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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Besatzung und Bodenmannschaft die Fläche vor der B-1B nach irgendwelchen Gegenständen absuchten, die beim Rollen in die Triebwerke gesaugt werden konnten. Allerdings wurde das Vorfeld täglich mehrmals sorgfältig gekehrt und abgesaugt, und die Aussichten, dass die Besatzung, die sich mental auf den bevorstehenden Einsatz vorbereitete, tatsächlich etwas auf dem Beton entdeckte, waren sehr gering.
    Aber dieses Ritual war etwas, das Besatzung und Wartungsmannschaft gemeinsam für »ihren« Vogel taten. Das Flugzeug »gehörte« den Crew Chiefs, bis der Kommandant den Vordruck 781 unterschrieb; ab dann »gehörte« die B-1B der Besatzung, bis der Crew Chief es nach dem Einsatz wieder von ihr übernahm, indem er den Vordruck 781 unterschrieb. Die Suche nach Fremdkörpern war ein symbolischer Akt, zu dem sie sich zum Wohl »ihrer«
    Maschine zusammentaten. Für kurze Zeit waren sie keine Offiziere, Unteroffiziere oder Mannschaften, keine Flieger oder Angehörige des Bodenpersonals - sie waren gemeinsam Aces High.
    Patrick folgte Oberstleutnant John Long, der als Offensive Systems Officer (OSO) ihrer B-1B die Waffen in den drei Bombenkammern inspizierte. Das Flugzeug trug wie befohlen die volle Waffenlast. Für Patrick war es ebenso aufregend, hier Kammern mit scharfen Waffen zu inspizieren, wie es früher gewesen war, als er als Bombenschütze für die Gesamtbewaffnung der B-52 Stratofortress und später der EB-52 Megafortress verantwortlich gewesen war.
    Long zählte die Bomben in der vorderen Kammer. »Achtundzwanzig Mark 82 einsatzbereit«, stellte er fest. Da der Boden der Bombenkammer sich gut drei Meter über ihnen befand, konnte er nicht viel mehr tun, als die Bomben zu zählen und auf äußere Beschädigungen zu kontrollieren.
    Die 225 Kilogramm schwere Mk82 AIR war die zweitkleinste Bombe der U.S. Air Force und die kleinste Waffe an Bord der B-1B. Ihre Grundkonstruktion hatte sich seit den fünfziger Jahren nicht mehr verändert; tatsächlich stammten viele der in den Arsenalen lagernden über eine Million Bomben der Baureihe Mk8o noch aus dem Korea- oder Vietnamkrieg. Für Abwürfe im Tiefflug waren die Bomben Mk82 der B-1B mit dem modifizierten Heckleitwerk BSU-49/B Ballute ausgerüstet, dessen aufblasbarer Fallschirm sie so weit verlangsamte, dass der weiterfliegende Bomber ihren Wirkungsbereich verlassen hatte, wenn sie detonierten.
    Die Waffen lagen in scheinbar unsystematischer Anordnung in schrägen Aufhängevorrichtungen. Patrick konnte sich nicht recht vorstellen, wie diese Aufhängevorrichtungen seitlich weggeklappt werden würden, bevor die oberen Bomben ausgelöst wurden. Erstaunlich. Achtundzwanzig 225-kg-Bomben, die mit nur einer Fünftelsekunde Abstand sicher die Bombenkammer verließen. Er wusste natürlich, wie das System funktionierte, aber das Studium einer Schnittzeichnung war doch etwas ganz anderes, als unter einer Bombenkammer zu stehen, die mit fünf Tonnen Sprengstoff vollgepackt war.
    »Das hier sind meine Babys«, sagte John Long stolz, als sie die mittlere Bombenkammer erreichten. Diese Kammer enthielt ein Revolvermagazin mit acht 900 Kilogramm schweren Lenkbomben GBU-32 JDAM (Joint Direct Attack Munition), den gefährlichsten nichtnuklearen Waffen im Arsenal der B-1B.
    Obwohl ihre Radar gestützten Bombenangriffe im Horizontalflug schon immer sehr treffsicher gewesen waren, konnte die B-1B Block D erst seit der Einführung der GBU-32 Präzisionsangriffe fliegen. Die Zielkoordinaten wurden dem GPS-Computer jeder Bombe manuell eingegeben oder direkt von den Angriffscomputern der B-1B übernommen. Nach dem Abwurf steuerte die Bombe dieses Ziel mit Hilfe ihrer beweglichen Leitwerksflossen selbstständig an. Das Revolvermagazin der B-1B konnte seine acht JDAM in etwas über 60 Sekunden ausspucken.
    Nutzte die JDAM lediglich ihr eigenes Trägheitsnavigationssystem, betrug ihre Abweichung vom Ziel normalerweise nicht mehr als 50 bis 60 Meter, selbst wenn der Abwurf aus über 10000 Metern erfolgte. Konnte die Bombe im freien Fall jedoch die Signale von mindestens drei GPS-Satelliten empfangen, traf sie ihr Ziel wenigstens bis auf 20 Meter genau. Empfing sie mindestens sieben Sekunden lang acht Satelliten, was bei Abwürfen aus großer Höhe fast immer möglich war, betrug ihre durchschnittliche Abweichung weniger als sechs Meter, was bei einer 9oo-kg-Bombe garantierte, dass jedes Ziel, das kleiner war als ein dreistöckiges Haus, vernichtet wurde.
    Außerdem konnte die Bombe nach dem

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