Lautlose Jagd
und geopolitischen Vorteile einer Stationierung von Truppen auf unserem Boden, in unmittelbarer Nähe potentieller Gegner gegangen. Aber damit ist jetzt Schluss.
Ich werde in unserem neuen Parlament ein Notstandsgesetz einbringen, das die koreanischen Streitkräfte ermächtigt, Waffen aller Art, auch Massenvernichtungswaffen, zu besitzen und über sie zu verfügen«, sagte Kwon. »Das Gesetz wird auch die Einrichtung eines wirksamen Kontrollsystems unter Aufsicht von Präsident und Verteidigungsminister festschreiben. Es wird die Ausbildung der Truppe sowie Unterhalt und Einsatz aller Waffen regeln, die sich jetzt auf koreanischem Boden befinden. Und es wird den Einsatz dieser Waffen gegen jede Macht genehmigen, die Frieden, Sicherheit und Unabhängigkeit der Vereinigten Republik Korea bedroht.«
Kwon machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, und fuhr dann fort: »Bei allem Respekt, Mr. Martindale, habe ich Ihnen nicht glauben können, als Sie Besorgnis um Korea geäußert und der Hoffnung Ausdruck gegeben haben, wir würden zur Erhaltung des Weltfriedens beitragen, indem wir unsere Massenvernichtungswaffen ausliefern. Sie haben gehofft, wir würden es tun, weil Sie uns dazu aufgefordert haben. Sie hoffen jetzt, dass wir es noch tun werden, weil es Ihnen helfen würde, gegenüber der chinesischen Regierung das Gesicht zu wahren. Obwohl wir nicht mehr darauf vertrauen, dass die Vereinigten Staaten uns beschützen, glauben die Chinesen, wir seien noch immer auf ihre Führung und Unterstützung angewiesen - sie halten uns weiterhin für Marionetten der Amerikaner. Und Sie haben gehofft, das treffe zu. Aber es stimmt nicht mehr.
Die von uns aufgespürten und beschlagnahmten Waffen bleiben in Korea, bis wir der Überzeugung sind, sie nicht länger zum Schutz unserer Bürger, unserer Grenzen, unseres Staatswesens und unserer Kultur zu benötigen. Ich hoffe aufrichtig, dass es eines Tages möglich sein wird, weltweit alle diese Waffen zu vernichten. Aber das müssen wir gemeinsam tun. Bis dahin vertrauen wir darauf, unsere Sicherheit selbst garantieren zu können.«
»Präsident Kwon, ich glaube, Sie machen einen großen Fehler«, sagte Martindale eindringlich. »China... nein, die ganze Welt wird negativ auf die Nachricht reagieren, dass Korea beschlossen hat, einige hundert Massenvernichtungswaffen zu behalten. Damit entwerten Sie schlagartig alle Ihre großen Erfolge der letzten Wochen.«
»Wurde Frankreich geächtet, war es in Gefahr, von Russland oder den Vereinigten Staaten angegriffen zu werden, als es die NATO verlassen und beschlossen hat, allein über seine Atomwaffen zu verfügen?«, fragte Kwon. »Haben die Vereinigten Staaten ihr Atomwaffenarsenal abgebaut, weil die Sowjetunion darüber beunruhigt war, dass ihre Städte von zehntausend amerikanischen Nuklearsprengköpfen bedroht waren? Wir denken nicht daran, auf irgendwelche Waffen in der Hoffnung zu verzichten, unsere kriegerischen Nachbarn könnten diesem Beispiel folgen und ihre Waffen ebenfalls niederlegen. Das ist eine typisch amerikanische Torheit, die Korea nicht wiederholen wird.
Ich hoffe, dass Sie sich täuschen, Mr. Martindale«, fuhr Kwon fort. »Ich hoffe, dass China uns nicht als Unruhestifter, sondern als stabilisierendes Element in Asien sehen wird. Aber was die Chinesen denken, spielt keine Rolle. Korea wird alle verfügbaren Mittel einsetzen, um seine Bevölkerung, seine Grenzen und sein Staatswesen zu schützen. Bedeutet das Krieg mit China... nun, viele behaupten, dieser Krieg sei unvermeidbar, weil unsere ideologischen Gegensätze angeblich keine friedliche Koexistenz, nicht einmal eine friedliche gemeinsame Grenze zulassen. China hat Korea in der Vergangenheit beherrscht, und wenn wir aus der Geschichte lernen wollen, müssen wir in Zukunft mit ähnlichen Expansionsgelüsten rechnen. Aber diesmal sind wir geeint. Wer uns angreifen oder erobern will, wird merken, dass sich ihm ein stärkeres, entschlosseneres Korea in den Weg stellt.«
»Präsident Kwon, wir müssen möglichst bald zusammentreffen«, drängte Martindale. »In Tokio, Singapur, Manila oder Paris - wo immer Sie wollen. Wir müssen dieses heikle Thema unter vier Augen ausführlich besprechen.«
»Tut mir sehr Leid, Mr. Martindale«, sagte Kwon, »aber ich muss unsere flügge gewordene Nation führen - und unsere Streitkräfte neu organisieren. Falls China tatsächlich eine Bedrohung für uns darstellt, wie Sie behaupten, müssen wir abwehrbereit sein. Ich
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