Lautlose Jagd
der Nähe der Einfahrt überwinden. Da die vielen Militärfahrzeuge oft die Bewegungsmelder auslösten, was zu Fehlalarmen führte, wurden sie im Allgemeinen abgeschaltet, wenn Alarmzustand herrschte und reger Verkehr zu erwarten war.
Einige mit Schalldämpfern abgegebene Schüsse ließen Scheinwerfer erlöschen, die sich nicht umgehen ließen. Hinter dem Sicherheitszaun warnten Tafeln vor Hundestreifen, aber die Südkoreaner wussten, dass es auf dem Stützpunkt keine Wachhunde mehr gab - die Soldaten hatten sie längst als Schlachttiere verkauft oder selbst aufgegessen.
Die Befehls- und Koordinierungszentrale selbst bestand aus einem massiven Stahlbetonbunker mit zwei oberirdischen und vier unterirdischen Geschossen. Ein langer Betontunnel schützte den einzigen Zugang, sodass ein Frontalangriff nahezu unmöglich war. Der Wachturm auf dem Gebäude und die beiden Wachtürme in der Nähe der Zentrale waren dunkel, aber die Kommandos durften nicht annehmen, sie seien unbesetzt, sondern mussten davon ausgehen, die feindliche Abwehr formiere sich bereits, sodass höchste Eile geboten war. Ein halbhoher Maschendrahtzaun schützte einen dreieinhalb Meter hohen Elektrozaun. Dieser Zaun stand ohne jeden Zweifel unter Strom - die tödliche Hochspannung war aus drei Meter Entfernung zu hören und wie Hitzewellen aus einem Hochofen körperlich zu spüren.
Sie saßen fest - sie konnten nur weiter vordringen, wenn sie ein Loch in den Zaun sprengten, und durften nicht unverrichteter Dinge den Rückzug antreten. Der Führer der Südkoreaner kauerte sich mit seinem Stellvertreter nieder, um die beste Angriffstaktik zu besprechen...
...als sie plötzlich vor sich Geräusche hörten. Binnen weniger Sekunden tauchten mehrere Dutzend schwer bewaffnete Soldaten aus einem Zugangstunnel auf der Nordseite des Bunkers vor ihnen auf und kamen geradewegs auf die südkoreanischen Kommandos zugestürmt.
Dabei hatte ihr Einsatz gerade erst begonnen...
Reno-Tahoe International Airport
Reno, Nevada
(zur gleichen Zeit)
Patrick McLanahan konnte sich nicht daran erinnern, selbst in seiner ersten Zeit als B-52-Bombenschütze und -Navigator jemals so schnell unterwegs gewesen zu sein. Lag das daran, dass diese jungen Kerle einfach Spaß daran hatten, alles im Eiltempo zu erledigen, oder war daran der gedrängte Zeitplan schuld? Dass Patrick kaum mitkam, konnte nicht an seinem Alter liegen - oder etwa doch?
Genau zur festgelegten Zeit stiegen die Besatzungen in einen klapprigen blauen Schulbus (wenigstens das hatte sich nicht geändert - dies schien derselbe alte Bus zu sein, mit dem Patrick vor fast 20 Jahren zu seiner B-52 hinausgefahren war), der rumpelnd anfuhr. Das erste Etappenziel war die Ausrüstungskammer, in der die Besatzungsmitglieder ihre Überlebensausrüstung fassten und die Funktion ihrer Sauerstoffmasken und Nachtsichtbrillen prüften. Rinc Seaver half Patrick, sein Zeug zu finden, und zeigte ihm, wie das Prüfgerät für Nachtsichtbrillen funktionierte, aber sie mussten sich beeilen, weil Rebecca Furness, ihre Kopilotin »Heels« Dewey und die anderen schon wieder zum Bus unterwegs waren. Ihr nächstes Ziel war die Einsatzleitung, wo die Besatzungen die Wetterberatung erhielten, ihre Flugpläne aufgaben, die NOTAMs einsahen, den Wartungsstand ihrer Flugzeuge kontrollierten, ihre Lunchpakete bekamen und zum letzten Mal nervös auf die Toilette gingen.
Für Patrick war dies die erste Gelegenheit, eine kurze Verschnaufpause einzulegen, und die anderen Besatzungsmitglieder zu beobachten, während sie ihre letzten Vorbereitungen trafen, bevor es zum Start ging. Die Unterschiede zwischen früher und heute erstaunten ihn immer wieder. Sie bewirkten, dass er sich etwas - eher, sehr - fehl am Platz und... nun ja, verdammt alt fühlte.
Denn als Erstes fiel ihm auf, wie jung diese Kerle waren. Obwohl die Air National Guard im Allgemeinen nur erfahrene Flieger aufnahm und in der 111th Bomb Squadron ungewöhnlich viele Stabsoffiziere flogen, sahen diese Kerle verdammt jung aus.
Ihr Slang und ihre Anspielungen - Imitationen von Bart Simpson, Austin Powers und Beavis und Butthead schienen groß in Mode zu sein - ließen sie noch jünger wirken. Sie alle trugen sehr kurze Haare, hatten zu frisch gewaschenen Fliegerkombis glänzend geputzte Stiefel an, rauchten keine Zigaretten (höchstens Zigarren -ja, auch die Pilotinnen) und fluchten nicht gewohnheitsmäßig, wie es früher üblich gewesen war. Sie schienen einen Wolfshunger zu haben - alle
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