meer, aber keine unserer zu normalen Patrouillenflügen gestarteten Maschinen hat irgendetwas mit dieser Situation zu tun! Ich wiederhole: Wir haben nichts damit zu tun!
Hören Sie mir bitte alle gut zu, Gentlemen: Hier handelt es sich offenbar nur um den Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen Nord- und Südkorea. Nach unseren Informationen haben südkoreanische Militärflugzeuge die Entmilitarisierte Zone als Erste überflogen, und Nordkorea hat mit Artillerie und Raketen zurückgeschlagen.«
»Sie geben also zu, dass der Süden der Aggressor ist!«, knurrte der chinesische Verteidigungsminister Chi. »Sie geben zu, dass dieser heimtückische Überfall ein Versuch war, die Volksrepublik Korea zu vernichten! Sie geben zu, dass dieser feige Verrat das Werk Ihrer eigenen Verbündeten, der Südkoreaner, war!«
»Herr Minister, ich gebe überhaupt nichts zu - ich sage nur, dass unsere Beobachtungen sich mit denen anderer Stellen decken, nach denen Südkorea diesen Konflikt ausgelöst zu haben scheint, indem es einen Angriff über die Entmilitarisierte Zone hinweg vorgetragen hat«, sagte Martindale.
»Nach unseren Informationen sind bei den südkoreanischen Luftangriffen keine ABC-Waffen, sondern ausschließlich Waffen zur Bekämpfung der Luftabwehr eingesetzt worden«, warf Ministerpräsident Nagai ein. »Nordkorea hat darauf sofort mit ABC-Waffen auf Mittelstreckenraketen geantwortet. Diese Reaktion steht in gar keinem Verhältnis zum Ausmaß der Bedrohung und muss ...«
»Was haben Sie erwartet - dass die Nordkoreaner versuchen würden, die Südkoreaner mit Fliegenklatschen und lautem Geschrei zu verscheuchen?«, unterbrach Minister Chi ihn. »Südkorea hat Pjöngjang von bewaffneten Jagdbombern überfliegen lassen. Die Reaktion des Nordens war völlig gerechtfertigt.«
»Aber wie wird China auf diesen Konflikt reagieren?«, fragte Präsident Primakow, dessen Stakkato durch die monotone Sprechweise des Dolmetschers gedämpft wurde. »Wird es wie vor zwei Jahren wieder seine Nachbarn bombardieren? Wird es erneut versuchen, Taiwan und die Philippinen zu erobern?«
»Und was ist mit Japan, Herr Minister?«, wollte Ministerpräsident Nagai wissen. »War das nur ein Täuschungsmanöver, das von einem Angriff auf mein Land ablenken sollte?«
»Ja, falls wir provoziert werden, schlagen wir zurück!«, rief Minister Chi auf Englisch. »Sollten Russland oder die Vereinigten Staaten versuchen, in Nordkorea einzumarschieren, sollte chinesisches Staatsgebiet in irgendeiner Weise gefährdet sein, schlagen wir mit allen Waffen und bis zum letzten Mann zurück!«
»Halt! Augenblick mal! So kommen wir nicht weiter, Gentlemen !«, sagte Präsident Martindale nachdrücklich. »Für mich steht fest, dass niemand von uns in diesen Konflikt verwickelt ist...«
»Für uns steht das keineswegs fest«, unterbrach Minister Chi ihn.
»Ich sage Ihnen, dass die Vereinigten Staaten nichts damit zu tun haben!«, stellte Martindale nachdrücklich fest. »Wir sind nicht involviert. Dies ist eine Auseinandersetzung zwischen Nord- und Südkorea. Reagiert einer von uns schießwütig, kann sich daraus ein Weltkrieg entwickeln.«
»Ich kann nicht glauben, Präsident Martindale, dass Sie nichts von diesem heimtückischen Überfall auf Nordkorea gewusst haben sollen, obwohl Sie mehrere tausend Mann in Südkorea stationiert haben und zufällig mit weiteren Tausenden von Soldaten an einem gemeinsamen Luftmanöver teilnehmen«, sagte Chi Haotian aufgebracht. »Erwarten Sie wirklich, dass wir Ihnen das abnehmen?«
»Es ist die Wahrheit, Herr Minister«, antwortete Martindale.
»Unsere in Korea stationierten Truppen sind ebenso gefährdet wie die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten. Glauben Sie, ich hätte sie dieser Gefahr ausgesetzt, wenn ich von dem geplanten Überraschungsangriff gewusst hätte ? Glauben Sie nicht, dass ich wenigstens unsere Flugzeuge hätte starten lassen, um zu verhindern, dass sie am Boden zerstört werden? Sie haben selbst bestätigt, was unsere Überwachungsstellen gemeldet haben: Ausschließlich südkoreanische Flugzeuge sind in der Luft und haben die Entmilitarisierte Zone überflogen. Nur wenige unserer Einheiten haben bisher Meldung erstattet, aber der Kommandeur unserer AWACS-Flugzeüge versichert mir, dass kein einziges
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