Lautlose Jagd
außer Heels hatten zwei Lunchpakete bestellt, von denen sie eines in der Einsatzleitung verschlangen, um das zweite an Bord mitzunehmen -, wirkten aber trotzdem schlank und fit, einige sogar fast magersüchtig.
Rinc Seaver war kein typisches Exemplar dieser neuen Rasse von Fliegern. Während die anderen redselig, kumpelhaft und leger waren, war Seaver schweigsam, geschäftsmäßig und nicht sehr gesellig. Während die anderen ihre Checklisten in Klarsichthüllen steckten, auf denen Playboy- oder Playgirl-Fotos waren, die sie aus dem Internet heruntergeladen hatten, verzichtete Seaver auf solche Mätzchen.
Was ist nur mit diesem Kerl los?, fragte Patrick sich. Er brauchte Seaver keinen vollständigen Überprüfungsflug zu verpassen, um zu wissen, dass er auf allen Gebieten äußerst kompetent war - er kannte die B-1B in- und auswendig. Seine Staffelkameraden hatten offenbar nichts gegen ihn oder seine überragenden Fachkenntnisse, und Patrick ahnte, dass die Ablehnung, die Ausgrenzung und der heimliche Zorn, unter denen Seaver litt, trotz des Absturzes größtenteils nur ein Produkt seiner eigenen Fantasie waren. Den anderen Besatzungsmitgliedern war jeder willkommen, der durch seine Arbeit der Staffel diente.
Furness machte Patrick ein Zeichen, und sie gingen in den Flur hinaus, um ungestört miteinander reden zu können. »Bei allem Respekt, Sir - diese Abänderung des Szenarios ist echt Scheiße«, sagte Furness. Sie sprach leise, aber hörbar wütend. Nun, zumindest die Besatzungen schienen sich anständiger auszudrücken; bei den Kommandeuren war das anders. »Meine Jungs haben verdammt hart gearbeitet, um ihre Maschinen rechtzeitig und ohne Pannen startklar zu machen, und Sie belohnen sie dafür mit dem Zwang, die gesamte Planung umstoßen zu müssen. Das ist meinen Leuten gegenüber nicht fair.«
»Kein Grund zur Aufregung, Oberstleutnant«, antwortete Patrick. »Das alles wird bei der Schlussabrechnung berücksichtigt.
Aber Sie wissen so gut wie ich, dass Flexibilität bei Umplanungen zum Standardrepertoire jeder Einheit gehören muss. Beweglichkeit ist der Schlüssel zu erfolgreicher Luftkriegsführung.«
Furness nickte, aber ihre Miene blieb abweisend. »Meine Jungs werden mit allem fertig, was Sie uns vorsetzen, General.«
»Sehen Sie, das wollte ich hören, Oberstleutnant...«
»Aber sollte ich oder einer meiner Leute den Eindruck haben, dadurch würden Sicherheitsbelange verletzt, blase ich diese Übung ab und lasse es gern darauf ankommen, wer von uns beiden Recht hat«, sagte Furness. »Dienstgrad hin oder her - ich lasse nicht zu, dass jemand meine Besatzungen gefährdet.«
»Meine Hauptsorge gilt immer der Sicherheit der fliegenden Besatzungen, Oberstleutnant. Aber ich bin befugt, diese Übung so zu gestalten, wie ich es für nötig halte, um die Leistungen Ihrer Staffel beurteilen zu können. Das bedeutet, dass nicht Sie, sondern ich die Grenzen ziehe. Indem ich tue, was ich hier tue, setze ich meine eigene Karriere aufs Spiel. Wollen Sie dagegen protestieren, sollten Sie bereit sein, auch Ihre Karriere zu riskieren. Klar?«
»Nein, Sir, mir ist überhaupt nichts klar.«
»Keine Sorge, das kommt noch, Oberstleutnant«, versicherte Patrick ihr.
Rebecca Furness starrte den Brigadegeneral mit zusammengekniffenen Augen an und versuchte zu begreifen, was sie alles gehört hatte. »General, was zum Teufel geht hier vor? Hier geht's um mehr als eine Einsatz-Zertifizierung oder einen Überprüfungsflug für Seaver, nicht wahr?«
»Halten Sie sich nicht mit Vermutungen auf, Oberstleutnant!«, knurrte Patrick. »Dies ist meine Übung. Sie halten sich an meine Vorgaben - oder Sie geben Ihren Posten unter Protest auf. Haben Sie das verstanden?« Furness blieb nichts anderes übrig, als zustimmend zu nicken. »Gut. Ich schlage vor, dass Sie das Spiel weitergehen lassen, auch wenn es Ihnen merkwürdig erscheinen mag.
Lehnen Sie nichts ab, bevor Sie nicht sicher wissen, dass es daraus nichts zu lernen gibt.« Furness widersprach nicht, stimmte auch nicht zu - sie wirkte nur noch verwirrter. Allerdings schien sie nun neugierig und interessiert zu sein. »Weitermachen!«
»Ja, Sir«, antwortete Furness. »Der Wahlspruch unserer Staffel lautet: ›Eindringen, dezimieren, dominieren !‹ Wir geben niemals auf.«
»Hurra!«, sagte Patrick, ohne zu lächeln. Als sie in die Einsatzleitung zurückgingen, sagte er laut genug, um von allen gehört zu werden: »Ihre Staffel gefällt mir bisher sehr gut,
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