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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wie ihr die Angst mit eisigen Klauen durch den Körper kroch – so kalt und kribbelnd, wie sich die Medizin vor kurzem in ihrem Arm ausgebreitet hatte.
    »Die Schwester, die sie mir verabreicht hat … sie hatte einen Computerausdruck dabei. Darauf war vermerkt, dass Sie die Spritze angeordnet haben.«
    »Was war das für ein Mittel? Wissen Sie das?«
    Vor Panik schneller atmend, flüsterte sie: »Ich weiß es nicht! Doktor, das Baby …«
    »Keine Sorge«, sagte er. »Das haben wir gleich. Welche Schwester war es denn?«
    »Sie hat, glaube ich, ihren Namen nicht genannt. Sie war untersetzt, kräftig gebaut, schwarzes Haar. Spanierin. Sie hatte so einen Rollwagen dabei.« Jennie fing an zu weinen.
    Der Wachmann beugte sich nach vorne. »Ist was passiert? Kann ich etwas tun?«
    Arzt und Patientin ignorierten ihn. Das Gesicht des Doktors jagte ihr das blanke Entsetzen ein – sie sah, dass auch er von panischem Schrecken erfasst war. Er neigte sich zu ihr hinunter und zog eine Taschenlampe aus der Tasche. Damit leuchtete er ihr in die Augen, anschließend maß er den Blutdruck, dann schaute er hinüber zu dem Hewlett-Packard-Monitor. »Puls und Blutdruck sind ein wenig erhöht, aber das ist noch kein Anlass zur Sorge. Ich gehe gleich los und erkundige mich, was geschehen ist.«
    Schon war er draußen.
    Noch kein Anlass zur Sorge …
    Der Wachmann erhob sich und schloss die Tür.
    »Nein«, sagte sie. »Lassen Sie sie auf.«
    »Tut mir Leid, das geht nicht«, erwiderte er. »Anweisungen Ihres Mannes.«
    Er setzte sich wieder und rückte mit dem Stuhl näher zu ihr. »Ziemlich still hier drin. Hätten Sie was dagegen, wenn ich den Fernseher lauter stelle?«
    »Keineswegs«, sagte sie. »Mir ist es egal.«
    Noch kein Anlass zur Sorge …
    Der Mann nahm die Fernbedienung in die Hand und fuhr die Lautstärke hoch, zappte sich bis zu einer anderen Seifenoper auf einem anderen Kanal durch und lehnte sich zurück.
    Kurz darauf spürte sie wieder, wie er sie anstarrte, doch Jenny war nicht mehr in der Verfassung, über den Wachmann nachzudenken. Jetzt dachte sie nur noch an den grässlichen Augenblick, in dem ihr die Spritze verabreicht worden war, und an das Baby. Sie schloss die Augen und betete, dass alles gut werde, legte die Arme um den Bauch, in dem ihre zwei Monate alte Tochter lag, vielleicht schlief, vielleicht auch reglos umhertrieb, während sie dem heftigen, ängstlichen Pochen des Herzens ihrer Mutter lauschte, einem Geräusch, das bestimmt die ganze dunkle Welt dieses winzigen Wesens beherrschte.

33 Kapitel 00100001
    Umständlich und gereizt rückte Agent Arthur Backle seinen Stuhl zur Seite, damit er Wyatt Gillettes Computer besser im Blick hatte.
    Der Hacker blickte bei dem scharrenden Geräusch, das der Stuhl verursachte, kurz zur Seite, dann widmete er sich wieder dem Monitor und klackerte weiter mit fliegenden Fingern auf der Tastatur herum.
    Die beiden Männer waren allein im Büro der Abteilung für Computerkriminalität. Nachdem er erfahren hatte, dass sich der Killer womöglich seine Frau als nächstes Opfer ausgesucht hatte, war Bishop sofort zum Krankenhaus gerast. Alle anderen waren ihm gefolgt, bis auf Gillette, der zurückblieb, um die E-Mail zu dechiffrieren, die sie von dem Typen mit dem eigenartigen Namen Triple-X erhalten hatten. Der Hacker hatte zu verstehen gegeben, dass Backle im Krankenhaus womöglich nützlicher sein könnte, doch der Agent hatte ihm lediglich mit diesem undurchdringlichen schiefen Lächeln geantwortet, das Verdächtige zur Raserei bringen konnte, und war mit seinem Stuhl näher gerückt.
    Backle konnte es noch immer nicht fassen, mit welcher Geschwindigkeit die unempfindlichen, schwieligen Fingerspitzen des Hackers über die Tasten flitzten.
    Dabei war Backle, militärischer Agent im Außendienst, schnelles Tippen durchaus vertraut; er hatte in den vergangenen Jahren jede Menge flotte Schreiber erlebt. Im Rahmen seiner Ausbildung hatte der Agent selbst an mehreren Kursen zum Thema Computerkriminalität teilgenommen, die vom CIA, dem Justizministerium und seiner eigenen Behörde, dem Verteidigungsministerium, angeboten worden waren. Stundenlang hatte er sich Videos angesehen, die Hacker in Aktion zeigten.
    Gillette rief ihm einen erst kürzlich absolvierten Kurs in Washington, D.C., in Erinnerung.
    Dort hatten sich Agenten der Criminal Investigation Division in einem der vielen Konferenzräume des Pentagon von zwei jungen Männern unterrichten lassen, die nicht gerade wie

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