Lautloses Duell
meine besorgt.«
»So ist es nicht gewesen.« Gillette sah Bishop an, der eine Augenbraue hob, was andeutete, dass auch der Detective diese Variante nicht für ausgeschlossen hielt, auch wenn er sich nicht dazu äußerte.
»Wenn ich dahinter komme, dass Sie es waren …«
»Hey, hey, hey«, sagte Bishop. »Ich finde, Sie sollten Gillette gegenüber ruhig eine Spur dankbarer sein, Sir. Es könnte gut sein, dass er Ihnen das Leben gerettet hat.«
Der Agent versuchte, dem Blick des Polizisten standzuhalten, gab jedoch bald auf und ging zu einem Stuhl, auf dem er sich vorsichtig niederließ. »Trotzdem behalte ich Sie im Auge, Gillette.«
Bishop nahm einen Anruf entgegen. Nachdem er aufgelegt hatte, klärte er die anderen auf: »Das war noch mal Huerto. Er sagt, sie hätten einen Bericht aus Harvard, der besagt, dort hätte es niemanden namens Shawn gegeben, der zu der gleichen Zeit wie Holloway als Student eingeschrieben war oder sonst wie an der Schule gearbeitet hat. Er hat auch die anderen Arbeitsstätten von Holloway überprüft – Western Electric, Apple und wie sie alle heißen. Auch dort gab es keinen Angestellten namens Shawn.« Ein Blick zu Shelton. »Er sagt auch, dass es bei dem MARINKILL-Fall langsam brenzlig wird. Die Kerle sind sozusagen in unserem Hinterhof gesichtet worden. In Santa Clara, gleich auf der anderen Seite der Hunderteins.«
Bob Shelton lachte auf, was er nur selten tat. »Der Fall läuft dir nach, Frank, ob du ihn nun haben willst oder nicht!«
Bishop schüttelte den Kopf. »Schon möglich, aber ich kann hier und jetzt ganz bestimmt nichts damit anfangen. Er zieht nur Einsatzkräfte ab, dabei brauchen wir alle Hilfe, die wir kriegen können.« Er wandte sich an Patricia Nolan: »Was haben Sie im Krankenhaus in Erfahrung gebracht?«
Sie erklärte, dass sie und Miller das Netzwerk des medizinischen Zentrums untersucht hätten und dabei zwar Spuren von Phates gewaltsamem Eindringen entdeckt hätten, aber nichts, woraus sich schließen ließe, von welchem Punkt aus er seinen Angriff gestartet hatte.
»Der SysAdmin hat das hier ausgedruckt.« Sie reichte Gillette einen ansehnlichen Stapel Ausdrucke. »Das sind die Loginund Logout-Protokolle der letzten Woche. Ich dachte, vielleicht entdecken Sie ja etwas.«
Gillette beugte sich sofort über die Seiten; es mussten etwa hundert sein.
Dann schaute sich Bishop im Dinostall um und runzelte die Stirn. »Sagt mal, wo ist eigentlich Miller?«
»Er hat die Computerzentrale des Krankenhauses vor mir verlassen. Er wollte direkt hierher fahren.«
Ohne von den Ausdrucken aufzusehen, brummte Gillette: »Hier ist er nicht aufgetaucht.«
»Vielleicht ist er gleich rüber ins Rechenzentrum von Stanford?«, warf Mott ein. »Er bucht dort oft Computerzeit. Vielleicht wollte er eine heiße Spur überprüfen.« Er versuchte es über Millers Handy, bekam aber keine Antwort und hinterließ eine Nachricht auf Millers Mailbox.
Gillette überflog unermüdlich Ausdruck um Ausdruck, bis ihm ein besonderer Eintrag auffiel, der sein Herz sofort schneller schlagen ließ. Zur Sicherheit las er die Zeilen noch einmal durch. »Nein …«
Er hatte nur leise geredet, aber das gesamte Team unterbrach sofort sämtliche Unterhaltungen und sah zu ihm herüber.
Der Hacker hob den Kopf. »Nachdem er im Stanford-Packard gerootet hat, hat sich Phate in andere Systeme eingeloggt, die irgendwie mit Krankenhäusern in Verbindung stehen. Auf diese Weise hat er beispielsweise das Telefonsystem außer Kraft gesetzt. Außerdem ist er vom Krankenhaus aus in einen Computer außerhalb übergewechselt. Der hat Stanford-Packard als vertrauenswürdiges System erkannt, und so konnte er einfach durch die Firewalls durchmarschieren und auch dort rooten.«
»Welches andere System?«, fragte Bishop.
»Die Northern California University in Sunnyvale.« Gillette schüttelte den Kopf. »Er hat sich die Namen und persönlichen Daten von zweitausendachthundert Studenten heruntergeladen.« Der Hacker seufzte. »Außerdem hat er die Daten sämtlicher Sicherheitsvorkehrungen und die persönlichen Informationen über jeden Sicherheitsbeamten, der für die Schule arbeitet. Die Uni dürfte wohl sein nächstes Ziel sein.«
Jemand verfolgte ihn …
Wer war das?
Phate schaute in den Rückspiegel auf die Fahrer hinter ihm auf der Route 280, auf der er sich fluchtartig vom CCU-Hauptquartier in San Jose entfernte. Er war zutiefst verstört darüber, dass Valleyman ihn einmal mehr ausgetrickst hatte,
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