Lautlose Jagd
heimgebracht. Ich würde mit Ihnen fliegen. Aber Sie würden auf jeden Fall fliegen, selbst wenn Sie die ganze Zeit nur in der Nase gebohrt hätten, nicht wahr?«
»Richtig. Trotzdem vielen Dank. Meine offizielle Beurteilung bekommt General Bretoff, aber ich habe Seavers Leistung als ausgezeichnet eingestuft. Alle haben ihre Sache sehr gut gemacht.«
»Danke, Sir«, sagte Seaver. Furness gratulierte ihm wider Erwarten nicht zu seinem Ergebnis. Seaver schrieb sich einige Punkte vom Flipchart ab und verließ den Raum.
»Ich muss zugeben, Oberstleutnant«, sagte Patrick, während er die Staffelchefin bei der Arbeit beobachtete, »dass Ihre Staffel mich sehr beeindruckt. Alle leisten Überdurchschnittliches.«
»Das klingt ganz so, als hätten Sie erwartet, hier eine schlampige Säuferbande anzutreffen«, antwortete Furness.
»Nein. Aber es wird verdammt schwierig sein, eine Erklärung für den Verlust einer Maschine und einer Besatzung zu finden.«
»Sie glauben vermutlich nicht, dass man einfach mal Pech haben kann, was?«
»Klar glaube ich das«, versicherte Patrick ihr. »Denken Sie, dass das Pech war?«
»Allerdings. Scheiße passiert eben. Wer Jets fliegt, muss mit Unfällen rechnen. Unsere Fliegerei ist gefährlich.«
»Richtig«, gab Patrick zu. »Aber im Simulator und bei der Durchsicht der Unfallberichte ist mir aufgefallen, dass...«
»Ich dachte, Sie seien nicht hier, um wegen des Unfalls zu ermitteln, Sir.«
»Ganz recht, aber ich wäre ein Idiot, wenn ich mich nicht über den Absturz informieren würde, nicht wahr, Oberstleutnant?«, erwiderte Patrick. »Die meisten Ihrer Angriffe fliegen sie mit Radar im Horizontalflug, stimmt's?«
»Wir fliegen alle unsere Angriffe mit Radar im Horizontalflug«, erwiderte Rebecca. »Die Joint Direct Attack Munition soll uns flexibler machen, aber ohne präzise Lenkbomben oder Bildsensoren wie LANTIRN oder Pave Tack müssen wir noch heute so angreifen, wie es die ersten strategischen Bomber getan haben.«
»Aber Ihre Staffel fliegt sehr aggressiv«, stellte Patrick fest.
»Vielleicht zu aggressiv. Manche Leute würden leichtsinnig sagen. Wozu die vielen Ausweichmanöver, wenn alle Ihre Angriffe nach demselben Schema ablaufen?«
»Meiner Ansicht nach, Sir, sollen wir mit weniger mehr erreichen«, antwortete Furness. » Wir haben weniger Bomber, kleinere Etats und mehr Einsätze über immer gefährlicheren Zielgebieten.
Was uns dort an Bedrohungen erwartet, können wir nicht beeinflussen. Wir tun, was nötig ist, um die Ziele trotz aller feindlichen Abwehrmaßnahmen zu zerstören.«
Furness betrachtete Patrick einen Augenblick lang nachdenklich, bevor sie fortfuhr: »Sie sind ein alter Bomberpilot, Sir.« Patrick äußerte sich nicht dazu. »Ich erinnere mich, manchmal von Ihnen gehört zu haben, als ich angefangen habe, Tanker und später die RF-111 zu fliegen. Sie wissen, wie Bomber früher geflogen sind: tief, schnell und allein, meistens mit Atombomben oder SRAMs bewaffnet. Nun, das hat sich inzwischen geändert. Wir fliegen in Gruppen. Wir greifen hoch oder tief, langsam oder schnell an - je nach Zielart und mitgeführter Bewaffnung.
Aber dafür werden wir nicht ausgebildet. Unsere Ausbildung sieht noch immer so aus wie Ihre und meine vor vielen Jahren - allein gegen die Bedrohungen, die feindliche Luftverteidigung und das Ziel. Statt einen Marschflugkörper oder Stealthbomber einzusetzen, der die Luftve rteidigung aus sicherer Entfernung ausschaltet, bevor Bomber B-1B mit Jagdschutz angreifen, zwingen wir ein paar unserer Bomber zu einem Spießrutenlauf zwischen feindlichen Jägern und Fla-Lenkwaffen. Das ist unrealistisch. Im richtigen Leben würden wir das nie tun. Aber so werden wir ausgebildet, weil das billig und einfach ist.
Wir haben den Auftrag, das Ziel zu zerstören, auch wenn es noch so gut verteidigt wird«, stellte Furness fest. »Das bedeutet, dass wir bis an die äußersten Grenzen unserer Belastbarkeit und der unserer Maschinen gehen müssen. Die B-1B trägt dieselbe Nutzlast wie eine B-52, ist aber so schnell und wendig wie eine F-15 Strike Eagle. Wir haben die Mittel, also setzen wir sie auch ein.«
»Was halten Sie davon, wenn die B-1B allein angreift?«, fragte Patrick. »Kann sie das? Oder braucht sie Begleitjäger?«
»Natürlich können wir das«, versicherte Rebecca ihm. »Als Sie die B-52 geflogen haben, mussten Sie auch mit allen möglichen Bedrohungen fertig werden. Okay, Sie haben damit gerechnet, lange nach den ersten
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