Lautlose Jagd
herumtreiben, blitzschnell zustoßen, wenn irgendwo eine ballistische Rakete startet, und ebenso schnell wieder verschwinden. Wir müssen die aggressivs - ten, die mutigsten B-1-Piloten der gesamten Air Force zusammenholen. Ich meine, das müssen wirklich Männer sein, die weder Tod noch Teufel fürchten.«
General Hayes wirkte erstmals an diesem Tag besorgt. »Ich weiß nicht ob es solche Flieger - vor allem bei den Bomberverbänden - noch gibt«, meinte er. »Gerade dieser Bereich ist in den vergangenen sechs Jahren so unattraktiv geworden, dass es ein Wunder wäre, wenn wir noch Flieger aus Leidenschaft hätten.«
»Oh, die gibt's noch, Sir«, sagte Terrill Samson zuversichtlich.
»Setzen Sie meinen Stellvertreter darauf an, der findet genau die Leute, die wir brauchen. Das sind dann harte Kerle, die nicht für Kinderposter taugen, sich aber nichts dabei denken, jederzeit mit einem zweihundert Tonnen schweren Bomber auf feindliches Gebiet vorzustoßen. Dafür sorgen wir.«
Das Gefühl von Stärke und Dringlichkeit, das Victor Hayes empfunden hatte, als er an diesem Morgen ins Cockpit der F-111 geklettert war, kehrte jetzt verstärkt zurück. Ausgelöst wurde es durch die Zielstrebigkeit, die von Terrill Samson und den auf diesem isolierten, geheimen Wüstenflugplatz stationierten Männern und Frauen ausging. Diese Leute fürchteten sich nicht davor, Unannehmlichkeiten zu bekommen, Trouble zu machen oder den Etat zu überziehen. Wichtig war ihnen nur ihr Job. Sie identifizierten ein Problem, erarbeiteten eine Lösung und bauten die für die jeweilige Aufgabe richtige Waffe. Sie verschwendeten nie einen Gedanken darauf, wie ihre Arbeit in einer Beurteilung, in einem Zeitungsartikel oder bei einer Rechnungsprüfung wirken würde.
»Also los, Earthmover!«, sagte Hayes aufgeregt. »Fangen Sie schnellstens damit an. Ich weiß noch nicht, wo ich das Geld auftreiben soll, aber ich kratze es irgendwie zusammen. Lassen Sie McLanahan die Hardware und die Besatzungen finden, dann stehe ich voll und ganz hinter Ihnen. Ich denke, die Raketenheinis dieser Welt müssen sich darauf gefasst machen, von uns einen gewaltigen Dämpfer zu kriegen!«
Ausbildungszentrum der Nevada Air National Guard,
Reno; Nevada,
(später am gleichen Tag)
Oberstleutnant Rebecca »Go-Fast« Furness, Staffelchefin der 111th Bomb Squadron der Nevada Air National Guard, eine große, sportliche Gestalt mit dunkelbraunen Augen und braunen Locken, hatte die Intelligenz einer Ärztin, die Einstellung und Resolutheit einer Polizeibeamtin und das Aussehen eines Models.
Aber im Mittelpunkt ihres Lebens hatte immer die Fliegerei gestanden. Männer, eine Karriere, ein gutes Leben und schöne Reisen ... alles das machte Spaß, aber die Fliegerei war ihre einzige große Liebe.
Sie hatte ihr Studium an der University of Vermont als ROTC-Leutnant der Air Force abgeschlossen und dann die Flugschule auf der Williams Air Force Base in Arizona besucht, die sie 1979 als eine der Jahrgangsbesten absolviert hatte. Die Jahrgangsbesten, auch die Frauen, durften sich eine Verwendung aussuchen - solange die Frauen kein Kampfgeschwader wählten. Als subtile Form des Protests wählte Furness den Überschallbomber FB-111A Aardvark, gab sich aber mit einer KC-135 Stratotanker beim Strategie Air Command zufrieden, weil sie wusste, dass der Bomber niemals ernsthaft in Frage gekommen war. Sie nahm sich vor, allen zu beweisen, dass sie die besten Jobs verdiente, und zeigte rasch ihren Diensteifer und ihre außergewöhnlichen fliegerischen Fähigkeiten. Sie wechselte zu dem begehrten Tanker/Transporter KC-10A Extender über, der Militärversion des Verkehrsflugzeugs DC-10, wirbelte auch das dortige Programm durcheinander und wurde sehr schnell Flugzeugkommandantin und Fluglehrerin.
Das Unternehmen Wüstensturm sollte ihr Leben verändern. Rebecca Catherine Furness führte eine Rotte Tankflugzeuge KC-10 über Saudi-Arabien, als eine F-111 sich mit schweren Beschussschäden meldete. Der Bomber verlor so viel Treibstoff, dass seine Besatzung damit rechnete, in der nächsten halben Stunde über dem Irak aussteigen zu müssen. Furness stieß mit ihrer KC-10 über 100 Meilen weit auf feindliches Gebiet vor, wich Jägern und SAM-Stellungen aus, betankte den Bomber und gab seiner Besatzung die Chance, wenigstens den eigenen Luftraum zu erreichen.
Als Belohnung wurde Furness ein Traum erfüllt: Sie wurde die erste Kampfpilotin der U.S. Air Force. Sie kam als Reserveoffizier zum 394th Air
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