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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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aber trotzdem glücklich war, wieder fliegen zu können, als Teilzeitpilot und flog wöchentlich ein bis zwei Einsätze vom Reno-Tahoe International Airport aus.
    Zwischendurch arbeitete er in Reno als Fluglehrer und Charterpilot, erhielt die Lizenz als Verkehrspilot und sammelte rasch Hunderte von Stunden. Er nahm jeden Auftrag als Charterpilot an, den er bekommen konnte, achtete darauf, dass er genug Schlaf bekam, und arbeitete ebenso fleißig als C-130-»Müllkutscher«. Er absolvierte das Air Command and Staff College und verließ es als Master of Arts - zwei für Offiziere der National Guard sehr ungewöhnliche Leistungen. Alle hielten ihn für verrückt, weil er einem unerreichbaren Traum nachjagte: eines Tages in den aktiven Dienst zurückgeholt zu werden, um in der mythischen Luftschlacht zu kämpfen, von der er noch immer träumte.
    Aber Rinc Seaver überraschte sie alle. Als die Air National Guard in Reno von der C-130 auf den Bomber B-1B Lancer umstieg, bewarb er sich für die Umschulung als B-1B-Pilot und wurde sofort akzeptiert und in eine Planstelle übernommen. Damit war er wieder in seinem Element und machte rasch Karriere.
    Er wurde drei Jahre vor der Mindestbeförderungszeit zum Major befördert und war für Normierung/Bewertung des Ausbildungsstands der Staffel zuständig. Außerdem gewann die noch junge 111th Bomb Squadron unter seiner Führung in dem alle zwei Jahre vom Air Command veranstalteten Bomberwettbewerb die LeMay, Dougherty, Ryan, Crumm und Fairchild Trophies. Als erste Einheit der Air Force Reserve und zweite B-1B-Staffel überhaupt errang »Aces High« die begehrte Fairchild Trophy.
    Aber die meisten Flieger der Air National Guard in Reno neideten Seaver seine Beförderung und seinen Erfolg. Obwohl es in der Staffel keinen besseren Techniker und kaum einen besseren Piloten gab, sahen die meisten in ihm lediglich einen jungen, vorlauten, eingebildeten Major, dessen einziger Lebensinhalt das Fliegen war. Worauf bildete er sich überhaupt so viel ein? Er hatte verhältnismäßig wenig Flugzeit beim Militär, nicht viel Flugzeit an Bord der B-1B und keine Kampferfahrung. Manche der Piloten, die er prüfte und beurteilte, hatten Tausende von Flugstunden und waren im Golfkrieg im Einsatz gewesen. Aus ihrer Sicht war Rinc Seaver ein Außenseiter und würde stets einer bleiben - obwohl er in Nevada geboren war und die Staffel Aces High mit aufgebaut hatte. Sogar nach dem Gewinn des Bomberwettbewerbs war er in den Augen dieser Veteranen kein richtiger Flieger, sondern ein bloßer Systemoperator.
    Rinc Seaver waren diese Kritiker scheißegal. Er arbeitete hart, um der Beste zu sein. Er tat seinen Dienst mit Begabung und hartnäckiger Entschlossenheit, wie er alles im Leben tat, und ließ sich unabhängig von Dienstgrad und Gesamtflugzeit von niemandem etwas gefallen. Selbst in der Nevada National Guard, in der Politik, Beziehungen und Herkunft fast so wichtig waren wie fliegerische Begabung und Diensteifer, versteckte Rinc Seaver - im Walisischen bedeutete sein Name »entschlossener Krieger« - sich vor niemandem. So geriet er in den Ruf, ein respektloser, tatkräftiger Einzelgänger zu sein, der jede Gelegenheit nutzte, um bis an die Grenzen des Möglichen zu gehen.
    Jetzt saß er im B-1B Part-Task Trainer, einem B-1B-Simulator, mit einem Piloten- und einem OSO/DSO-Abteil nebeneinander in stationären, aber ansonsten völlig realistischen Cockpits, und ignorierte Longs finstere Blicke. »Passen Sie gut auf«, sagte er zu Furness, bevor er den Flug, der mit einem Absturz geendet hatte, erneut simulieren ließ. »Okay, Neil, es kann losgehen.« Furness unterdrückte ihre Gereiztheit und nickte ihm zu, er solle fortfahren. Der PTT stellte den Blick aus den Cockpitfenstern realistisch dar und hatte einen weit reichenden Radar- und Gefahrenspeicher, sodass die Besatzungen überall hinfliegen und realistische Bilder und Anzeigen vor sich hatten. An der Kontrollkonsole saßen ein Techniker und zwei Ausbilder. Bei jedem Simulatorflug konnten die Ausbilder Tausende von verschiedenen Szenarien einprogrammieren, die von einfachen Orientierungsflügen bis zu kompliziertesten Defekten unter Einsatzbedingungen reichten. Der Simulator war an sechs Tagen in der Woche 24 Stunden in Betrieb; seine »Gesamtflugzeit« war höher als die aller Maschinen der Staffel zusammen.
    Das vom Computer erzeugte Bild vor den Cockpitfenstern zeigte eine weite Wüstenlandschaft, aus der zerklüftete Berggipfel aufragten. »Wir

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