Lautlose Jagd
immer paarweise abgeschossen - und weniger als zwanzig Schüsse gegen taktische ballistische Raketen. In der Praxis heißt das, dass ein einziger Angriff die gesamte Abwehrkapazität der Koreaner erschöpfen könnte. Außerdem muss Kwon versuchen, diese zehn Batterien über die gesamte Halbinsel zu verteilen, statt sie nur im Süden zu konzentrieren. Dreißig in Südkorea stationierte Batterien konnten das Land recht gut gegen praktisch jeden Luftangriff verteidigen - aber zehn über die gesamte Halbinsel verteilte Batterien bilden einen ziemlich löchrigen Schutzschild.«
»Und was machen wir, wenn Kwon zusätzliche Patriot-Systeme kaufen will?«, erkundigte sich Vizepräsidentin Whiting.
»Was antworten wir ihm ? Wie reagieren wir, we nn er in Russland, Israel oder Großbritannien wegen der Lieferung weiterer Luftabwehrsysteme anfragt?«
»Halt, nicht so eilig«, wehrte der Präsident mit erhobener Hand ab. »Bitte nur eine Krise auf einmal.« Er überlegte kurz, dann fragte er: »Okay, was haben wir gegenwärtig dort drüben zur Verfügung? Können wir zusätzliche Kräfte heranführen, um den Abschreckungsfaktor zu vergrößern?«
»Unsere Flugzeugträgerkampfgruppen America und Eisenhower stehen im dortigen Gebiet«, antwortete Philip Freeman. »Die America steht im Gelben Meer und unterstützt den Abtransport unserer letzten Einheiten aus Korea; sie sollte vor zwei Jahren außer Dienst gestellt werden, aber ihre Außerdienststellung ist wegen der Versenkung der Independence verschoben worden.
Die Eisenhower steht im Japanischen Meer, überwacht die dortige Situation und gewährt Japan einen gewissen Schutz. Den brauchen die Japaner kaum - sie lassen ihre MiG-29 mit koreanischer Genehmigung Patrouillenflüge bis fast zur chinesisch-koreanisch-russischen Grenze hinauf durchführen. Zwei weitere unserer Flugzeugträger - Roosevelt und Vinson - sind auf dem Marsch ins dortige Seegebiet.«
»Das ist alles? Keine weiteren Kräfte in der Nähe der koreanischen Halbinsel?«
»Sir, das ist ein Drittel unserer Trägerflotte«, stellte Freeman ernst fest. »Und alle Kampfgruppen müssen mit einem Minimum an überseeischen Versorgungskapazitäten operieren. Die Siebte Flotte musste wegen der Katastrophe mit der Independence von Yokosuka nach Pearl Harbor verlegt werden, und Japan hat nach dem Atomangriff auf die Independence auf dem Abzug aller US-Kampftruppen bestanden. In Yokata und Misawa haben wir noch ein paar Einheiten, aber das sind nur Fla- und Versorgungstruppen. Wir haben zwei Jahre hart verhandeln müssen, um unsere Stützpunkte auf Okinawa behalten zu dürfen, und mussten uns verpflichten, dort keine Kampfverbände zu stationieren. Die Anderson Air Force Base auf Guam ist nicht zu benutzen; die bei dem chinesischen Angriff schwer beschädigte Agana Naval Base nimmt erst allmählich wieder ihren Betrieb auf. Der nächstgelegene US-Stützpunkt ist die Elmendorf Air Force Base.« Als der Präsident fragend zu ihm aufsah, fügte Freeman hinzu: »In Anchorage, Alaska.«
»Anchoragel«, rief Martindale aus. »Unser Stützpunkt, der Korea am nächsten ist, liegt in Alaska?«
»Die frühere Adak Naval Air Station auf den Aleuten liegt dreizehnhundert Meilen näher, dort ist aber nur noch Wartungspersonal stationiert - die Navy hat den Stützpunkt 1998 aufgegeben«, antwortete Freeman. »Erstklassiger Flugplatz, erstklassige Hafenanlagen, erstklassige Fernmeldeeinrichtungen, Unterkünfte und Infrastruktur für fast zehntausend Soldaten - nur leider seit zwei Jahren unbewohnt. Von Anchorage aus bei gutem Wetter in drei Flugstunden zu erreichen.« Der Sicherheitsberater lächelte ironisch. »Mit den Nachbarn ist die Navy sehr gut ausgekommen - die nächste größere Ansiedlung ist über hundert Meilen entfernt.«
»Mein Gott«, murmelte der Präsident. »Keine halbwegs nahen Stützpunkte. Wie weit liegen die nächsten Stützpunkte entfernt?«
»Ungefähr gleich weit von Anchorage und Honolulu«, sagte Freeman. »Über viertausend Meilen - acht Flugstunden.«
»Mein Gott«, murmelte der Präsident erneut. »Philip, ich brauche sofort einen Krisenplan für den Fall, dass sich die Lage zuspitzt. Was machen wir, wenn China die Vereinigte Republik Korea angreift? Wie reagieren wir darauf? Außerdem brauchen wir im dortigen Gebiet ausreichende Kräfte, um Japan schützen zu können, auch wenn die Japaner uns nicht im Land haben wollen.
Ich denke an Folgendes: Wir stationieren dort drüben genügend Einheiten, um
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