Lautlose Jagd
Bombenangriffe mit Radarunterstützung zu fliegen -, aber wir haben sie um Luftzielsuche in großen Entfernungen, Bahnverfolgung und Waffensteuerung erweitert.«
»Dieses Ding ist eigentlich eine stark vergrößerte F-15 Strike Eagle oder F/A-18 Hornet«, meinte Hayes.
»Aber die EB-2 Megafortress trägt viermal mehr Waffen, kann fünfmal länger im Zielgebiet bleiben und hat sechsmal mehr Reichweite als jeder Jagdbomber der Welt«, stellte Samson fest.
»Die B-52 war die Nummer eins, bis der Kongress beschlossen hat, sie alle abwracken zu lassen. Jetzt ist die B-1B der kampfstärkste Bomber der Air Force. Aber wir sind dabei, das Einsatzspektrum des schweren Bombers abzuändern. In Zukunft soll er nicht nur Flächenziele bombardieren und Schiffsziele bekämpfen, sondern auch taktische Aufgaben übernehmen können: Präzisionsangriffe, Luftunterstützung, Panzerbekämpfung und sogar Bekämpfung feindlicher Jäger.«
Sie stiegen die hohe Leiter zur Einstiegsluke hinter dem Bugfahrwerk hinauf. Samson begann nach vorn zu kriechen, aber Hayes bemerkte sofort eine Veränderung. »Okay, Earthmover«, rief er, »wo sind die Plätze der Systemoffiziere?«
»Yeah, die fehlen, nicht wahr?« Samson grinste. »Kommen Sie mit nach vorn, dann zeig ich's Ihnen.«
Hayes kroch durch den Tunnel ins Cockpit weiter und ließ sich auf den linken Sitz des Flugzeugkommandanten gleiten. Hier sah alles eigentlich so aus, wie er das B-1B-Cockpit in Erinnerung hatte - aber nicht auf der rechten Cockpitseite. Der Platz des Kopiloten war nicht mehr fast identisch mit dem des Piloten, sondern glänzte mit einer eleganten Anordnung von sechs großen MFDs (Multifunction Displays), während Analog- und Bandanzeigen fast ganz fehlten. »Sie haben einiges verändert, wie ich sehe«, meinte er.
»Die Megafortress hat jetzt wie alle übrigen Bomber der Air Force nur noch zwei Mann Besatzung«, erläuterte Samson. »Was Sie hier sehen, ist die automatisierte Version der alten B-1B. Es hat immer geheißen, sie sei eigentlich nur ein richtig großer Jagdbomber F-111 - also haben wir uns diese Beschreibung zu Herzen genommen und sie entsprechend umgebaut. Wie beim Stealthbomber B-2 haben wir aus dem Kopiloten und dem Navigator/ Bombenschützen einen Mission Commander gemacht, der hier rechts sitzt. Der große Unterschied besteht darin, dass unser Mission Commander kein zusätzlich als Bombenschütze ausgebildeter Pilot, sondern ein zusätzlich als Pilot ausgebildeter Bombenschütze ist.«
»Warum haben Sie sich dafür entschieden?«
»Hauptsächlich wegen meines Stellvertreters, Programmdirektors und Leiters des Flugbetriebs - natürlich ein Navigator«, antwortete Samson.
»McLanahan.«
»Genau!«, bestätigte Samson stolz. »Er hat die heutige Erprobung durchgeführt und die Lenkwaffen abgeworfen, die Sie gesehen haben. Er weiß, wovon er redet, und wenn er redet, hört jeder zu.« Hayes nickte nur. In der Air Force und in US-Regierungskreisen war Samsons Stellvertreter in der Tat gut bekannt und hoch angesehen. Wie Brad Elliott, der erste HAWC-Kommandeur, hatte Patrick McLanahan schon fast den Status einer Legende erreicht.
»Der Mission Commander kontrolliert alles mit gesprochenen Befehlen, durch Berühren von Bildschirmen und mit einem Trackball«, fuhr Samson fort. »Auf CD-ROMs sind der gesamte Auftrag, die Waffenballistik, die Computersoftware und Karten des Einsatzgebiets mit detaillierten Geländeangaben gespeichert. Vor dem Start wird der Angriffscomputer mit diesen Informationen gefüttert. Danach läuft alles vollautomatisch ab - von der Vorflugkontrolle bis zum Abstellen der Triebwerke in der Parkposition.
Aber wir sind noch einen Schritt weitergegangen, Sir«, fuhr Samson fort. »Unsere Zweimannbesatzung ist im Einsatz nicht wirklich allein. Wir nutzen leistungsfähige Echtzeit-Satellitenverbindungen zur Datenübertragung, um an Bord der EB-1C Megafortress eine ›virtuelle‹ Besatzung mitfliegen zu lassen...«
»Eine was? Sie meinen eine Roboterbesatzung wie einen Autopiloten oder Computer?«
»Nicht ganz«, antwortete Samson. »Flugzeug und Besatzung stehen über Satellit mit einem am Boden aufgebauten Cockpit in Verbindung. Dort tun ein Pilot, ein Ingenieur, ein Waffenoffizier und ein Taktikoffizier Dienst. Sie sehen und hören alles, was die Besatzung sieht und hört. Sie haben Zugang zu allen Systemen des Bombers, können Probleme erkennen und notfalls eingreifen, um sie zu beseitigen. Sie können die Besatzung in
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