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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ziemlich klamm dort. Beim letzten Mal hat es mehrere Tage gedauert, bis ich eine Ersatz-Festplatte bekommen habe, einmal ganz abgesehen von einem Rechner. Die Sache ist die, dass …«
    »Nein«, unterbrach ihn Bishop. »In einer halben Stunde.«
    Der birnenförmige Mann ließ den Blick über den Boden wandern und blieb an einigen PCs hängen. »Vielleicht schaffen wir es, damit ein Mini-Netzwerk aufzubauen und die Backup-Daten neu zu laden. Dann …«
    »Mach es einfach«, sagte Bishop und nahm die Blätter aus dem Drucker, die sie per Screen dump aus Phates Computer herausgeholt hatten, bevor er alles verschlüsselt hatte. Zu den anderen sagte er: »Mal sehen, ob wir was erwischt haben.«
    Gillettes Augen und Mund brannten von den Dämpfen aus dem immer noch rauchenden Computer. Er sah, dass Bishop, Shelton und Sanchez innehielten und die Maschine unsicher betrachteten, wobei sie zweifellos alle das Gleiche dachten: Wie beunruhigend es doch war, dass etwas so Substanzloses wie ein Software-Code – eine einfache Abfolge digitaler Einsen und Nullen – so schmerzhafte, ja tödliche Auswirkungen auf den eigenen Körper haben konnte.
    Unter den Blicken seiner erfundenen Familie, die ihn aus den gerahmten Fotos im Wohnzimmer beobachtete, ging Phate beinahe atemlos vor Zorn in seinem Wohnzimmer auf und ab.
    Valleyman war in
seine
Maschine eingedrungen …
    Schlimmer noch, er hatte es mit einem blöden Backdoor-Programm gewagt, wie es sich jeder Oberstufen-Streber hacken konnte.
    Selbstverständlich hatte er sofort die Identität seiner Maschine und seine Internetadresse geändert. Gillette konnte unmöglich noch einmal bei ihm einbrechen, aber momentan beunruhigte Phate etwas ganz anderes: Was und wie viel hatte die Polizei gesehen? Gillette hatte ein Tarn- und Anonymizing-Programm eingesetzt, das sämtliche Dateneinträge überschrieben und damit jeden Hinweis darauf verwischt hatte, was er sich angeschaut und wie lange er sich in Phates System aufgehalten hatte – genau so, wie es Phate selbst auch getan hatte, als er in ISLEnet eingedrungen war. Womöglich hatte Gillette den Alarm nach fünf Sekunden ausgelöst, aber vielleicht hatte er sich bereits eine ganze Stunde in seinem Computer aufgehalten, sich Notizen gemacht und Screendumping-Files ausgedruckt. Das ließ sich nicht nachweisen.
    Obwohl diese Maschine nichts enthielt, was die Polizei zu seinem Haus in Los Altos führen würde, hatten sie womöglich einiges an Informationen hinsichtlich seiner aktuellen und zukünftigen Angriffe erbeutet. Hatte Valleyman den Ordner mit den »Aktuellen Projekten« entdeckt?
    Für den nächsten Angriff war bereits alles vorbereitet … Verdammt, eigentlich war er schon in vollem Gange.
    Sollte er sich ein neues Opfer suchen?
    Aber die Vorstellung, einen Plan aufzugeben, dem er schon so viel Mühe und Zeit geopfert hatte, war nur schwer erträglich. Ärgerlicher noch als die vergebliche Anstrengung war der Gedanke, dass seine Pläne – so er sie denn aufgeben musste – von dem Mann durchkreuzt wurden, der ihn schon einmal verraten hatte; der Mann, der damals das »Great Social Engineering« preisgegeben und letztendlich Jon Patrick Holloway ermordet hatte, indem er Phate zwang, für alle Zeiten in den Untergrund zu gehen.
    Er setzte sich wieder vor den Bildschirm, legte die schwieligen, entstellten Fingerkuppen auf die Plastiktasten, und wie jeder Hacker, der herauszufinden versucht, wie man einem vermasselten Script die Fehler austrieb, ließ er seine Gedanken nach Lust und Laune wandern.
    Jennie Bishop trug einen dieser grässlichen, auf dem Rücken offenen Krankenhauskittel.
    Und was genau, überlegte sie, sollten eigentlich diese kleinen blauen Punkte auf dem Stoff?
    Sie stellte das Kopfteil der Liege hoch und sah sich geistesabwesend in dem gelb gestrichenen Zimmer um, in dem sie auf Dr. Williston wartete. Es war Viertel nach elf, der Arzt hatte sich verspätet.
    Sie überlegte, was sie nach den Untersuchungen hier im Krankenhaus noch alles zu erledigen hatte: Einkaufen, Brandon von der Schule abholen, ihn zum Tennisplatz bringen. Heute trat der Junge gegen Linda Garland an, das niedlichste, vorwitzigste kleine Mädchen der vierten Klasse – und ein absolutes Biest, dessen einzige Strategie darin bestand, bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach vorne zum Netz zu laufen, um, davon war Jennie fest überzeugt, ihrem Gegner mit einem mörderischen Volley die Nase zu brechen.
    Natürlich dachte sie auch an Frank. Zum

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