Lautlose Jagd
das jetzt nicht abnahm. »Rodeo, setz dich mit den anderen Besatzungen zusammen und sieh zu, ob sie vielleicht Unterstützung brauchen.«
»Ich habe eine bessere Idee, Oberstleutnant«, sagte Patrick von der Tür her. Er griff in die Brusttasche seiner Fliegerkombi, zog einen kleinen Packen Briefumschläge heraus, fächerte sie wie Spielkarten auf und hielt sie Furness hin. »Ziehen Sie eine Karte.
Irgendeine.« Rebecca sah ihn verständnislos an, dann zog sie einen Umschlag. Patrick riss ihn auf, überflog den Text der Karte und nickte zufrieden. »Gut, sehr gut.« Er ging lächelnd hinaus.
»Was war das?«, überlegte Furness laut.
»Abänderung des Szenarios«, sagte Rinc. »Er muss gehört haben, dass wir gestritten haben, und beschlossen haben, zusätzliche Schwierigkeiten einzubauen.«
Tatsächlich kam wenige Augenblicke später eine Stimme aus den Deckenlautsprechern, die Furness aufforderte, zum Platz des Ersten Controllers im Bereitschaftsraum zu kommen. Im Bereitschaftsraum herrschte reges Treiben. Besatzungsmitglieder liefen durcheinander, holten Informationen ein und bereiteten sich auf die große Einsatzbesprechung in ein paar Stunden vor. »Was gibt es, Scarecrow?«, fragte Furness den Ersten Controller, Major Scan »Scarecrow« Asterman.
»Ich habe eben eine Mitteilung vom Oberschiedsrichter erhalten«, sagte Asterman. »Air Combat Command hat angeordnet, dass drei unserer Bomber im Direktflug auf den vorgeschobenen Stützpunkt verlegen, ohne unterwegs Angriffe zu fliegen. Der Gefechtsstab tritt in fünf Minuten zusammen.«
»Scheiße, Scheiße , Scheiße!«, rief Furness wütend. Das bedeutete, dass die restlichen vier B-1B die Ziele der ausfallenden drei Bomber übernehmen mussten. Und es erforderte eine komplette Umplanung: neue Waffenlasten, was Zeit kostete, ganz neue Angriffsplanung, neue Zielberechnungen, völlig neue Unterlagen für alle Einsatzmaschinen. Und ihnen blieben weniger als sechs Stunden Zeit, um einen ganzen Tag verlorene Planung aufzuholen.
Furness suchte den Raum ab und sah Brigadegeneral McLanahan mit seinem abhörsicheren Handy telefonieren. Patrick hob den Kopf, registrierte ihren wütenden Blick und schwenkte lächelnd den Umschlag, den sie selbst gezogen hatte! Er enthielt die Abänderung des Szenarios! Als McLanahan gemerkt hatte, wie reibungslos die Einsatzplanung lief, musste er beschlossen haben, kräftig Sand ins Getriebe zu streuen.
»Bin unterwegs«, sagte Rebecca zu Asterman. »Sie benachrichtigen die Besatzungen und fordern sie auf, sich für eine Neuplanung bereitzuhalten.« Als Patrick auf sie zukam, erklärte sie ihm halblaut: »Das ist nicht realistisch, General. Wir starten in weniger als sechs Stunden. Air Combat Command würde den neuen Einsatz einer Staffel zuweisen, die mit ihren Vorbereitungen weniger weit ist. Wir müssen umplanen, die Waffen umladen, alle Ziele neu zuweisen...«
»Dann schlage ich vor, dass wir zur Besprechung des Gefechtsstabs gehen und feststellen, was alles getan werden muss«, sagte McLanahan. »Aber es bleibt bei der Veränderung. Oder wollen Sie gleich jetzt das Handtuch werfen? Dazu sind Sie berechtigt.«
Furness biss die Zähne zusammen. »Kommt nicht in Frage, Sir«, knurrte sie halblaut, machte auf dem Absatz kehrt und hastete zum Ausgang. Patrick musste fast laufen, um mit ihr Schritt zu halten.
Bei Sukchon, Demokratische Volksrepublik Korea
(einige Stunden später)
Die Taktik war einfach: Das tun, was die Nordkoreaner seit Jahren taten - aber dieses Mal mit tödlichen Folgen.
Das 35 Meter lange Klein-U-Boot der Ywgo-Klasse mit nur 275 Tonnen Verdrängung unter Wasser sah wie ein hoch entwickeltes, aber irgendwie komisches Spielzeug aus. Seine Höchstgeschwindigkeit betrug zwölf Knoten; im Allgemeinen lief es jedoch nur drei bis vier Knoten, weil seine anfälligen Dieselmotoren keine größere Dauerbelastung vertrugen - also viel langsamer als manche Meeresströmungen entlang der koreanischen Halbinsel. Es gehörte zu den ungefähr 45 Klein-U-Booten, mit denen nordkoreanische Spezialeinheiten in südkoreanische Gewässer vorstießen, um Spione und Sabotagetrupps in der Nähe wichtiger Militärstützpunkte abzusetzen.
Aber im Lauf der Jahre waren mehrere Yugos erbeutet wo rden und gehörten jetzt den Kampfschwimmern der südkoreanischen Kriegsmarine.
Acht erbeutete Yugos waren vom südkoreanischen Kriegshafen auf der Insel Cheju im Ostchinesischen Meer zum Stützpunkt der Kampfschwimmer bei Inchon geschleppt
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